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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Mensch war, wie heftig sie es auch verleugnen mochte. Er betrachtete sie, während sie, angespannt bis zum Äußersten, an ihrem Ehering herumspielte und mit ihren Dämonen und ihrem Gewissen rang, und er fühlte sich vollkommen hilflos.
    Â»Wahrscheinlich will sie mit mir über John sprechen«, sagte sie, ohne aufzublicken. »Ich nehme an, Sarah hat ihr inzwischen erzählt, dass ich weiß, dass Mac sein Vater war.«
    Bob schob die Füße in seine Pantoffeln.
    Â»Vielleicht möchte sie dir das erklären.«
    Â»Das nehme ich doch stark an«, schnaubte Ellen. »Ich weiß allerdings nicht, ob ich das überhaupt hören will.«
    Â»Aber wenn es ihr so wichtig ist … Findest du nicht, dass du ihr dann wenigstens die Gelegenheit dazu geben solltest? Ich weiß, dass es nicht einfach für dich ist, Liebling, aber sie ist doch deine Mutter. Ich finde wirklich, du solltest ihr ein bisschen entgegenkommen und deinen Frieden mit ihr schließen. Wenn du das nicht tust, dann wirst du dir bestimmt Vorwürfe machen, wenn ihr etwas zustößt.«
    Wenn ihr etwas zustößt. Nicht falls ihr etwas zustoßen sollte. Ein Muskel in Ellens Magen zog sich zusammen. Egal was Nancy getan oder nicht getan hatte, sie war ihre Mutter, und sie war auch eine gute Mutter gewesen. Ellen hatte viele glückliche Erinnerungen an ihre Kindheit, wenn sie sich nur mal bemühte, sie hervorzukramen. Die schönen Erinnerungen waren bloß überlagert von dem, was später geschehen war. Und dass ihre Mutter John den anderen Kindern vorgezogen hatte – wovon Ellen nach wie vor fest überzeugt war –, hieß noch lange nicht, dass sie Ellen und Ritchie nicht ebenfalls geliebt hatte.
    Ja, sie würde ihre Mutter schon gern sehen. Für Ritchie galt das allerdings nicht. Ihm hatte sie nie verziehen, denn ihrer Meinung nach war er verantwortlich für Johns Tod. Nie hatte sie die schrecklichen Dinge vergessen können, die er am Abend vor Johns Tod gesagt hatte.
    Â»Ich glaube, wenn ich Ritchie nicht begegnen müsste, könnte ich mich gerade noch überwinden hinzufahren«, sagte sie.
    Auch diesmal brauchte Bob keine weiteren Erklärungen. »Vielleicht musst du ihn ja gar nicht treffen«, meinte er.
    Ellen schnalzte missbilligend. »Wie sollte das gehen? Wie kann ich denn nach Varna fahren, ohne Ritchie über den Weg zu laufen? Schließlich wohnt er bei Mom, seit er und Mary-Lyn sich getrennt haben. Er führt die Firma.«
    Â»Ach, Ellen, ich weiß gar nicht, was ich dir raten soll …« Bob seufzte.
    Â»Ritchie wird auf alle Fälle da sein, denn sie will uns beide gemeinsam sprechen.«
    Bob sagte eine Zeit lang nichts. In der Stille konnte er hören, wie Ellen ein wenig hyperventilierte.
    Â»Vielleicht will sie ja auch gar nicht über dieses Thema mit euch sprechen«, sagte er schließlich nachdenklich. »Vielleicht geht es um etwas ganz anderes.«
    Â»Was sollte das denn sein?«
    Â»Ich habe keine Ahnung, Ellen. Aber ich finde wirklich, du solltest hinfliegen.«
    Sie schwieg, kaute auf ihrer Lippe herum und drehte immer wieder den goldenen Armreif an ihrem Handgelenk.
    Â»Würde es dir helfen, wenn ich dich begleite?«, fragte Bob.
    Einen Moment lang dachte er, sie würde sein Angebot ablehnen, aus Stolz und Angst, sich eine Blöße zu geben. Dann sah er, wie ihre Lippen zitterten.
    Â»Ach, Bob – würdest du das tun?«
    Â»Aber selbstverständlich. Wenn du das möchtest.«
    Sie war wieder das Mädchen von einundzwanzig Jahren, und ihre Welt lag in Trümmern. Das Halbdunkel im Hobbyraum verbarg die Falten, die beinahe siebzig Lenze in sein Gesicht gegraben hatten, und über dem Bund seiner ausgebeulten Jeans fand sich nicht die Spur eines Bauchs. Für sie war er plötzlich wieder der gutaussehende junge Mann in frisch gebügeltem Hemd und Twillhosen; ein Ritter ohne Furcht und Tadel, an dessen Schulter sie sich ausgeweint hatte und der sie aus dem Albtraum ihres Lebens in Florida gerettet und nach England gebracht hatte. Der ihr einen neuen Start ermöglicht, ihr zwei reizende Töchter geschenkt und trotz all ihrer Fehler stets zu ihr gehalten hatte. In diesem Moment wurde Ellen von Liebe überwältigt.
    Â»Oh Bob, vielen Dank!«, sagte sie.
    Ellen rief ihre Mutter zurück, während Bob im Internet nach Flügen suchte. Sie nahm das tragbare

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