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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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möglich zerstören. Er war sich ziemlich sicher, dass sie sich immer noch auf feindlichem Territorium befanden; ein brennendes Flugzeug wäre wertlos für den deutschen Geheimdienst, und wenn jemand das Flugzeug hatte landen sehen und gleich darauf ein Feuer ausbrach, bestand immerhin die Chance, dass sie annahmen, die Besatzung sei in den Flammen gestorben, und sich deshalb gar nicht erst die Mühe machen würden, nach ihnen zu suchen.
    Â»Komm, Dai, alter Knabe, wir müssen dich hier irgendwie rausschaffen«, sagte Mac und krabbelte nach hinten zu seinem verwundeten Partner.
    Es heißt, dass man in der Not Kräfte aufbringt, die man nie für möglich gehalten hätte. Das erlebte auch Mac in dieser Nacht. Im Rückblick konnte er sich gar nicht mehr daran erinnern, wie er Blechteile auseinandergebogen hatte, um Dai zu befreien, und den schlaffen, schweren Körper aus der Beau gezogen hatte. Dai war mittlerweile von den Schmerzen ohnmächtig geworden. Mac hatte ihn sich auf die Schultern geladen, ihn in sichere Entfernung von der beschädigten Maschine geschleppt und war zurückgelaufen, um sie in Brand zu setzen. Kaum war das Feuer aufgeflammt, rannte in die Richtung zurück, wo er Dai abgelegt hatte, und warf sich auf den Boden. Das Flugzeug explodierte in einem Feuerball, und brennende Trümmer flogen durch die Luft, dann kam er wieder auf die Füße und rannte weiter.
    Dai war immer noch bewusstlos. Mac untersuchte im Mondlicht sein Bein und musste die Zähne zusammenbeißen, als er das zerfetzte Fleisch und den gesplitterten Knochen sah. Er wuchtete sich Dai erneut auf den Rücken und machte sich auf den Weg über die Felder, schwankend unter dem schweren Gewicht. Bei seiner Landung hatte er in der Ferne eine Art Bauernhof wahrgenommen; nun ging er in Richtung des Gebäudes und hoffte inständig, dass die Bewohner ihm freundlich gesonnen und keine Kollaborateure waren.
    Eine langgestreckte Hecke warf ihren dunklen Schatten auf die vom Mond erleuchteten Felder. Mac steuerte auf eine Lücke zu, die wie ein Durchgang aussah. Er wankte hindurch, stolperte über den unebenen Schlammboden, der von Füßen oder landwirtschaftlichen Geräten aufgewühlt worden war, und zuckte entsetzt zusammen, als zwei Gestalten sich aus der Dunkelheit jenseits der Hecke lösten und etwas auf Französisch riefen. Mac hatte sich so sehr erschreckt, dass er zunächst überhaupt nicht verstand, was sie sagten, doch an dem Gewehr, das sie auf ihn gerichtet hatten, gab es nichts misszuverstehen; der Lauf zitterte kaum einen Meter von seinem Kopf entfernt. Mac erstarrte.
    Â»Anglais« , sagte er, nicht sicher, ob seine Nationalität die Dinge besser oder schlimmer machte.
    Zu seiner Erleichterung senkte sich das Gewehr etwas, und einer der Männer sagte auf Englisch mit starkem französischem Akzent: »Wer sind Sie?«
    Â»Squadron Leader James Mackenzie. Und Sergeant David Renshaw.« Dai drohte ihm vom Rücken zu rutschen. Mac beugte sich vor und zog ihn wieder höher, wobei er schon befürchtete, dass seine Bewegung den Mann zu einem erneuten Anlegen des Gewehrs veranlassen würde. Doch der Mann blickte ihn lediglich argwöhnisch an.
    Â»Was Sie wollen ’ier?«
    Â»Wir versuchen, Ihr Land von den verdammten Hunnen zu befreien«, gab Mac zurück. »Wir mussten eine Notlandung machen. Mein Sergeant ist schwer verletzt. Ich glaube nicht, dass ich ihn noch viel weiter tragen kann.«
    Wenigstens wurde jetzt das Gewehr ganz gesenkt. Die beiden Männer umkreisten Mac, musterten Dai und betrachteten sein zerschmettertes Bein.
    Â»Sie warten ’ier«, sagte der Jüngere der beiden. Er sprach in schnellem Französisch mit seinem Begleiter und lief dann über das Feld davon. Mac wartete, stützte dabei immer noch Dai und schaute den älteren Mann an, der wieder das Gewehr erhoben hatte, da er offenbar Angst hatte, mit zwei Fremden allein zu sein, auch wenn sie behaupteten, Engländer zu sein. Er trug eine Jacke aus grobem Tuch, offenbar über seinem Flanellnachthemd. Der Saum des Nachthemds hing über seinen Hosenbund herab. Das runzlige, wettergegerbte Gesicht und das zerzauste Haar weckten bei Mac die Vermutung, dass er der Bauer war, auf dessen Land sie gelandet waren. Wahrscheinlich hatte er das Flugzeug über dem Feld kreisen sehen oder war vom Dröhnen der Motoren wach geworden, hatte ein

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