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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Arthritis. Sie starrte ihre Hand einen Moment an, seufzte tief und wandte sich Sarah zu.
    Â»Sie will mit deinem Vater sprechen und mich danach zurückrufen.«
    Sarah lächelte schwach. Wann hätte Mum je Dad um Rat gefragt? Sie traf ihre eigenen Entscheidungen und stellte ihn dann vor vollendete Tatsachen. Ihm blieb nicht viel anderes übrig, als zuzustimmen.
    Â»Denkst du, sie wird kommen?«, fragte Nancy besorgt.
    Sarah nickte zuversichtlicher, als sie war.
    Â»Ich glaube schon, Grandma.«
    Ellen fand Bob im Hobbyraum, wo er seine Golfzeitschriften durchblätterte. Er blickte auf, als sie hereinkam. »Wer war denn am Telefon?«
    Â»Mom.« Sie hockte sich auf die Sesselkante ihm gegenüber, die Beine ordentlich angezogen und die Hände über den Knien verschränkt. »Sie will, dass ich nach Florida komme.«
    Â»Ich finde auch, dass du hinfahren solltest. Es ist schon so lange her, seit du sie das letzte Mal gesehen hast, Ellen, und sie wird immer älter.«
    Â»Ich weiß.« Sie blickte auf ihre Hände herunter und schob den Ehering am Finger auf und ab. »Ich weiß, dass ich hinfahren sollte. Ich weiß bloß nicht, ob ich das überstehe.«
    Â»Ach, Ellen!« Er klang leicht gereizt wie immer, wenn er sich einer Sache gegenübersah, mit der er nicht umgehen konnte. Ellen brauchte ihm nicht zu erklären, warum sie nicht in ihre Heimat reisen wollte. Sie hatte ihm schon vor langer Zeit alles erzählt; damals, als sie einander noch alles anvertraut hatten. Damals war sie oft in tiefe Depressionen versunken. Sie konnten von den merkwürdigsten Dingen ausgelöst werden, die vordergründig überhaupt nichts mit dem zu tun hatten, was passiert war: ein falsches Wort, eine Rock ’n’ Roll-Melodie im Radio, ein gemeinsamer Witz, der plötzlich ein düsteres Gefühl freisetzte. Ihr Gesicht veränderte sich dann, als sei ein Licht in ihr erloschen und als kämpfe sie mit ihren inneren Dämonen. Bob hatte verstanden, dass sie unter dem Tod ihres Bruders litt und sich Vorwürfe machte, weil sie glaubte, dass sowohl sie, als auch Ritchie und ihre Mutter daran eine Mitschuld trugen. Aber das hatte es für ihn nicht leichter gemacht. Er wusste trotzdem nie, wie er sie trösten sollte, und sein unbeholfener Rat, sie solle »versuchen es zu vergessen«, schien alles nur noch zu verschlimmern.
    Glücklicherweise waren diese Stimmungstiefs im Laufe der Jahre immer seltener geworden, und die Zeiten, in denen er Ellen hinter der verschlossenen Badezimmertür schluchzen hörte, gehörten irgendwann der Vergangenheit an. Doch er hatte mitbekommen, dass ihr Verhalten sich wieder in diese Richtung veränderte, seit Sarah ihr von dem Vorhaben erzählt hatte, diesen Mac zu finden. Er hatte es am schrillen Ton ihrer Stimme gehört, bemerkte, dass sie vor sich hingrübelte und sich immer mehr zurückzog. Er hatte gespürt, dass sie ungeduldiger auf ihn und die Welt im Allgemeinen reagierte, und hatte die Tränen gesehen, die ihr ohne ersichtlichen Grund in die Augen traten. Zwar war sie streng genommen nicht zusammengebrochen, jedenfalls nicht, soweit er es mitbekommen hatte. Aber er hatte mehrmals beobachtet, wie sie um Fassung rang, und das gipfelte normalerweise darin, dass sie sich eine Beschäftigung suchte, bei der sie allein war, wie Betten beziehen oder die Rosen im Garten zurückschneiden. Jedenfalls hatte Bob Sarah und Nancy im Stillen schon dafür verflucht, dass sie Ellens Dämonen wieder geweckt hatten, und auch sich selbst, weil er nicht wusste, wie er ihr helfen sollte.
    Â»Nimm die Dinge doch ein bisschen leichter, Liebes!«, hatte er lahm gesagt. »Du quälst dich zu sehr.«
    Und Ellen hatte, wie es nun einmal ihre Art war, ungeduldig mit den Achseln gezuckt, erwidert, dass alles in Ordnung sei, und genauso weitergemacht wie zuvor. Die Ellen, die sich der Welt zeigte, war zäh, tüchtig und perfektionistisch, eine Frau, die mit allem spielend fertig wurde. Nur er kannte die andere Ellen, die in sich eine Verletzung trug, die sie anderen niemals zeigte und die sie jahrelang vor sich selbst zu verleugnen suchte.
    Ihm war klar, dass sich hinter der harten Schale die Seele eines Mädchens verbarg, dessen Welt zusammengebrochen war, ein Mädchen, das nicht bloß einen geliebten Bruder, sondern seine gesamte Familie verloren hatte. Er wusste, dass Ellen ein zutiefst verletzlicher

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