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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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der Austausch? Wie hat Zantini den geschafft? In zehntausend und mehr Geräten, ohne bemerkt zu werden?«
    Sirona hob die Schultern. »Zantini stammt aus einer Familie, die traditionell zur sizilianischen Mafia gehört. Vincent hat das in seiner Mail damals nebenbei erwähnt; ich habe es nachgeprüft: Es stimmt. Benito Zantini ist nur aus der Art geschlagen,aber sein Onkel zum Beispiel war Auftragskiller, bis er selber umgebracht wurde, und sein Vater hat in der Umgebung Wiesbadens Schutzgelder erpresst. Seinen Brüdern hat man noch nichts nachweisen können, aber einer von ihnen hält sich oft in den Niederlanden auf. Leicht vorstellbar, dass er jemanden beim Hersteller der Wahlcomputer erpresst hat, die EPROMs durch andere zu ersetzen.«
    »Okay. Aber eine Menge Wahlcomputer waren längst ausgeliefert«, wandte Alex ein. »Die standen in Rathauskellern oder Gerätelagern, hinter verschlossenen Türen auf jeden Fall. Wie hätte er da die EPROMs austauschen können?«
    »Per Update«, sagte Root. »Kundendienst kommt, tauscht den Chip, der drin ist, gegen einen mit einer angeblich neuen Programmversion aus, fertig. Das ist easy.«
    »Der Witz ist«, fügte Sirona hinzu, »dass die Chips, die Zantini hat austauschen lassen, wahrscheinlich gar keine Original-EPROMs waren, sondern auch schon TWIN-Chips. Denn Zantini wird gesucht, als wäre er Usama Bin Laden. Er muss irgendjemandem mächtig in die Quere gekommen sein.«
    »Okay«, stieß Alex hervor und ließ sich zurück in seinen Sessel sinken. »Die Wahl war also manipuliert.« Er legte die Hände vors Gesicht, rieb sich die Augäpfel mit den Handballen. »Und dir ging es auch nie um die Rettung der Demokratie. Du wolltest nur rauskriegen, was dein Ex getrieben hat.«
    Sirona sagte nichts darauf, blieb so reglos, als habe Alex überhaupt nichts gesagt.
    Alex ließ die Arme sinken, überlegte. »Wie ist das technisch? Woran erkennt man so einen TWIN-Chip?«
    »Überhaupt nicht. Er sieht genauso aus wie ein normaler.«
    »Okay, klar. Aber innen muss er doch anders aussehen.«
    »Schon, bloß: Wie willst du das feststellen?«
    Alex zuckte mit den Achseln. »Was weiß ich? Indem ich das Ding aufschneide, zum Beispiel.«
    »Mit früheren Chips wäre das gegangen. Ungefähr bis zur 16-Bit-Technologie konnte man einen Chip aufsägen, die Schaltungen abfotografieren, vergrößern und als Vorlagen fürNachbauten verwenden – mit der Methode ist der Ostblock an seine Computertechnologie gekommen. Aber mit allem, was darüber hinausgeht, ist das nicht mehr möglich; dazu sind die Strukturen zu klein.« Sirona schüttelte energisch den Kopf. »Man könnte es nur nachweisen, wenn man den Code hätte. Den könnte man ausstrahlen, der Chip würde auf die zweite Ebene umgeschaltet und anders reagieren, weil ein anderes Programm aktiv ist – das wäre ein Beweis.«
    Alex holte tief Luft. »Das klingt jetzt, als hättest du den Code nicht.«
    Sirona zog eine Schnute. »Die Dinger sind programmierbar. Der Einzige, der den Code kennt, dürfte Zantini sein.«
    ***
    Das Flugticket nach Deutschland hatte sich problemlos in eines nach Italien umwandeln lassen. Im Flughafen Paris Charles de Gaulle erwarteten Vincent vier Stunden Aufenthalt bis zu seinem Weiterflug. Da Fluggesellschaften alles taten, um ihre Passagiere abzumagern, suchte er zunächst ein Restaurant auf, um etwas zu essen. Anschließend ging viel Zeit damit drauf, herauszufinden, wo eigentlich sein nächster Flug ging: Die Anzeigetafel kündigte die Maschine an einem anderen Gate an, als auf Vincents Bordkarte gedruckt stand, und an besagtem anderen Gate hing ein Zettel, der ihn wieder woandershin schickte. Die Flughafenangestellten, an die er sich um Auskunft wandte, verstanden seine Frage, er aber ihre Antworten nicht.
    Als er endlich am richtigen Flugsteig angelangt war, blieben immer noch zwei Stunden. Als er das erste Mal von seiner Zeitung aufsah, stand auf der Anzeige, dass der Flug nach Rom Verspätung haben würde. Jedes Mal, wenn er hochblickte, hatte die Verspätung zugenommen, und schließlich legte er die Zeitung beiseite, in der vagen Hoffnung, auf diese Weise den Fluch zu brechen.
    Er zog sein Mobiltelefon heraus und scrollte durch die Menüs, weil er sich nicht mehr erinnerte, ob es ein Spiel enthielt. Dabeistieß er unvermittelt auf die Telefonnummer, die Sirona ihm gemailt hatte. Gute Gelegenheit, das mal zu probieren. Er drückte die Ruftaste.
    ***
    Alex drehte sich mitsamt seinem Sessel grüblerisch von

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