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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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keinesfalls länger, damit die Nachbarn nicht wegen des fremden Autos in der Auffahrt misstrauisch wurden. Nancy wusste schon tief in ihrem Herzen, dass sie Joe Macs Besuch beichten würde; sie hätte es nicht über sich gebracht, ihm das zu verheimlichen. Aber sie wollte es ihm erzählen, wenn sie es für richtig hielt, und nicht durch eine anzügliche Bemerkung Tilly Jacobsons dazu gezwungen werden. Obwohl niemand sonst im Haus war, wäre es Nancy komisch vorgekommen, Mac in Dorothys Bett schlafen zu lassen, und auf keinen Fall konnte sie ihn in dem Bett schlafen lassen, das sie mit Joe teilte. Das wäre zu weit gegangen.
    Seine Finger glitten jetzt durch ihr Haar und tasteten es ab, als wollten sie sich seine Struktur einprägen. Doch das war gar nicht nötig. Alles an Nancy hatte er ohnehin längst in seinem Herzen gespeichert.
    Â»Morgen muss ich dann wohl gehen«, sagte er.
    Ein rasiermesserscharfer Schmerz ging durch ihren Bauch. »Sprich nicht davon. Noch nicht.«
    Â»Bist du wirklich sicher, dass du nicht mit mir kommen willst?« Er hasste sich für diese Frage, doch sie war heraus, ehe er es verhindern konnte.
    Â»Mac, du weißt doch, dass ich das nicht kann.« Er konnte die Tränen in ihrer Stimme hören. »Das kommt einfach nicht in Frage. Vielleicht eines Tages …« Sie musste das sagen, musste einfach an die Möglichkeit glauben, dass sich irgendwann in ferner Zukunft die Dinge ändern würden und sie zusammen sein könnten. Andernfalls hätte sie nicht die nötige Stärke aufbringen können zu bleiben. »Du weißt, dass ich dich immer lieben werde.«
    Â»Wirklich?«
    Â»Das weißt du doch. Wirst du mich denn immer lieben?«
    Â»Ja.«
    Â»Sag es. Bitte Mac, sprich es aus! Für mich.«
    Â»Ich werde dich immer lieben. Komm her.«
    Lippen und Hände und Körper. Nah und näher. Aber niemals nahe genug, oh nein, das nie. Herzen, die sich berührten. Seelen, die sich berührten. Wie sollte man sagen »Ich liebe dich«? Mit jedem Pulsschlag, jedem Zentimeter empfindsamer Haut. Nicht genug. Niemals genug.
    Â»Ich kann mich nicht von dir verabschieden, Mac. Das bringe ich einfach nicht über mich.«
    Â»Dann komm mit mir.«
    Â»Das kann ich auch nicht.« Schweigen, drückend vor Sehnsucht und Verzweiflung. »Ach, warum musstest du in dieser Nacht bloß fliegen? Warum hast du dich von diesem verdammten Deutschen abschießen lassen?«
    Â»Ich kann dir versichern, dass ich das nicht absichtlich gemacht habe.«
    Wieder Schweigen.
    Â»Ich bin einfach so verdammt durcheinander.« Den Tränen nahe.
    Â»Weine nicht, Nancy! Nicht heute Nacht.«
    Â»Ich kann nicht anders.«
    Â»Das kannst du. Und du weißt, dass ich für dich da sein werde, jederzeit. Wann immer du deine Meinung änderst.«
    Â»Ich weiß.« Schlucken. Ein Kuss. Zärtlichkeiten.
    Â»Ich bringe es wirklich nicht fertig, mich von dir zu verabschieden. Morgen Vormittag muss ich ins Krankenhaus, um Dorothy zu besuchen. Sie wird sich sonst wundern, was mit mir los ist. Mac …« Ihre Stimme überschlug sich, sie kämpfte gegen die Tränen an. »Bitte sei einfach nicht mehr da, wenn ich wiederkomme. Okay?«
    Â»Wenn du es so willst.«
    Â»Natürlich will ich es nicht. Aber wir haben keine andere Wahl. Du musst gehen. Ich muss bleiben. Und ich bringe es nicht fertig, mich von dir zu verabschieden.«
    Â»Okay, dann machen wir es so.«
    Eine einzige, kostbare Nacht. Nancy schlief auf dem Sofa, in Macs Arme geschmiegt. Als John um fünf Uhr morgens aufwachte, ging sie zu ihm, nachdem sie Mac zugedeckt hatte. Sie fütterte John und betrachtete den schlafenden Mac. Sie machte ihm Frühstück, Pfannkuchen und Ahornsirup. Ganz mechanisch. Nur die täglichen, mechanischen Verrichtungen erlaubten ihr, das zu überstehen.
    Um halb elf waren sie und John bereit für ihren Besuch im Krankenhaus. Sie küsste Mac ein letztes Mal und ging dann. Ihr Herz war ein einziger brennender Schmerz. Erstickte Tränen schnürten ihr die Kehle zu. Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben. Ich werde dich nie vergessen. Nie.
    Die Straßenbahn. Das Krankenhaus. Dorothy, die redete und jammerte. Alles geschah hinter einem dunklen Schleier, in einem undurchlässigen Nebel aus Schmerz und Elend. Als sie nach Hause zurückkehrte, stand das Auto nicht mehr in der Auffahrt. Das

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