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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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antwortete ban_hava , »aber wir wissen nicht, wie das geht.«
    Vincent lächelte, während er tippte: »Wenn’s weiter nichts ist … :-)«
    Den Rest machten sie per E-Mail und Telefon. Vincent stellte rasch fest, dass die Sicherheitslücke, die ban_hava und seine Freunde entdeckt hatten, weitaus größer war als angenommen. Dank ein paar heißer Tipps von Sirona gelang es ihm, Schreibzugriff auf die Datenbank zu bekommen: Er hätte tatsächlich den Status von Wählern so ändern können, dass sie am Wahltag nicht zur Wahl zugelassen worden wären. Er hätte sie anderen Wahlbezirken oder Wahllokalen zuordnen können, Meilen entfernt von ihrem Wohnort. Er hätte sogar die gesamte Datenbank löschen können.
    Dieser Fall endlich schaffte es in die Zeitungen 30 . Dem Chicago Election Board blieb keine andere Wahl, als die Gruppe einzuladen und sich die Lücke vorführen zu lassen. Vincent ging nicht mit (als künftiger Weltstrippenzieher zog er es vor, sich nicht unnötig in der Öffentlichkeit zu zeigen), aber er instruierte ban_hava und seine Freunde aufs Genaueste, und die Sache schien auch wie geplant zu laufen.
    Die Verantwortlichen versuchten, die Angelegenheit herunterzuspielen 31 : Das sei nur ein kleiner Programmierfehler, die Wahlen wären davon nicht betroffen gewesen.
    Was die Zeitungen brachten, als sei das eine Tatsache.
    Weiter passierte auch diesmal nichts.
    Der November brach an. Die Meinungsforscher waren sich uneinig. Viele hielten es für möglich, dass die Republikaner ihre bisherige Mehrheit im Abgeordnetenhaus verlieren könnten.Eine Mehrheit der Demokraten im Senat dagegen sei wenig wahrscheinlich.
    Der amtierende Präsident gab sich zuversichtlich. »Wir gewinnen«, erklärte er bei jeder Gelegenheit auf seiner Wahlkampfreise durch Missouri, Nevada und Iowa. Und sein Chefstratege Karl Rove fügte hinzu: »Ich kenne die Zahlen.« Es klang bisweilen, als stünde das Wahlergebnis bereits fest.
    Dann kam der Wahltag, und die Demokraten gewannen. »Haushoch«, nannten es die Kommentatoren, »ein Erdrutschsieg.« Sowohl im Kongress als auch im Senat würden die Demokraten die nächsten zwei Jahre die Mehrheit haben.
    Und so sahen sie aus, die Zahlen:
    Bei den Wahlen zum Repräsentantenhaus hatten sie 52 % aller Stimmen bekommen.
    Bei den Wahlen zum Senat 53,91 %.
    Diese Zahlen fand Vincent besonders aufschlussreich, weil er, ehe er sein altes Programm auf CD gebrannt und an die Abgeordneten geschickt hatte, eine Winzigkeit daran geändert hatte. Einfach so. Als Siegel. Als Duftmarke.
    Er hatte aus dem einprogrammierten Vorsprung von 51 % einen Vorsprung von 53 % gemacht.
    Vincent ließ die Zeitung sinken und leistete in Gedanken dem United States Postal Service Abbitte, ihn der Unzuverlässigkeit verdächtigt zu haben. Das sah aus, als seien seine Briefe durchaus angekommen – aber als hätten die Politiker seinen Bericht nicht als Anlass genommen, einen Skandal aufzudecken, sondern als Gebrauchsanleitung, um es genauso zu machen wie die andere Seite.
    Doch was immer in Wahrheit geschehen war – ob zu viele Hände hinter den Kulissen mitgemischt hatten oder ob es einfach nur an gewöhnlicher Schlamperei lag –, in technischer Hinsicht waren die amerikanischen Senats- und Kongresswahlen im November 2006 eine Katastrophe gewesen. Sechsundachtzig Prozent der Wahlberechtigten hatten ihre Stimme statt einem Wahlzettel einer Maschine anvertrauen müssen – und diese Maschinen hatten in desaströser Weise versagt.
    Es gab Stromausfälle. Drucker versagten. Scanner versagten. Maschinen starteten einfach nicht. In Tausenden von Fällen reagierten die Touchscreens nicht oder falsch. In Lebanon County, Pennsylvania, war in jedem einzelnen der 55 Wahllokale mindestens eine Wahlmaschine mit falschen Kandidatennamen programmiert. In einem Wahllokal in Ohio funktionierte keine einzige von insgesamt 11 Maschinen, sodass auf rasch fotokopierte Wahlzettel zurückgegriffen werden musste. Im Bezirk Delaware, Indiana, bildeten sich durch technische Schwierigkeiten mit den Maschinen so lange Schlangen, dass ein Gericht anordnen musste, die Öffnungszeiten der insgesamt 75 Wahllokale zu verlängern.
    In Waldenburg, Arkansas, stellte ein Kandidat fest, dass die Wahlmaschine für ihn null Stimmen ermittelte – obwohl er zumindest von sich selber wusste, dass er für sich gestimmt hatte 32 . In zahllosen Fällen »zählten« die Maschinen mehr Stimmen, als überhaupt Wähler abgestimmt hatten. Oder weniger. Oder

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