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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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links nach rechts und wieder zurück. Ein Streifen hellen Oktoberlichts fiel herein, quer über den Fußboden.
    »Den Code müsste man natürlich nicht unbedingt dazu verwenden, die Sache aufzudecken «, überlegte er halblaut. Er hielt inne, musterte Sirona aus zusammengekniffenen Augen. »Wie muss ich mir das vorstellen? Das heißt, dass in all den Wahlcomputern immer noch die Chips stecken, die man per Telefonanruf auf das Programm umstellen kann, das dieser Vincent geschrieben hat, oder? Das einer Partei namens VWM fünfundneunzig Prozent der abgegebenen Stimmen zuschustert, egal, was man macht?«
    Sirona sah ihn misstrauisch an. »Was hast du vor?«
    Root lachte meckernd. »Weiterzumachen natürlich!«
    Sie fuhr hoch. »Den ganzen Schwindel noch weiterzutreiben? Das ist nicht dein Ernst!« Sie sah aus, als wolle sie im nächsten Moment über den gigantischen Schreibtisch springen und Alex an die Gurgel gehen.
    Alex beugte sich vor, die Muskeln an seinem Hals schwollen an. » Du kannst ganz still sein«, gab er fauchend zurück. »Nur deinetwegen haben wir diesen Rummel überhaupt veranstaltet, und dann hast du dich davongemacht und nichts mehr von dir hören lassen, keinen Mucks!«
    »Ich hab dir doch gerade erzählt, was ich –«
    »Ja, hab ich gehört! Aber du kommst eben ein paar Wochen zu spät«, schnappte Alex. »Und zu spät ist zu spät, egal warum. Inzwischen hat die Sache nämlich ihre eigene Dynamik. Ich kann nicht so frei entscheiden, wie du dir das offenbar vorstellst. Zum Beispiel der Bundestag: Okay, ich habe eine Bande Kasper da reingehievt, aber jetzt sind sie eben drin, und das gilt, verstehstdu? Ich kann das nicht einfach wieder auflösen, nicht mal, wenn ich wollte. Klar, es gibt Tricks. Gerhard Schröder hat zuletzt mit einem Trick gearbeitet, um den Bundestag aufzulösen, aber das war ein Trick, bei dem die Abgeordneten mitspielen müssen … Und die jetzigen würden nicht mitspielen, verstehst du? Dazu gefällt ihnen das alles viel zu gut. Also muss ich das Spiel weitertreiben. Eine verfassunggebende Versammlung ist zu wählen. Eine Verfassung ist auszuarbeiten und zu verabschieden. Und schließlich ein Volksentscheid … Was alles furchtbar in die Hose gehen wird, wenn du Recht hast und die Wahl tatsächlich manipuliert war. Und ich hasse es, wenn Spiele in die Hose gehen.«
    »Und deswegen willst du alle weiteren Abstimmungen genauso manipulieren wie die Wahl. Na toll, einen schönen Verbündeten hab ich mir da gesucht. Du bist auch nicht besser als Zantini, damit du’s nur weißt.«
    Alex ballte die Faust, öffnete sie wieder und sagte bedrohlich leise: »Ich will nur das Spiel zu Ende bringen. Und das Spiel heißt jetzt Monarchie. Audienzen beim König. Ein Hofstaat. Ritter. Palastintrigen. Turniere, Pomp, Prunk und Gloria. Die volle Breitseite.«
    »Du kannst alles nur als Spiel sehen, oder?« Ihre Augen glitzerten. »Nicht mal eine Beziehung wäre für dich was anderes …«
    Ihr Telefon gab Zwitschertöne von sich. Sie zog es aus irgendwelchen Tiefen ihres Kostüms hervor, sah auf das Display, blickte hoch und fragte: »Kann ich hier irgendwo ungestört telefonieren?«
    »Nebenan«, sagte Root und deutete auf eine Tür. »Da ist ein Besprechungszimmer.«
    »Okay.« Sie glitt aus dem Sessel und verschwand.
    Alex ließ sich keuchend nach hinten fallen. »Ist doch wahr …«, knurrte er und bedachte das riesige Büro mit einem Blick voller Abscheu. »Mann, was für ein Scheißjob. Man muss einen an der Klatsche haben, sich dafür freiwillig zu bewerben …«
    Root war aufgestanden, sobald Sirona die Tür hinter sich zugemacht hatte. Nun ging er um Alex herum an den Flachbildschirm auf dem Tisch neben ihm. »Jetzt hör auf zu granteln«, meinte erund klickte ein Programm an. »Schauen wir lieber mal, ob mein Spielzeug funktioniert, wenn es drauf ankommt …«
    Ein Fenster öffnete sich auf dem Bildschirm, auf dem der Besprechungsraum von schräg oben zu sehen war. Sirona stand mitten darin, und sie hörten sie telefonieren. Auf Englisch.
    »Das muss dieser Vincent sein, oder?«, meinte Alex nach einer Weile.
    »Seh ich auch so«, sagte Root.
    Gerade ruckte Sironas Kopf hoch, und sie rief: »You know where he is? Really?«
    »Zantini«, mutmaßte Alex. »Von dem ist die Rede.«
    Root nickte. »Vincent weiß, wo er steckt.«
    »Okay« , sagte Sirona. »I want to come with you. I absolutely have to talk to him.« Sie lauschte, sah auf ihre Armbanduhr. »Okay. I will see what I can do. I

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