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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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gewürfelten Tomaten und Salat verkaufte sich um 3,6 % besser als der »Bush-Burrito« mit Knoblauchkartoffelpüree, schwarzen Bohnen, Grillhähnchen und Salat, woraus der Geschäftsführer einen bevorstehenden Sieg Kerrys ableitete.
    Das sei alles Blödsinn, ließ sich Vincent von Fernando ausführlich darlegen. Das einzig wirklich aussagekräftige Omen sei, dass die Washingtoner »Redskins« das letzte Heimspiel vor der Wahl verloren hatten. »Seit 1937 hat kein amtierender Präsident nach so einer Niederlage die Wiederwahl geschafft«, erklärte der verkniffen dreinblickende Mann, der aus Südamerika stammte, aber niemandem verraten wollte, aus welchem Land dort.
    Dann kam der Wahltag, und der amtierende Präsident gewann mit deutlichem Vorsprung. Nicht nur, dass George W. Bush solide 286 gegen 252 Wahlmännerstimmen für sich verbuchen konnte, er bekam diesmal auch – anders als bei der umstrittenen Wahl 2000 – die Mehrheit der abgegebenen Stimmen.
    Nämlich genau 50,73 Prozent.
    Was, wie Vincent mit Unbehagen erkannte, verdächtig nahe an jenen 51 Prozent lag, auf die er damals seinen Prototypen programmiert hatte.
    Zufall , sagte er sich. Das ist Zufall. Heutzutage werden Wahlen nun mal knapp gewonnen.
    Allerdings konnte er sich, so sehr er auch nachdachte, nicht erklären, aus welchem Grund das so sein sollte.
    Er beschloss, sich einfach nicht weiter mit dem Thema zu befassen. Keine Zeitung mehr in die Hand zu nehmen, solange das Wahlergebnis noch diskutiert wurde. Den Fernseher auszulassen.
    Aber nach ein paar Tagen schaltete er dann doch wieder ein. Beim Frühstück sogar, was er zuletzt zu Beginn des Irak-Feldzugs gemacht hatte.
    Er blieb bei einem Sender hängen, in dem ein Videogespräch mit einem filigran wirkenden, vornehm gekleideten Mann geschaltet war.
    Die eingeblendete Unterschrift lautete:
    HOWARD BURKES – Genealoge – (live aus London)
    Bestreitet Rechtmäßigkeit der US-Präsidentenwahl 2004
    »George W. Bush«, erläuterte Burkes gerade in dem steiflippigen Englisch der britischen Oberschicht, »kann eine weitläufige Verwandtschaft mit Königin Elizabeth II. von Großbritannien vorweisen, ferner mit König Henry III. und König Charles II. von England. Es ist daher nicht erstaunlich, dass er allen Erwartungen zum Trotz Vizepräsident Al Gore bei den Wahlen 2000 geschlagen hat.«
    Vincent legte die Fernbedienung beiseite und hörte gebannt zu.
    »John Kerry dagegen ist ein anderer Fall 14 . Über seine Mutter Rosemary Forbes ist Kerry nicht nur ein Nachfahre vergangener britischer Könige, namentlich von Henry III. und Henry II., er ist auch entfernt verwandt mit Richard Löwenherz, der 1189 dendritten Kreuzzug anführte. Darüber hinaus ist er ein Nachkomme des französischen Königs Henry I. und über dessen Gattin Anna Jaroslawna, der jüngsten Tochter des Großfürsten von Kiew und Ingegards von Schweden, zudem blutsverwandt mit den schwedischen, norwegischen und dänischen Königshäusern sowie mit den rjurikidischen Fürsten, dem Hause Rus also, aus dem zuletzt Fjodor I. auf dem Zarenthron saß. Weitere Abstammungslinien führen zu Zar Iwan IV. sowie zu einem byzantinischen Kaiser und den Schahs von Persien –«
    »Das klingt alles überaus beeindruckend«, unterbrach ihn der Moderator. »Aber was hat das Ihrer Ansicht nach zu besagen?«
    »Nun«, erklärte Burkes, »dazu müssen Sie wissen, dass unseren genealogischen Untersuchungen zufolge bei jeder bisherigen Präsidentenwahl – und ich wiederhole: ausnahmslos bei jeder bis zurück zu George Washington – stets der Kandidat mit den meisten königlichen Genen und Chromosomen gewonnen hat. Wenn Sie nun bedenken, dass mit John Kerry ein Kandidat zur Wahl stand, der genealogisch betrachtet über jede einzelne seiner mütterlichen Blutlinien königlicher ist als alle bisherigen amerikanischen Präsidenten …« Der Brite hob eine Hand in einer Geste der Hilflosigkeit und ließ sie wieder fallen. »Für mich ist klar, dass seine Niederlage auf einer Wahlmanipulation beruhen muss.«
    Der Moderator hatte sichtlich Mühe, seine ernste Miene zu bewahren. »Ein hartes Wort, Mister Burkes. Aber nun sind die Vereinigten Staaten eine Republik, in der einem eine adlige Abstammung noch nie irgendwelche Sonderrechte verschafft hat.«
    Howard Burkes kräuselte die Oberlippe. »Ich kann nur wiederholen: Bei allen bisherigen Präsidentenwahlen in den USA hat stets der Kandidat mit der höheren Abstammung gewonnen. Ich sehe keinen Grund, warum

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