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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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über der sonnigen Landschaft zu hängen schien. Die Deutschen hatten kurz vor der Grenze angehalten, ein paar Hundert Meter von ihm entfernt. Einer beugte sich vor, um wieder zu Atem zu kommen; der andere hatte die Hände in die Hüften gestemmt und blickte einfach nur zu ihm hinüber. Mac hob zitternd die Hand, die Deutschen erwiderten die Geste; es war, als winkten sie einander über die Grenze hinweg zu. Dann gaben Macs Knie unter ihm nach, und er sank völlig erschöpft zu Boden. Er hatte es geschafft. Er war in der Schweiz.
    Es sollte fast ein Jahr dauern, bis Mac die Schweiz wieder verlassen konnte. Nachdem er von den neutralen Schweizern verhört worden war, teilte man ihm mit, dass man ihn nicht als zu internierenden Kriegsteilnehmer, sondern als evadé , als entflohenen Kriegsgefangenen, betrachten würde, da er beim Überqueren der Grenze Zivilkleidung getragen hatte. Das hatte zur Folge, dass man ihn nicht etwa in eines der gefürchteten Kriegsgefangenenlager schickte, sondern ihn in einem Hotel in einem Skigebiet oberhalb des Genfer Sees einquartierte. Das Leben dort war relativ entspannt und angenehm – man gestattete Mac zu schwimmen, zu segeln und sogar Skifahren zu lernen. Das Essen war gut und wurde ergänzt durch die Rote-Kreuz-Pakete, die von Zeit zu Zeit eintrafen. Sein Zimmer war komfortabel. Doch er durfte die Schweiz nicht verlassen und ärgerte sich über diesen erzwungenen Aufenthalt.
    Ein paar Evadés verließen das Land, indem sie von der Schweizer Regierung gegen deutsche Piloten ausgetauscht wurden – die Schweizer waren bestrebt, ihre ungewollten Gäste wieder loszuwerden –, doch Mac war nicht unter ihnen, obwohl er die ausgetauschten Soldaten bat, Nachrichten von ihm an Nancy und seine Familie zu übermitteln, wenn sie nach England zurückkehrten.
    Erst als die französisch-schweizerische Grenze von der 5. US-Armee befreit wurde und er schon überlegte, einfach abzuhauen und die Grenze auf eigene Faust zu überqueren, erfuhr er, dass sein Name auf einer Liste von Militärangehörigen stand, die in ihr Heimatland zurückgeschickt werden sollten. Nur gut, dass ich nicht allein losgezogen bin, dachte er später; sonst wäre ich womöglich gefangen genommen und in eines der Kriegsgefangenenlager geschickt worden. Selbst wenn ich es bis nach Hause geschafft hätte, hätte man mich womöglich vor ein Militärgericht gestellt, weil ich internationales Recht gebrochen habe.
    Doch unter den gegebenen Umständen wurde Mac zurück nach London geschickt, wo er noch weiter verhört wurde, einen kurzen Zwangsurlaub nehmen musste und dann wieder in den Militärdienst zurückgeschickt wurde.
    Die Deutschen hatten begonnen, London mit Marschflugkörpern zu bombardieren, und Mac saß wieder in einem Kampfflugzeug und versuchte sein Bestes, sie abzufangen, ehe sie ihre furchtbare Zerstörungskraft bei der Zivilbevölkerung entfalten konnten.
    Seine Zwangspause war vorbei, und er war froh darüber. Doch den unangenehmen Neuigkeiten, die ihn bei seiner Rückkehr erwarteten, konnte er nicht aus dem Wege gehen.
    Nancy hatte Joe geheiratet und war nach Amerika zurückgekehrt. Es hieß, sie sei schwanger. Macs Magen machte einen Satz, als der Kommandant ganz beiläufig die Schwangerschaft erwähnte. Mein Gott, offenbar hatte er nicht so gut aufgepasst, wie er gedacht hatte. Und als sie ihn gebraucht hatte, war er nicht für sie da gewesen. Allein gelassen und verängstigt, hatte sie Zuflucht bei diesem verdammten amerikanischen Freund gesucht. Das Baby war inzwischen vermutlich längst geboren – es musste etwa sechs Monate alt sein. Und er konnte nichts tun.
    Verzweiflung legte sich über Mac wie der feuchtkalte graue Londoner Nebel. Er konzentrierte sich ganz auf das Fliegen und versuchte zu vergessen.

V
    Nancy starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
    Â»Mein Gott, Mac. Das ist ja kaum zu glauben …« Sie stockte und schüttelte den Kopf.
    Er ergriff ihre Hand und hielt sie fest. »Nancy, es tut mir so furchtbar leid, dass ich nicht für dich da war, als du mich gebraucht hast.«
    Sie zuckte resigniert mit den Achseln und verzog das Gesicht. »Du konntest ja auch nichts dafür. Außerdem hättest du ohnehin nichts tun können.«
    Â»Aber ich hätte da sein sollen.«
    Sie zuckte wieder mit den Achseln. »Wenn du da gewesen

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