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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Seelenruhe Kartoffeln!
    »Was machen Sie denn noch hier?«, brachte Vincent schließlich hervor.
    Sie zuckte die behaarten Schultern. Sie trug nur ein dünnes, ärmelloses Teil und, wie es aussah, nicht viel darunter. »Ich wusste nicht, wo ich hin sollte. Oder warum.«
    Vincent spürte den Impuls, auf der Stelle umzudrehen undReißaus zu nehmen. Hatte sie womöglich in seinem Bett geschlafen? Die Vorstellung ließ ihn erschaudern.
    »Mach nicht so ein Gesicht«, sagte sie. »Ich hab immerhin dein Haus in Ordnung gehalten. Was meinst du, wie es jetzt hier aussehen würde ohne mich? Ich hab nach dem Garten gesehen, hab geputzt, und nach dem Sturm letztes Frühjahr hab ich das Vordach und das Wohnzimmerfenster repariert.«
    »Ja, okay«, murmelte Vincent und fügte widerwillig hinzu: »Danke.«
    Dann stutzte er. Irgendwas stimmte da nicht. Wieso sagte sie nur ich ?
    »Und Ihr … Partner?«, fragte er. »Wie hieß er? Pictures?«
    Sie warf die Kartoffel, die sie gerade geschält hatte, in die Schüssel und machte sich mit wütender Energie über die nächste her. »Nachdem du weg warst, ist Zantini nach Europa abgedüst, gleich am nächsten Tag. Irgendwann hat er Pictures nachgeholt. Nur ihn. Hat ihm ein Ticket geschickt und einen Treffpunkt ausgemacht. Sollte ihm bei irgendwas helfen, aber er hat mir nicht gesagt, wobei. Ich wollt’s auch gar nicht wissen, mal davon abgesehen.«
    Vincent sah ihren Händen zu, wie sie mit dem Schälmesser hantierten. Arme Kartoffel.
    »Na ja, und bei der Gelegenheit hat sich der Mistkerl in eine andere verguckt. Weiß nicht, wieso und in wen – in irgend ’ne Nackte halt. Per SMS hat er mit mir Schluss gemacht, kannst du dir das vorstellen? Nach vier Jahren ist man so einem Typen keine vier Zeilen Text wert. Nicht mal ’nen Anruf. Das muss man sich echt geben. Männer!«
    »Hmm«, machte Vincent. Na toll. Und er hatte sie jetzt am Hals. »Okay, aber nun bin ich wieder da. Was machen wir da?«
    Sie verdrehte die Augen, als sei die bloße Frage eine Zumutung. »Junge, stell dich nicht so an. Du hast ein Haus mit drei Schlafzimmern. Da wird ja wohl ein Plätzchen für mich sein.« Sie seufzte. »Ist ja nicht für immer.«
    Vincent betrachtete sie hilflos. Ihr Fell schimmerte mahagonifarben im Licht der Küchenlampe. Dass die brannte, war ihm von draußen gar nicht aufgefallen.
    »Also gut«, sagte er. Er würde sowieso nicht lange bleiben. Vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn sie sich weiter um alles kümmerte. »Wissen Sie, ob meine Computer noch funktionieren?«
    Furry hob die Schultern. »Sie stehen jedenfalls noch da. Ich hab nichts angefasst.«
    Sie standen tatsächlich noch alle da. Jemand hatte daran herumgefingert – klar, Zantini, auf der vergeblichen Suche nach dem Programm –, aber ansonsten schienen sie okay zu sein. Auch sein altes Mobiltelefon lag noch in der Schublade, mausetot freilich. Er steckte es ins Ladegerät, dann machte er sich daran, den Rechner neu zu installieren, den er damals mithilfe des Formatierprogramms hatte Selbstmord begehen lassen.
    Sie haben Post kam, als alles wieder funktionierte und die Verbindung zum Internet stand.
    Also existierte sogar sein Account noch. Neugierig rief Vincent seine E-Mails ab. Das dauerte; in zwei Jahren kam einiges zusammen. Der größte Teil war erwartungsgemäß Müll, Spam, Werbung, aber hier und da …
    Eine Mail ließ ihn stutzen. Mit der hatte er nicht gerechnet. Von wann war die? Von letzter Woche erst …?
    Vincent zog das Telefon aus dem Ladegerät. Es lebte wieder, wenn auch nur mal gerade so, aber es reichte, um die Telefonnummer, die in der Mail stand, einzuspeichern. Er würde zurückrufen, das war klar.
    Nur noch nicht, wann.
    ***
    Mit dieser Entscheidung, erklärte der Vorsitzende der VWM, Alexander Leicht, habe er gerechnet. Und selbstverständlich werde man Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht 88 einlegen; seine Anwälte seien schon unterwegs. »Ich meine, das ist dochlächerlich: Die großen Verlierer der Wahl setzen sich zusammen, prüfen, finden nichts – und kommen trotzdem zu dem Schluss, dass die Wahl ungültig ist? Muss man erst ›Komplott‹ draufschreiben, damit man sieht, was hier gespielt wird?«
    »Und wie erklären Sie sich das Wahlergebnis?«, wollte ein Journalist wissen.
    »Die Menschen im Lande«, sagte Alex, »haben es satt, von zweitklassigen Figuren regiert zu werden, die nur nichtssagend daherreden und nichts Vernünftiges zuwege bringen. Sie sind es leid, in einem Morast

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