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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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wärst, wäre es gar nicht passiert.«
    Â»Was?« Er runzelte die Stirn und betrachtete sie verwundert. Dann sah er, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten.
    Â»Mac, es tut mir so leid … Ich war einfach vollkommen fertig. Ich dachte, du wärst tot …«
    Plötzlich hatte er einen Klotz im Magen, ein unklares Gefühl der Enge, das er lieber nicht weiter analysieren wollte. »Ich weiß, dass du in einer Zwangslage warst«, sagte er und klammerte sich an die einzig mögliche Erklärung, an die Vermutung, die er sich zurechtgelegt hatte, als er erfuhr, dass sie Joe geheiratet hatte. »Schwanger, allein im Ausland … Ich bin derjenige, der sich Vorwürfe machen muss, Nancy. Ich hätte besser aufpassen sollen.«
    Er bemerkte, wie sie hörbar nach Luft schnappte. Eine Träne löste sich aus ihrem Auge und lief ihr über das Gesicht. Dann wandte sie den Kopf ab, als könne sie es nicht ertragen, ihm in die Augen zu sehen.
    Â»Nancy, es ist schon gut«, sagte er. »Jetzt bin ich ja hier. Ich möchte, dass du mit mir nach England zurückkehrst.«
    Ihr Kopf schnellte zurück, wie bei einer Marionette, an deren Faden jemand gezogen hatte.
    Â»Judy …?«
    Â»Judy … Sie ist nicht mehr da.« Er brachte es noch immer nicht über sich, das Wort »gestorben« auszusprechen; ausgerechnet er, der schon so viel vom Tod gesehen hatte und nüchtern und leidenschaftslos darüber hatte sprechen können, selbst wenn ihn das vergeudete Leben jedes Mal wieder geschmerzt hatte. Es fiel ihm schwer, überhaupt zu akzeptieren, dass Judy tot war, dass sie schließlich einer Lungenentzündung erlegen war. Bis zum Schluss hatte er an ihrer Bettkante gesessen, und er war dankbar, dass er bei ihr hatte sein können. Wenn sie während seines Aufenthalts in der Schweiz gestorben wäre, hätte er einmal mehr das Gefühl gehabt, er hätte sie im Stich gelassen. Er hatte ihr die Hand gehalten, ihre angestrengten, rasselnden Atemzüge gehört und gewusst, dass ihr Tod unausweichlich war, weil ihr geschwächter, regloser Körper diesen Belastungen nicht standhalten konnte. Er hatte tröstende Worte geflüstert, die sie, wie er wusste, nicht hören konnte. Er war Zeuge ihrer letzten gequälten Minuten geworden und hatte den Frieden erlebt, der darauf folgte. Er war hinter ihrem Sarg hergeschritten, ohne dass er ihren Tod glauben konnte. Er hatte sie schon vor langer Zeit verloren, so dass es ihm immer noch so vorkam, als ruhe sie dort bloß schlafend – genau wie sie immer noch in seinem Herzen ruhte, eine schöne Frau, die ewig jung bleiben würde, die bloß in einem anderen Zustand, auf einer anderen Ebene weiterexistierte. Doch wie unwirklich es ihm auch erscheinen mochte – Judy lebte nicht mehr. Und Mac, der weiß Gott nicht zu Phantastereien neigte, hatte sich schon in dunklen Nächten gefragt, ob das Wesen von Judy, das in diesem schlafenden Körper weitergelebt hatte, wohl entschieden hatte, dass die Zeit reif sei, ihn freizugeben. Ihm zuliebe, der Frau, die er liebte, und ihrem gemeinsamen Kind zuliebe.
    Die tragische Ironie war nur, dass Nancy jetzt mit jemand anderem verheiratet war.
    Â»Ich weiß, dass alles verkehrt gelaufen ist«, sagte er jetzt. »Und so, wie sich die Dinge entwickelt haben, sieht es fast so aus, als hätte es nicht sollen sein. Aber ich bin hier, weil ich gern mit dir zusammen sein möchte – ich kann an gar nichts anderes mehr denken. Es wird nicht leicht sein, für niemanden, das ist mir klar. Aber ich kann dich auch nicht einfach gehen lassen.« Sein Blick blieb an John hängen, der ganz vertieft darin war, die Handtasche seiner Mutter auszuräumen. »Und ihn kann ich auch nicht einfach gehen lassen. Können wir nicht wenigstens versuchen, eine Lösung zu finden?«
    Nancy brachte kein Wort heraus, Tränen schnürten ihr die Kehle zu, die Hoffnungslosigkeit des Ganzen und die ungeheuerliche Beichte, die sie ihm noch machen musste, erstickten sie fast. Und wie so oft, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte, bestand ihre Notwehr in einer aufbrausenden Reaktion.
    Â»Du hast vielleicht Nerven, Mac! Du wolltest Judy nicht wegen mir verlassen, aber trotzdem erwartest du von mir, dass ich Joe einfach sitzen lasse! Nur weil du jetzt plötzlich frei und ungebunden bist!«
    Â»Nancy …« Er stockte,

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