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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Bomberverband und seine Eskorte waren jetzt genau über ihm. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Luftwaffe in großer Zahl erscheinen würde, um sie anzugreifen. Mac fragte sich, wie viele andere junge Männer, die voller Elan in diese Flugzeuge gestiegen waren, in dieser Nacht nicht wieder nach Hause zurückkehren würden. Widerstrebend wandte er den Blick ab und machte sich auf den Weg in Richtung Schweiz.
    Was ihm auf der Karte gar nicht so weit erschienen war, entpuppte sich in Wahrheit als ein langer Fußmarsch, und erst nach mehr als einer Woche befand sich Mac in unmittelbarer Nähe der Schweizer Grenze. Die erste Nacht und den Großteil des nächsten Tages über ging Mac ohne Pause vierzehn Stunden über abgelegene Straßen und Feldwege; aufrecht gehalten wurde er dabei von den Benzedrintabletten aus seinem Überlebenspaket und seiner zähen Entschlossenheit. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen und überprüfte seine Route mithilfe der Karten, die er in seiner Tasche zusammengefaltet hatte, und einem Kompass, den Anne-Louise ihm in den Aufschlag der alten Jacke ihres Vaters eingenäht hatte. Er hatte noch einen weiteren Kompass, zwei Hosenknöpfe, die man zusammenstecken konnte und die er aus seiner Uniform gerettet hatte, bevor Jacques sie verbrannte, doch der andere Kompass ließ sich einfacher ablesen, vor allem, wenn seine Augen vor Müdigkeit schmerzten und die Sonne ihn blendete.
    Die erste Nacht seines langen Marsches verbrachte er unter einer Hecke, die zweite in einem Heuhaufen. Inzwischen taten ihm nicht nur die Beine weh, sondern sein ganzer Körper schmerzte, und seine Füße fühlten sich an, als stünden sie in Flammen. Als er sich aus dem Heuhaufen erheben wollte, konnte er sich kaum noch bewegen; seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Er massierte sich die Beine, wagte aber nicht, sich die Stiefel auszuziehen und die Blasen zu versorgen, die vermutlich inzwischen aufgegangen waren und bluteten, denn er befürchtete, dass er die Stiefel danach nicht wieder würde anziehen können.
    Während er ganz langsam, Schritt für Schritt, losmarschierte, kehrte allmählich wieder Leben in seine Beine. Der Schmerz in Waden und Oberschenkeln war zwar kaum auszuhalten, doch wenigstens konnte er wieder einen Fuß vor den anderen setzen. Neben der Straße floss ein kleiner Bach entlang. Mac spritzte sich Wasser in sein staubiges Gesicht, das von der ständigen Sonnenbestrahlung brannte, rieb sich über die rauen Bartstoppeln, die sich in den letzten Tagen gebildet hatten, und füllte seine Flasche wieder auf. Er wusste, dass er sie nicht einfach an einem Dorfbrunnen füllen konnte, denn nichts würde ihn leichter als Engländer verraten. Die Franzosen benutzten Wasser nur zum Waschen, sie tranken ausschließlich Wein.
    In der Nachmittagshitze kam er an einem abgelegenen Häuschen vorbei. Auf der angrenzenden Wiese lagen ein paar Kühe gemächlich wiederkäuend im spärlichen Schatten der Bäume, einige Hühner gackerten im Staub vor dem Haus herum. Mac beschloss, das Risiko einzugehen und an die Tür zu klopfen. Er musste sich dringend irgendwo ausruhen und etwas essen. Er bezweifelte, dass er noch viel länger gehen könnte, wenn er nicht eine Pause einlegte.
    Er hatte Glück. Die Hausbewohner, zwei ältere Damen, waren der Besatzungsmacht genauso feindlich gesonnen wie Anne-Louise. Sie nahmen ihn in ihr Haus auf, gaben ihm etwas zu essen, machten Wasser warm, damit er sich waschen konnte, und brachten ihm eine Flasche reinen Alkohol, mit dem er sich die schmerzenden Beine einreiben konnte. Zum ersten Mal seit Beginn seines Marsches wagte Mac es, sich die Stiefel auszuziehen und seine blutenden Füße zu versorgen.
    Erst nach drei Tagen verließ er diese abgelegene Zuflucht. Es war nicht leicht gewesen, sich mit den Frauen zu verständigen, da sie kein Wort Englisch sprachen, aber viele Worte waren auch nicht nötig gewesen. Sie konnten ihm begreiflich machen, welche Route er einschlagen musste, und er marschierte weiter, ausgeruht und in optimistischer Stimmung über die Loyalität und den Nationalstolz der Einwohner in diesem Teil Frankreichs. Im nächsten Dorf vertraute er sich einer dicken, alten, ganz in Schwarz gekleideten Frau an, die dösend in der Nachmittagssonne vor ihrem Haus saß. Sie wies ihm den Weg zum Pfarrer des Dorfes, einem drahtigen kleinen Mann und strammen

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