Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
habe, und es ist mir unerklärlich, wieso es nicht das erwartete Ergebnis –«
    Jetzt standen zwei hinter ihm, packten ihn grob an den Oberarmen.
    »Es geht nicht um das Geld«, zischte der Mann vor ihm mit zornblitzenden Augen. »Es geht darum, dass Sie eine historische Chance sabotiert haben, dem Deutschen Reich wieder zu der Gestalt und Größe zu verhelfen, die ihm gebührt. Sie sind nicht nur ein elender Betrüger und erbärmlicher Scharlatan, Sie sind auch ein Verräter an der Sache des deutschen Volkes, ein Schädling übelster Sorte. Und in der Welt, die wir eines Tages errichten werden – ganz gleich, wer sich uns in den Weg stellt, ganz gleich, wie lange es dauert, einfach, weil es die Vorsehung so will –, in dieser Welt wird für Schädlinge kein Platz mehr sein.«
    Auf ein herrisches Zucken seines Kinns begannen die Männer hinter Zantini, ihn vor sich herzustoßen, auf das Haus zu, das ihm hatte Zuflucht sein sollen und das nun die Stätte seines Untergangs sein würde.
    Diesmal, erkannte er, halfen ihm keine Tricks mehr.
    ***
    »Casa del Contare«, wiederholte Vincent.
    Das Gesicht der alten Frau hinter der Theke, zerklüftet und verwittert, blieb reglos.
    War sie vielleicht taub? Vincent zeigte ihr den Zettel, auf dem der Ortsname geschrieben stand, gestikulierte, um klarzumachen, dass alles, was er wissen wollte, war, ob er hier rechts oder links abbiegen musste.
    Sie schüttelte den Kopf, das Gesicht immer noch wie in Stein gemeißelt. Hinter ihr bewegte sich der Vorhang, und ein Mann schob sich herein, ebenso alt wie sie, das Gesicht ebenso ausdruckslos.
    »Danke«, sagte Vincent und trat den Rückzug an. »Vielen herzlichen Dank.«
    Nur gut, dass er sich schon am Flughafen mit allem eingedeckt hatte, was er brauchte. Und dass der Mietwagen vollgetankt war. Irgendwie war er sich sicher, dass sie ihm hier nicht einmal eine Flasche Wasser verkauft hätten.
    Er stieg zurück in den Wagen. Aus mehreren Fenstern trafen ihn Blicke, die mörderisch wirkten. Was für ein Ort! Er hatte das Gefühl, dass jeder, der ihn sah, sofort ins Haus ging, um irgendjemanden anzurufen.
    Vincent drehte den Zündschlüssel. Nichts wie weg.
    Weiter draußen versuchte er, mit der Beschreibung zurechtzukommen, die Furry ihm gegeben hatte. Außerdem hatte er eine Landkarte dabei und mehrere Ausdrucke von Satellitenbildern von Google Earth, weil die Karte nicht stimmte.
    Er versuchte, Sirona anzurufen. Sie hatten lange telefoniert, während Sirona in Berlin im Taxi zum Flughafen gesessen hatte;er hatte ihr hastig alles erzählt, was er wusste, und ihr angeboten, in Palermo auf sie zu warten. Davon hatte sie nichts hören wollen. »Nein, fahr schon voraus«, hatte sie ihn gedrängt. »Ich habe das Gefühl, wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Der gewünschte Teilnehmer ist im Moment nicht zu erreichen . Wahrscheinlich saß Sirona gerade im Flugzeug.
    Es ging bergan. Bewaldete Hänge, strohige Wiesen, hier und da Stellen, an denen das Gestein ins Rutschen gekommen war. Alles atmete widerspenstige Abneigung gegen jeden, der nicht mindestens in dritter Generation hier geboren und aufgewachsen war.
    Und am Himmel zog ein Unwetter auf. Es musste jeden Moment anfangen zu regnen wie beim Weltuntergang.
    ***
    Ein Agent des BND saß in demselben Flugzeug von Rom nach Palermo, mit dem auch Sirona flog. Zwei weitere Agenten kamen mit einer früheren Maschine, mieteten in aller Ruhe zwei Autos an, parkten sie an geeigneter Stelle und bezogen anschließend Position im Empfangsbereich.
    Jeder von ihnen trug einen Ausdruck des Fotos bei sich, das per Mail gekommen war. Einer zog es noch einmal hervor und fragte sich, wo es aufgenommen worden sein mochte. Die Zielperson saß, die Beine angezogen, in genau der beschriebenen Kleidung in einem ledernen Sessel in einem ausgesprochen weitläufigen Büro.
    Folgen Sie ihr unauffällig , lautete die Anweisung.
    Was für ein Witz. Sie würde alle Blicke dermaßen auf sich ziehen, dass man überhaupt keine Chance hatte, aufzufallen.
    Der Agent im Flugzeug saß schräg hinter Sirona auf der anderen Seite des Gangs, sodass er die ganze Zeit sah, was sie tat. Bloß brachte das nicht viel, denn sie tat nichts. Sie saß da, starrte Löcher in die Luft und nestelte mal an ihrem Tüllrock, mal an ihrer Kette aus Kunstperlen, mal an ihrem dicken silbernen Armreif.
    Auf jeden Fall würde es schon fast beleidigend einfach sein, sie zu verfolgen.
    Die Landung verlief holprig, weil ein Unwetter heraufzog. Die

Weitere Kostenlose Bücher