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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Entweder stieg die Umweltverschmutzung ins Unermessliche, sanken die Staatseinnahmen ins Bodenlose oder fiel der Wert ihrer politischen Beliebtheit so tief, dass das Spiel aufgrund eines Staatsstreichs als beendet galt.
    »Das ist nicht lösbar«, murrte Alex schließlich frustriert. »Oder? Ich meine, ich hab eine Menge Erfahrung mit Spielen, aber das hier? Das soll mir dieser … Wie heißt der Erfinder? Frederic Vester 58 ? Der muss mir mal erklären, wie das gehen soll.«
    Simon stellte die Drehscheiben auf die Anfangswerte zurück.
    »Probieren wir es noch einmal«, meinte er. »Und diesmal versuchen wir es mit Investitionen in die Bildung. Oder Aufklärung, wie das hier heißt.«
    »In Bildung? Was soll das denn bringen?«
    »Im Leben ist entscheidend, was sich in unseren Köpfen abspielt«, erklärte Simon. »Wenn das Spiel die Wirklichkeit auch nur annähernd erfasst, müsste es hier genauso sein.«
    »Hmm«, machte Alex. Er wirkte nicht überzeugt, folgte aber der von Simon vorgeschlagenen Strategie. Und tatsächlich – mit ein paar Abweichungen, über die sie jeweils lange diskutierten, schafften sie es, die Situation der fiktiven, durch nur wenige Kennzahlen grob dargestellten Welt zu verbessern. Was nach den Spielregeln hieß, dass sie »gewonnen« hatten.
    »Cool.« Alex lehnte sich zurück, den Blick zufrieden auf dem Spielbrett ruhend. »Entscheidend ist, was sich in unseren Köpfen abspielt … Guter Spruch«, meinte er. »Könnte ich glatt zum Motto meiner Firma machen.«
    »Ihre Firma …« Simon lehnte sich zurück. »Ich muss gestehen, dass ich mir keine rechte Vorstellung davon machen kann, was Sie da überhaupt tun. Was Sie verkaufen, meine ich. Sie veranstalten Spiele, hat Ihr Bruder erzählt.« Er hob die Schultern. »Ich kann mir darunter ehrlich gesagt nichts vorstellen.«
    Alex griff nach einer Flasche Bier. »Ich bin da sozusagen reingewachsen«, erklärte er, während er sie öffnete. »Als Kind war ich immer der, der bestimmt hat, was gespielt wird, und auch, wie es gespielt wird – sozusagen Anführer und Schiedsrichter in einer Person. Das fanden die meisten gut, man braucht so jemanden, und ich war es eben zufällig. Hinzu kam: Ich bin am Stadtrand aufgewachsen, aber um uns herum haben sie gebaut wie die Wahnsinnigen. Als ich vierzehn war, war das kein Dorf mehr, sondern eine Stadt – na ja, und irgendwann hat man auch keine Lust mehr, draußen herumzulaufen, sich die Hosen dreckig zu machen und die Nase abzufrieren. Da hab ich dann mit Rollenspielen angefangen – ich weiß nicht, ob Ihnen das was sagt?«
    »Erklären Sie’s mir lieber. Ich bin sicher, das, was ich mir vorstelle, stimmt nicht.«
    Alex machte eine schwungvolle Bewegung mit der Bierflasche, bei der ein paar Tropfen auf den Wohnzimmertisch schwappten. »Wenn man zuschaut, sieht es total unspektakulär aus: Da sitzen eine Handvoll Leute an einem Tisch, Formulare, Stifte und Würfel vor sich, und die meiste Zeit erzählen sie sich was. Es ist ein Spiel mit der Phantasie, verstehen Sie? Jeder spielt die Rolle einer Figur, die in einer erfundenen Welt gemeinsam mit anderen Abenteuer erlebt. Damit das funktioniert, muss ein Spielleiter da sein, der, wenn einer zum Beispiel sagt: ›Ich öffne diese Tür‹, festlegt, was sich hinter der Tür befindet. Vielleicht hat der Betreffende ein Monster befreit, gegen das er nun kämpfen muss. Das macht er, indem er würfelt; bestimmte Punktzahlen heißen dann, dass er Treffer erzielt hat oder vielleicht selber getroffen wurde und so weiter …« Er bemerkte die Biertropfen auf der Tischplatte, holte ein Taschentuch heraus und wischte sie auf. »Jedenfalls, ich war fast immer der Spielleiter. Es gibt fertige Spielkonzepte zu kaufen, Das schwarze Auge 59 , Dungeons and Dragons 60 und so weiter, aber irgendwann reizt es einen natürlich, eigene Welten, eigene Regeln und so weiter zu entwickeln … Na ja, und dann gab es die Computerspiele, die immer besser wurden. Darüber hab ich Root kennengelernt, war auch mal bei einem Projekt dabei, so ein Ding mitzuentwickeln … Ich schätze, es war mir vorbestimmt, in dieser Branche zu bleiben. Spiele eben. Ist nicht jedermanns Sache, klar, aber die Fans da sind richtige Fans, wenn Sie verstehen, was ich meine. Hundertfünfzigprozentige. Und ich sag immer, es ist doch besser, selber zu spielen, als zuzuschauen, wie andere spielen, oder? Und sei es Fußball. Ich meine, nur dabeizusitzen? Fader geht’s doch nicht.«
    Er nahm einen tiefen

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