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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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zahlungskräftiger … Aber ich fürchte, er wird seine Rückkehr an die Macht auf andere Weise bewerkstelligen müssen.« Zantini nahm einen tiefen Zug aus der Zigarre und blies einen beeindruckenden Rauchring. »Meine Familie stammt aus Sizilien, das stimmt, ich selber aber bin in Deutschland geboren. In Gelsenkirchen, um genau zu sein. Sagt Ihnen nichts, okay. Ist auch egal, weil ich sowieso in der Nähe von Frankfurt aufgewachsen bin, in Wiesbaden. Mein Vater war ein vielbeschäftigter Mann, müssen Sie wissen, und ist viel herumgekommen.«
    In diesem Augenblick klingelte es an der Tür.
    »Sie haben auf etwas gewartet, oder?«, fragte Zantini. »Ich meine, weil Sie Geld in der Hand hatten, als wir gekommen sind. Doch nicht etwa die typische Pizza, die sich der fanatische Programmierer abends gönnt?«
    Vincent fühlte sich durchschaut. Der Zauberer beobachtete wirklich messerscharf, das musste man ihm lassen.
    Zantini lachte auf. »Ach, ich liebe Klischees. Das Schöne ist, dass sie alle stimmen.« Er schwang sich aus dem Sessel. »Ich komme gleich mit.«
    Als Vincent die Haustür öffnete, stand da der Bote von Howie’s Hungry Pizzas , flankiert von Pictures und Furry und entsprechend verunsichert dreinblickend. »Ihre … ähm, Howie’s Special mit Sesam … Macht zwölf Dollar, Sir.«
    Vincent gab ihm ein ordentliches Trinkgeld, um ihn für den Schock zu entschädigen.
    »Na, dann guten Appetit.« Der Zauberer klopfte ihm mit mildem Wohlwollen auf die Schulter. »Gehen Sie Ihre Pizza essen, wir besprechen alles Weitere morgen. Aber damit Sie sich heute Abend nicht langweilen« – er gab Pictures einen Wink –, »habe ich Ihnen ein kleines Geschenk mitgebracht. Wobei – wenn ich’s recht bedenke, so klein ist es gar nicht …«
    Pictures schleppte eine Art hellgrauen Metallkoffer an.
    »Was ist das?«, fragte Vincent, die Pizzaschachtel immer noch in der Hand.
    »Das wird Sie heute Nacht nicht schlafen lassen«, prophezeite Zantini. »Das ist ein Wahlcomputer des Typs Nedap ESD1 33 , wie er in Europa verwendet wird.« Er deutete auf den Koffer, den Furry in der Tür abgestellt hatte. »Das Ding kann man auf einen Tisch stellen, aufklappen, und schon hat man eine Art Wahlkabine. Ziemlich pfiffig so weit. Aber eben ein Computer – also Wachs in Ihren Händen, nicht wahr?« Er tätschelte ihm noch einmal die Schulter. »Schauen Sie sich das Ding einfach an. Wird Ihnengefallen. Ach ja, und was die nächsten Tage anbelangt – Sie brauchen nicht zur Arbeit zu gehen. Ich regle das. Furry und Pictures bleiben hier, erledigen die Einkäufe für Sie und halten Ihnen alle Störungen vom Leib. Alles, was Sie zu tun haben, ist, diese Maschine zu studieren und das Programm zu schreiben, mit dem wir Wahlsiege verkaufen werden.«
    Damit ging er. Er stieg in einen schnittigen Wagen und brauste davon. Furry und Pictures blieben, grinsten ihn aus der Dunkelheit an. Erst jetzt sah Vincent, dass sie ein Wohnmobil dabei hatten, das quer in der Einfahrt parkte.
    Himmel, das war alles wie ein Wirbelsturm über ihn hereingebrochen. Er musste erst mal überlegen, was er jetzt überhaupt tun wollte. Erst mal was essen, auf alle Fälle. Und diese Maschine ins Haus tragen.
    Kaum war er drinnen, als das Telefon klingelte. Was war denn heute los, zum Teufel? Vincent nahm ab.
    »Ach, was ich vergaß zu erwähnen …«, drang die Stimme Zantinis aus dem Hörer. »Wir haben uns erlaubt, Ihre Telefonleitung zu kappen. So viel verstehen wir gerade noch von Technik. Das hier wird der letzte Anruf sein, danach legt Pictures den Hebel um, und Sie haben Ihre Ruhe.«
    Vincent fiel fast die Kinnlade herab. »Aber –«
    »Und ehe Sie nach Ihrem Handy suchen«, fuhr der Zauberkünstler fort, »das habe ich.«
    Vincents andere Hand griff wie von selbst nach seiner Hosentasche. Tatsächlich. Das Ding war nicht mehr da!
    »Kein Internet, keine Anrufe, nichts. Nur Sie und die Maschine. Traumhaft, oder?« Zantini lachte auf. »Bis morgen.«
    Damit beendete er die Verbindung, und gleich darauf war die Leitung tot.
    ***
    Danach saß Vincent am Küchentisch, aß seine Pizza, trank eisgekühlte Cola dazu und starrte den lichtgrauen Metallkoffer an. Er hatte das Gerät einfach mal auf den Herd gelegt. Das Wahlgerät.Fast dieselbe Maschine, die Hackinator aus dem Forum in der Mache gehabt hatte. Interessant, so ein Ding mal in echt vor sich zu haben.
    Durchs Küchenfenster konnte Vincent das Wohnmobil sehen, in dem die beiden Zirkusgestalten zugange

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