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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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denn plötzlich wurde ihm bewusst, wie selbstsüchtig er erscheinen musste. Ja, zum Teufel, er verhielt sich wirklich selbstsüchtig. Joe war ein anständiger Kerl; er liebte Nancy und hatte sich um sie gekümmert, als es Mac nicht möglich war. Joe war bereit gewesen, Nancy zu heiraten, obwohl sie … Was zum Teufel tat er da eigentlich? Er erwartete von ihr, dass sie Joe verließ und ihm das Herz brach. Wie konnte er ihr das aufbürden? Das ging eigentlich vollkommen gegen seine Natur, gegen alle seine Prinzipien. Und dennoch …
    Und dennoch konnte er sie nicht aufgeben. Er liebte sie viel zu sehr. Sie war ein Teil von ihm; gehörte zu jedem Atemzug, den er tat. Er konnte sie weder aus seinem Kopf noch aus seinem Herzen verdrängen. Hätte er annehmen müssen, dass sie anders fühlte als er, hätte er sich wieder aus dem Staub gemacht. Doch tief in seinem Innern wusste er, dass sie ganz genauso empfand. Sie war ihm seelenverwandt, und das Kind, das da auf dem Boden spielte, war sein Sohn. Die Stärke seiner Gefühle verdrängte seinen angeborenen Sinn dafür, was fair und was richtig und falsch war. Und er war bereit, um sie zu kämpfen, wie hoch der Preis auch immer sein mochte, und ungeachtet der möglichen Folgen.
    Â»Nancy … Es ist nicht leicht, das weiß ich. Aber …«
    Â»Das könnte ich Joe niemals antun«, sagte Nancy und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ach Gott, Mac, du weißt doch, was ich für dich empfinde. Aber das heißt doch nicht, dass ich Joe nicht liebe. So laufen die Dinge nicht. Er ist ein wunderbarer Mann. Ich könnte ihm niemals so wehtun. Das könnte ich einfach nicht.«
    Mac blickte wieder zu John herab. »Und unser Kind? Findest du nicht, dass er die Chance haben sollte, bei seinem richtigen Vater aufzuwachsen?«
    Nancy zog die Luft ein. Ihr Gesicht verzerrte sich, und sie presste die Hände vor den Mund.
    Â»Was ist?«, fragte er, plötzlich unsicher geworden. Er packte sie an den Armen. »Was ist denn?«
    Â»Es ist nicht dein Kind.« Die Worte, die sie sich mühsam abgerungen hatte, hingen misstönend und unheilvoll zwischen ihnen.
    Mac war plötzlich ganz still geworden; jede Sehne in seinem Körper war angespannt, während das Körnchen der Unsicherheit explodierte wie eine Granate im Nachthimmel, blendend hell strahlte es an, was er nicht hatte sehen wollen. Er kniff die Augen zusammen, seine Arme sanken herab. Wieder flackerte die Granate auf, erstarb dann und ließ nur Dunkelheit zurück.
    Â»Er ist nicht dein Sohn«, sagte sie wieder, diesmal leiser, mit zitternder Stimme. »Er ist Joes Kind. Ich hatte gedacht, du wärst tot, Mac. Joe kam mich besuchen, und ich … wir …«
    Wut. Plötzlich verwandelte sich der betäubende Schmerz in Wut.
    Â»Du hast ja nicht viel Zeit verloren.« Er wandte sich ab und brachte es nicht mehr über sich, sie anzuschauen.
    Â»Ach, Mac, bitte …« Sie packte ihn am Arm. »Bitte versteh das doch! Ich stand völlig neben mir … Ich wusste gar nicht, was ich tat …«
    Â»Ach, verschone mich doch damit. Natürlich wusstest du das! Er hat dich doch nicht vergewaltigt, oder?«
    Â»Nein.«
    Â»Wenn er das getan hat, dann schlage ich ihm den Schädel ein!«
    Â»Er hat mich nicht vergewaltigt. Aber ich …« Sie stockte, sie fand nicht die richtigen Worte, um zu erklären, dass sie wie wahnsinnig vor Trauer gewesen war und Joe ihr eine Zuflucht geboten hatte, wenn auch nur kurz. Leben statt Tod. Trost und Liebe, Balsam für ihre gequälte Seele. »Er war so gut zu mir«, flüsterte sie. »Er war immer gut zu mir. Und ich habe das so dringend gebraucht.«
    Â»Na, in diesem Fall solltest du wohl besser bei dem bleiben, was du brauchst, oder?« Er drehte sich zu ihr um. »Ich hoffe bloß, du bist damit zufrieden.«
    John, der sich über die lauten Stimmen erschreckt hatte, ließ jetzt Nancys Handtasche liegen und robbte über den Boden zu ihr hin. Er packte sie weinend am Rock, ein eindringliches, schnappendes Heulen, das sich beinahe wie »Ma-ma« anhörte. Zum ersten und einzigen Mal in ihrem Leben ging Nancy nicht darauf ein.
    Â»Mac, sei bitte nicht so!«
    Er schnaubte wütend. »Was erwartest du denn von mir? Und in drei Teufels Namen – bring endlich dieses Kind zum Schweigen!«
    Nun war sie

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