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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Familienmitglied geweckt, sich seine Flinte geschnappt und war herbeigeeilt, um zu untersuchen, was da geschehen war. Mac konnte nur hoffen, dass diese Leute keine Kollaborateure waren. Falls doch, verständigte der jüngere Mann wahrscheinlich just in diesem Moment den örtlichen Kommandanten der Nazis.
    Seine Sorge legte sich ein wenig, als der Jüngere nach wenigen Minuten mit einer Holzkonstruktion wiederkam, die aussah wie ein Teil eines Weidezauns. Er legte das Teil auf den Boden und bedeutete Mac, er solle Dai darauflegen.
    Â»Wir ihn tragen zum ’aus«, sagte er.
    Noch nie hatte Mac Worte gehört, die ihm willkommener gewesen wären. Aber selbst wenn es im Augenblick so aussah, als seien sie unter Freunden, war ihm klar, dass sie nach wie vor in Gefahr waren.
    Wenn Mac sich später an jene Nacht erinnerte, kam sie ihm vor wie ein Albtraum. Er und Dai wurden zuerst zu einer Scheune gebracht. Dort versteckte man sie in einer Höhle zwischen Strohballen, die eigens zu diesem Zwecke geschaffen zu sein schien. Und vielleicht war sie das ja auch; vielleicht hatte der Bauer genau für eine solche Eventualität Vorkehrungen getroffen; vielleicht war das Versteck vor ihnen auch schon von anderen benutzt worden. Der jüngere Mann, der Yves hieß, erklärte in relativ gut verständlichem Englisch, dass es noch zu gefährlich sei, sie ins Haus zu bringen. Die ganze Gegend sei noch von Nazis besetzt, und falls jemand das Flugzeug hatte landen sehen – was mehr als wahrscheinlich war, es sei denn, alle wären auf ihrem Posten eingeschlafen –, dann würden die Nazis nun die Umgebung durchkämmen und nach Überlebenden suchen.
    Mac nickte; er hatte verstanden: Falls man Dai und ihn hier entdecken sollte, würden der Bauer und seine Familie höchstwahrscheinlich erschossen. Doch es war keine besonders schöne Erfahrung, neben dem bewusstlosen Dai in der engen Höhle zwischen den Strohballen eingekeilt zu sitzen, während ein Ballen nach dem anderen wieder vor die Lücke gesetzt wurde.
    Â»Wenn es ist sicher, wir kommen wieder und bringen Essen und Wasser und einen Arzt für Ihren Freund«, flüsterte Yves, ehe er den letzten Strohballen wieder an seinen Platz schichtete. Dann war Mac von Dunkelheit umgeben, und alle Geräusche klangen nur noch gedämpft. Es war, so dachte Mac, wie in einem Sarg aus Stroh.
    Dai kam immer mal wieder kurz zu sich, murmelte etwas und schlug um sich. Mac vermutete, dass er ziemlich viel Blut verloren hatte. Vielleicht hätte er ihn besser beim Flugzeug lassen sollen. Wenn die Nazis ihn dort gefunden hätten, wäre Dai zwar in Kriegsgefangenschaft geraten, aber immerhin hätte man ihn dort medizinisch versorgt. Aber so würde es vermutlich Stunden dauern, ehe Yves und sein Vater einen Arzt für ihn holen konnten, und selbst dann hätte der Arzt nur begrenzte Möglichkeiten, etwas für ihn zu tun. Er vermutete, dass Dai operiert werden musste. Er sollte besser im Krankenhaus liegen und nicht in einem Gefängnis aus Strohballen. Aber Mac konnte im Augenblick nichts für ihn tun, außer es dem Jungen so bequem wie möglich zu machen. Wenigstens waren sie beide noch am Leben.
    Mac begab sich in eine halbwegs bequeme Bauchlage, legte den Kopf auf die Arme und versuchte, ein bisschen Schlaf zu bekommen.
    Mac und Dai verbrachten zwei Tage und zwei Nächte in der Scheune, ehe Jacques, der Bauer, es für sicher genug hielt, dass die beiden Männer ihr Versteck verlassen konnten. Immerhin durfte er zwischendurch ab und zu mal für ein paar Minuten ins Freie, um die Glieder auszustrecken und frische Luft zu atmen, während der Bauer und seine Familie von Aussichtspunkten am Rande des Hofs Wache hielten. Sie brachten auch Essen, dicke Stücke Käse und Brot, Wasser, starken Kaffee und sogar einen Krug Landwein. Verständlicherweise war die Familie ziemlich nervös; das forscheste Familienmitglied war Jacques’ Tochter Anne-Louise, ein hübsches junges Mädchen, das furchtlos über die Deutschen herzog.
    Â»Pah! Ich mir lasse doch von denen nicht einschüchtern!«, erklärte sie, als Mac seiner Sorge darüber Ausdruck verlieh, was wohl mit der Familie geschehen würde, wenn die Deutschen herausfanden, dass sie alliierten Fliegern Unterschlupf gewährten. »Ich will mir selbst und Frankreich treu bleiben. Ihr kämpft für uns – und deshalb werden wir

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