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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Hosen herausgesucht und seine Uniform in einem Laubfeuer auf dem Feld verbrannt. Aber sowohl Jacques als auch Yves waren beide kleiner und stämmiger als Mac. Während das Hemd noch einigermaßen passte, waren die Hosen an der Taille viel zu weit und hingen an seinem Hintern herab wie ein Sack, wohingegen die Aufschläge ein gutes Stück oberhalb seines Knöchels endeten, so dass man seine Fliegerstiefel sehen konnte. Er sträubte sich dagegen, sich von seinen Stiefeln zu trennen, vor allem, da die Schuhe, die Yves ihm gebracht hatte, alle mindestens eine Nummer zu klein für ihn waren. Wenn er sich zu Fuß in die Schweiz aufmachte, wollte er wenigstens bequeme Schuhe tragen.
    Sie holten ein Maßband und maßen seine Figur, während sie die ganze Zeit über in schnellem Französisch miteinander plapperten, und am nächsten Tag tauchte eine Hose aus dichtem, strapazierfähigem Baumwollgewebe auf. Als er sie anprobierte, stellte Mac zu seiner Erleichterung fest, dass er die Hosenträger auf die gewohnte Länge herunterlassen konnte. Mit einer alten Jacke von Jacques und einer schwarzen Baskenmütze auf dem Kopf konnte Mac auf den ersten Blick durchaus als Franzose durchgehen.
    Als Nächstes mussten sie seine Marschroute bestimmen. Yves und Anne-Louise brüteten über Landkarten, sowohl über ihren eigenen, die sie aus Telefonbüchern gerissen hatten, wie auch über Macs Fluchtkarte aus seinem Überlebenspaket, und stellten eine Liste der Dörfer auf, die Mac durchqueren musste. Aus den Tiefen eines Schrankes beförderte Yves einen Rucksack hervor, der nicht nach militärischer Ausrüstung aussah. Mac packte eine Plastikflasche mit Wasser, seinen Beutel und das Überlebenspaket, einen Laib Brot sowie Käse und Fleisch hinein, die Anne-Louise für ihn in fettdichtes Papier gewickelt hatte. Nun brauchte er nur noch zu warten, bis es dunkel genug war, damit er sich gefahrlos auf den Weg machen konnte.
    Zum Abschied versammelte sich die ganze Familie auf der Treppe des Hauses.
    Â»Ich werde Ihnen nie vergelten können, was Sie für mich getan haben«, sagte Mac, und obwohl sie vielleicht nicht jedes Wort verstanden hatten, hatte er seine Dankbarkeit wohl deutlich genug übermittelt.
    Yves zuckte mit den Schultern. »Für unsere Freunde wir tun, was wir können.«
    In der Nachtluft hörte man plötzlich das Dröhnen schwerer Flugzeugmotoren. Mac blinzelte in den Himmel hinauf; in dieser Nacht waren keine Sterne zu sehen, nur das Mondlicht schimmerte an einer Stelle hinter der dichten Wolkendecke hervor. Im schwachen Licht des Mondes konnte er die Umrisse eines Bomberverbands und die ihn begleitenden Jagdflugzeuge erkennen. Er fragte sich, welches Ziel sie in dieser Nacht haben mochten, und hoffte inständig, dass es nicht zu einem Luftkampf genau über ihm käme, sollten sie von der Luftwaffe verfolgt werden. Falls noch ein Flugzeug abstürzte und man im unbeständigen Licht des Mondes die Fallschirme heruntergehen sah, würde es in der ganzen Gegend bald nur so von Deutschen wimmeln.
    Â»Ich mache mich jetzt lieber auf den Weg.« Er schulterte seinen Rucksack.
    Â»Bonne chance!« Yves verabschiedete sich mit einer kräftigen Umarmung und küsste ihn auf beide Wangen, und die anderen taten es ihm nach. Mac, der diese Form von Körperkontakt nicht gewohnt war, zuckte innerlich zurück, schaffte es aber, seine Zurückhaltung zu überwinden, und klopfte ihnen auf die Schultern. Auf keinen Fall wollte er diese brave, anständige Familie verprellen, die ihm das Leben gerettet hatte.
    Er durchschritt den Innenhof, wandte sich um und blickte zurück. Sie standen alle noch da und winkten ihm zu, doch Mac musste jetzt an Dai denken, der eigentlich mit ihm hätte gehen sollen, aber nun niemals nach Hause zurückkehren würde. Irgendjemand würde seiner Familie die schlechte Nachricht überbringen müssen; Mac hielt das für seine Aufgabe.
    Die ersten Zeilen aus einem Gedicht von Rupert Brooke, das er vor langer Zeit in der Schule gelernt hatte, kamen ihm in den Sinn:
    Wenn ich denn sterbe, denk nur dies von mir:
    Es gibt dann in der Fremde einen Winkel
    Der immer England ist. 6
    Auch wenn das Gedicht während des Ersten Weltkriegs geschrieben worden war, so besaß es jetzt immer noch die gleiche Aktualität.
    Ihm wurde die Kehle eng, und seine Augen brannten. Lebwohl, Dai …
    Der

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