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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Patrioten. Er hieß Mac in seinem Haus willkommen, versorgte ihn mit nahrhafter Kost und gutem Wein und erlaubte ihm, ein paar Tage in einem seiner vielen Zimmer zu bleiben.
    Mac fühlte sich inzwischen etwas sicherer. Nachts flogen keine Bomberverbände mehr über ihm am Himmel vorbei, und weniger deutsche Patrouillen waren unterwegs, um nach abgestürzten Piloten zu suchen. In einigen Tagen würde er in der Schweiz sein. Doch er blieb weiterhin vorsichtig. Während er voranschritt, riss er die Namen der Dörfer, durch die er gegangen war, von dem Zettel, auf dem die Details seiner Marschroute standen. Falls er gefangen genommen wurde, wollte er nicht den Zorn der Deutschen auf diejenigen lenken, die ihm unterwegs geholfen hatten.
    Erst auf der letzten Etappe seines Weges begegnete Mac dem Feind. Unweit der Grenze wollte er gerade ein flaches Tal durchqueren, als er zwei deutsche Wachtposten entdeckte, die zwischen ihm und der sicheren Schweiz standen. Sofort war er auf der Hut, jeder Nerv war zum Zerreißen gespannt. Er blickte sich nach einer Deckung um, doch weit und breit war nichts Geeignetes in Sicht, und er musste feststellen, dass die Wachtposten ihn schon entdeckt hatten. Mac wich seitwärts in ein Weizenfeld aus und rannte im Zickzack über die Stoppeln; das Blut hämmerte ihm im Kopf, und seine Beine schienen weich wie Gummi. Vor sich, vielleicht vierhundert Meter entfernt, konnte er Männer – offenbar Schweizer Wachtposten – mit gespreizten Beinen auf der Straße stehen sehen. Sie starrten wie hypnotisiert in seine Richtung. So nah – so verflucht nah! Doch die Deutschen würden ihn wahrscheinlich einholen, das war ihm klar. Sie waren nicht die letzten zehn Tage von morgens bis abends marschiert; ihre Füße waren nicht überzogen mit aufgeplatzten, blutenden Blasen von scheuernden Stiefeln. Als er das andere Ende des Weizenfeldes erreicht hatte, riskierte Mac einen Blick über die Schulter. Einer der Deutschen taumelte ein bisschen, doch der andere, ein paar Meter weiter vorn, rannte so zielstrebig und verbissen wie ein Leichtathlet auf der Zielgeraden.
    Nur noch dreihundert Meter, die ihn von der Freiheit trennten. Keuchend, ohne sich des brennenden Schmerzes in seinen Füßen und der scharfen Seitenstiche überhaupt bewusst zu sein, brachte Mac seine letzten Kraftreserven auf und rannte weiter. Vor sich konnte er ein Bauernhaus sehen, bestimmt gehörte es dem Bauern, durch dessen Weizenfeld er gerade gerannt war. Mac sprang über einen Graben und drängte durch eine Hecke. Zweige schlugen ihm gegen Gesicht und Hände und kratzten ihm die Haut blutig, doch er bemerkte es kaum. Sein Bewusstsein war ganz darauf konzentriert, das Bauernhaus zu erreichen, bevor die Deutschen ihn einholten.
    Eine Kugel pfiff an seinem Ohr vorbei. Erst später wurde ihm klar, dass die Deutschen ihn ganz leicht in den Rücken hätten schießen können, wenn sie es gewollt hätten. Vielleicht gab es auch auf Feindesseite ein paar Männer, die es nicht über sich brachten, kaltblütig einen unbewaffneten Mann niederzuschießen – einen Mann, der Soldat war genau wie sie, auch wenn er auf der anderen Seite stand. Vielleicht war der Schuss nur eine Warnung gewesen, und sie hatten auf den natürlichen menschlichen Instinkt gebaut, sich in einer solchen Situation in Deckung zu begeben. Vielleicht wollten sie bloß beweisen können, dass sie ihre Pflicht getan hatten, wenn sie sich vor ihrem Vorgesetzten verantworten mussten. Auf jeden Fall ging ihr Schuss ins Leere, und Mac war ihnen ewig dankbar dafür.
    Draußen vor dem Bauernhaus reinigte ein Mann irgendein landwirtschaftliches Gerät. Er blickte überrascht und erschreckt auf, als Mac auf ihn zugestürmt kam, hielt die Hand vor die Augen, um die Sonne abzuschirmen, und konnte kaum glauben, welches Bild sich ihm da bot. Keuchend rannte Mac auf ihn zu.
    Â»Schweiz?«
    Der Mann nickte, sein wettergegerbtes Gesicht blickte verständnislos drein.
    Eine Woge der Erleichterung schlug über Mac zusammen und schien den letzten Rest seiner Kraft mit sich fortzuspülen. Seine Beine drohten ihm zu versagen, seine Wirbelsäule sank in sich zusammen. Es kostete ihn eine enorme Anstrengung, überhaupt noch den Kopf zu drehen, um zu schauen, was seine Verfolger taten. Das Blut pochte ihm hinter den Augen und trübte seine Sicht, so dass ein schwarzer Schleier

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