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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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bedaure es, dass Sie Ihren Aufenthalt so empfinden. Mir geht es nur darum, Sie zu beschützen, das müssen Sie mir glauben.«
    »Das glaube ich Ihnen auch. Aber meine Frau zum Beispiel kann sich nicht endlos lange krankmelden; ihre Vorgesetzten können schließlich eins und eins zusammenzählen. Es wird darauf hinauslaufen, dass sie ihre Stelle verliert.«
    Auch das hatten sie schon mehrmals durchgekaut. »Ihre Frau ist Journalistin. Es steht zu befürchten, dass sie ihre Position dazu ausnutzen würde, über interne Vorgänge in einer Weise zu berichten, die den angestrebten Zielen nicht dienlich ist«, sagte Leo förmlich. Bestimmt hatte Alex ihm diesen Satz beigebracht; von sich aus hätte der junge Mann das nicht so formulieren können.
    Alex, der nicht mehr vorhatte, das Komplott um die Wahlmaschinen aufzudecken. Wodurch paradoxerweise auch die Gefahr gebannt war, in der Vincent geschwebt hatte.
    »Wenn tatsächlich eine große Mehrheit der Deutschen einen König will«, sagte Simon, »sollten ein paar Zeitungsartikel nichts dagegen ausrichten können, oder?«
    »Mag sein, aber wozu braucht eine Königin einen Job ?«
    Simon betrachtete seine Hände, fuhr sich mit dem Daumen über die Fingerspitzen. Keine Kreide, schon lange nicht mehr.
    »Leo«, sagte er, »Sie reden sich da was ein. Sie wissen doch, was tatsächlich hinter der Sache steckt. Es gibt diese Mehrheitnicht. Zumindest höchstwahrscheinlich nicht. Die Wahlgeräte waren manipuliert.«
    »Wie?«, erwiderte Leo heftig. » Wie soll dieser Zantini das bewerkstelligt haben? Das ist unmöglich!«
    Simon musterte ihn. »Sie wollen das glauben, nicht wahr?«
    »Und wenn?« In Leos Augen glitzerte die Furcht vor einer Enttäuschung seiner Hoffnungen. »Und wenn es so ist, dass ich mir wünsche , dass Sie König werden? Wenn es so ist, dass ich glaube, dass das besser wäre für alle? Wäre das so schlimm?«
    ***
    Endlich hatte Vincent Erfolg. Nachdem er tagelang vor den diversen Stammkneipen, Lieblingspizzerien oder bevorzugten Kinos seiner ehemaligen Firmenkollegen herumgehangen hatte, traf er eines Abends endlich einen von ihnen: Fernando, der ihm auf dem Parkplatz des von SIT aus nächstgelegenen Einkaufszentrums regelrecht in die Arme lief.
    Und er hatte nichts vor, das dringender gewesen wäre, als sich im nächsten Diner zusammenzusetzen und über die alten Zeiten zu reden.
    »Da war was los, nachdem du plötzlich verschwunden warst«, erzählte Fernando, während er seinen Kaffeelöffel und das leere Zuckerpäckchen sorgfältig parallel zueinander anordnete. »Erst hat man uns wochenlang gar nichts dazu gesagt. Wir wussten nur, dass Zantini wieder da war und die Chefin im siebten Himmel. Wobei das für die Firma nicht so gut war. Irgendwie sind nach und nach alle Projekte ins Rutschen gekommen, weil keiner mehr klare Vorgaben gemacht hat und alle mehr oder weniger aneinander vorbeigearbeitet haben …« Er seufzte abgrundtief. »Und dann, auf einen Schlag, war Zantini weg, Consuela außer sich, und schließlich kam die Nachricht, du seist wegen Autodiebstahls verhaftet worden. Das hat alles niemand so richtig verstanden.«
    Vincent wich dem neugierigen Blick aus. »Das ist eine lange Geschichte. Die erzähl ich euch irgendwann bei ’ner Pizza. ImMoment wäre es erst mal sagenhaft wichtig, dass ich Zantini aufstöbere.«
    Fernando brach in sein typisches kieksiges Lachen aus. »Und da fragst du mich ? Consuela würde wer weiß was dafür geben, wenn sie wüsste, wo er steckt. Zantini muss damals Knall auf Fall verschwunden sein und hat sich nie wieder gemeldet.«
    »Hmm.« Mit so etwas hatte Vincent gerechnet. Er ließ sich Kaffee nachgießen und widmete sich der Aufgabe, angemessene Mengen Milch und Zucker hineinzurühren.
    Fernando gehörte zu den Menschen, die den ganzen Tag lang schweigen konnten, um dann, wenn es jemand schaffte, sie ins Reden zu bringen, nicht mehr aufzuhören. So erfuhr Vincent, wer von der alten Truppe noch da war und wer nicht. Alvin und Steve hatten sich selbstständig gemacht und zusammen eine eigene Firma gegründet. Nach einigen vielversprechenden anderen Ansätzen hatten sie sich schließlich auf das Vorhaben gestürzt, eine Software zu entwickeln, die die Art und Weise, wie man an einem Computer arbeitete, von Grund auf neu gestalten sollte …
    »Ich höre Steve förmlich reden«, sagte Vincent.
    Fernando nickte. »Ja, nicht wahr? Wie es aussieht, sind sie demnächst pleite. Angeblich hat Alvin schon vorgefühlt, ob er

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