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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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einpacken, Sie sind entlassen. Behauptet, ich hätte das Ansehen der Firma beschädigt mit meinen Rundschreiben. Dabei erwähne ich die Firma überhaupt nicht, das haben Sie ja gesehen. Na, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen; mein Anwalt ist schon verständigt.«
    Vincent räusperte sich, wusste nicht, wie er weitermachen sollte. »Hmm«, meinte er, »das ist wirklich allerhand. Aber ich würde gern noch mal auf den eigentlichen Inhalt Ihrer Pressemitteilung zu sprechen kommen …«
    »Dazu stehe ich. Nach wie vor. Hundertprozentig.«
    Na klasse.
    »Ich fürchte nur, ich verstehe nicht ganz, wie Sie das gemeint haben«, versuchte es Vincent noch einmal. Stochern im Nebel.
    »Ach so?«, schnappte Underwood. »Aha. Also, ich muss zugeben, es könnte sein, dass ich das alles zu fachspezifisch formuliert habe, zu kompliziert. Ich weiß, dazu neige ich beim Schreiben. Vielleicht hat deshalb bisher niemand darauf reagiert?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Vincent.
    »Also, im Grunde läuft es auf eine höchst einfache und in meinen Augen höchst beunruhigende Beobachtung hinaus. Wir haben am Tag der Wahl in zahlreichen Bundesstaaten – den swing states vor allem natürlich, aber auch in anderen – die Wähler befragt, die aus den Wahllokalen kamen. Wir haben deren Angaben, soweit sie welche gemacht haben, mit Hilfe der Verfahren, die wir im Lauf der letzten Jahrzehnte entwickelt haben, zu Wahlvorhersagen hochgerechnet, die die tatsächlichen Wahlergebnisse auch ziemlich gut getroffen haben – mit einer Ausnahme: Praktisch überall dort, wo elektronische Wahlmaschinen eingesetzt worden sind, hat Präsident Bush mehr Stimmen bekommen, als er unseren Hochrechnungen zufolge hätte kriegen sollen 15 .«
    Vincent merkte, dass ihm der Schweiß ausbrach. »Sind Sie sicher?«
    »Sicher? Ein Statistiker ist sich nie sicher «, belehrte ihn Underwood, und es klang, als sei das ein unanständiges Wort für ihn. »Wir sprechen von statistischer Signifikanz , und das ist eine Größe, die man berechnen kann. In diesem Fall ist es so, dass wir es mit Abweichungen zu tun haben, die mit einer Signifikanz von 99,9 % nicht zufällig sind.«
    »Behaupten Sie damit, dass die elektronischen Wahlmaschinen manipuliert worden sind?«
    »Ich lege dar, dass die Statistiken dergestalt ausfallen, dass eine eingehende Untersuchung gerechtfertigt wäre«, erwiderte Underwood. »Schauen Sie, Sie werden ja sicher verfolgt haben, dass wir aufgrund der Befragungen am Wahltag einen klaren Sieg für John Kerry vorausgesagt haben – womit wir bekanntlich deutlich danebenlagen. Was ich gemacht habe, war nichts weiter, als die Befragungsergebnisse und die offiziellen Auszählungsergebnisse je Wahllokal zu vergleichen. Auf dieser Ebene hat man natürlich immer Abweichungen vom Gesamtergebnis. Da spielt der Zufall eine große Rolle, das Einzugsgebiet und so weiter. Aber solche Abweichungen fallen einmal zu Gunsten des einen Kandidaten aus, einmal zu Gunsten des anderen, und im Endeffekt gleicht sich das dann aus. Aber wenn man aus der Tabelle die Wahllokale herausfiltert, in denen Wahlcomputer zum Einsatz gekommen sind, haben wir es fast ausschließlich mit Abweichungen in eine einzige Richtung zu tun. Und das ist, wie gesagt, durch statistische Effekte nicht zu erklären.«
    Vincent war froh, dass er saß. »Das ist ja unglaublich.«
    »Sie müssen die Dimension verstehen«, fuhr Underwood fort. »Natürlich gibt es bei jeder Präsidentenwahl Anomalien. Das ist üblich. Wir haben es nicht mit einer Wahl zu tun; auch nicht mit fünfzig Wahlen. So, wie das amerikanische Wahlsystem beschaffen ist, haben wir etwa dreizehntausend voneinander nahezu unabhängige Wahlen in Countys und Städten, die über mehrere Stufen zu einem Endergebnis zusammengerechnet werden. Aber was die Anomalien bei der Präsidentenwahl 2004 anbelangt,werden Sie feststellen, dass sie fast ausschließlich zulasten Kerrys und zugunsten Bushs ausschlugen.«
    »Und dass Sie sich irgendwie verrechnet haben könnten, ist nicht möglich?«
    Underwood prustete empört. »Ausgeschlossen. Ich sag Ihnen nur ein Beispiel. Ohio. Bekanntlich der Staat, der diesmal den Ausschlag gegeben hat. Wir haben es hier mit 49 Bezirken zu tun. In 22 davon haben wir starke Abweichungen zwischen den Hochrechnungen aufgrund von Wahltagsbefragungen, und nur zwei davon – zwei! – fallen zugunsten von Kerry aus. Die stärkste Abweichung haben wir in einem Bezirk, in dem Kerry den Hochrechnungen zufolge 67 %

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