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Ein König wird beseitigt

Ein König wird beseitigt

Titel: Ein König wird beseitigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Häfner
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Ermöglichung der Fortsetzung der Königlichen Bauten innerhalb der noch weiter vorhandenen Etatmittel in Erwägung zu ziehen sein, und gewiß wird Alles eifrigst mitwirken, um diesen Allerhöchsten Wunsch Eurer Königlichen Majestät, soweit irgend thunlich, der Verwirklichung entgegenzuführen.
    Daß aber die Aufnahme neuer Anlehen zu gedachtem Zwecke große Gefahren in sich birgt, darf der treugehorsamst Unterzeichnete als treuer Diener, dem nur das Wohl Eurer Königlichen Majestät am Herzen liegt, nicht verschweigen, er würde sich außerdem einer unverantwortlichen Handlungsweise gegenüber Eurer Königlichen Majestät schuldig machen.
    Anlangend die Gespräche und die Veröffentlichungen in der Presse über die Lage der Königlichen Cabinetskasse und über sonstige Hofverhältnisse, so ist der treugehorsamst Unterzeichnete unablässig mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln bestrebt, denselben energisch entgegenzutreten. Seitens der Königlichen Polizeidirektion sind die umfassendsten polizeilichen Ueberwachungen angeordnet, es finden, wo sich irgend Gelegenheit bietet, energische Warnungen statt und sofortige strafrechtlicheEinschreitung wird vorgekehrt werden, soweit und sofern sich hiezu eine gesetzliche Handhabe ergibt. Die Scandalblätter, welche sich hauptsächlich mit derlei Nachrichten befassen, sind jedoch in letzterer Hinsicht sehr vorsichtig und, nachdem Preßdelikte öffentlich vor den Schwurgerichten verhandelt werden, dürfte in der Richtung Vorsicht geboten sein, daß man nur dann strafrechtliche Einschreitung eintreten läßt, wenn eine Verurtheilung mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist.
    Nach neuerlicher Mittheilung des Königlichen Polizeidirektors hat auch in Folge der polizeilichen Maßnahmen in öffentlichen Gesprächen, sowie in der Presse eine Zurückhaltung Platz gegriffen. Viele solcher Gespräche und Nachrichten dürften von Gläubigern der Königlichen Cabinetskasse herrühren, die sich theilweise in mißlichen Verhältnissen befinden und über ihr Guthaben und den Wunsch befriedigt zu werden sich öffentlich aussprechen. Dazu kommt, daß das Publikum an solchen Nachrichten das größte Interesse nimmt, Zeitungen, in welchen sich bezügliche Artikel befinden, reißenden Absatz finden und das finanzielle Interesse der Zeitungsverleger hiebei mit im Spiele ist. Nachdem denselben Nachrichten von unterrichteter Seite nicht zu Gebote stehen, greifen sie zu Combinationen, zur Wiedergabe von Gerüchten, zum Klatsch. Der treugehorsamst Unterzeichnete glaubt hiebei allerunterthänigst bemerken zu dürfen, daß voraussichtlich die gedachten Gespräche und Zeitungsartikel zum großen Theile verstummen würden, sobald ein Arrangement mit den Gläubigern getroffen und deren allmählige Bezahlung sichergestellt wäre.
    In allertiefster Ehrfurcht erstirbt Eurer Königlichen Majestät allerunterthänigst treugehorsamster
    Max Freiherr von Feilitzsch, königlicher Staatsminister des Innern
     
     
A 6 Bericht des Gesamtstaatsministeriums an den König vom 5. Mai 1886[ 7 ]
    – Aus diesem Brief, der in Ton und Inhalt gegenüber dem König sehr ungewöhnlich ist und einzelne Majestätsbeleidigungen enthält, wird die erfolgsnahe Position der Minister im Absetzungsverfahren bereits deutlich. –
     
    München, den 5. Mai 1886
    An
Seine Majestät den Koenig
Allerunterthänigster Bericht des Gesammtstaatsministeriums
Die Verhältnisse der Königlichen Kabinets-Kasse betreffend.
    Mit Allerhöchstem Handschreiben vom 17. April 1886 haben Euere Königliche Majestät dem Gesammtstaatsministerium zu eröffnen geruht, es sei der Allerhöchste Wille Eurer Majestät, daß zur Ordnung der Verhältnisse der Allerhöchsten Kabinets-Kasse noch dem gegenwärtig versammelten Landtage eine Vorlage gemacht und Euerer Königlichen Majestät mit thunlichster Beschleunigung die hierauf bezüglichen Vorschläge unterbreitet werden.
    Die treugehorsamst unterzeichneten Staatsminister hegten zwar auch zu der Zeit des Eintreffens dieser Allerhöchsten Willensäußerung gleichwie zu der Zeit, als sich die einzelnen Staatsminister im August vorigen Jahres sowie zu Anfang und zu Ende Januar des laufenden Jahres zu äußern Gelegenheit hatten, die betrübende Ueberzeugung, daß in Anbetracht der im Landtage wie im ganzen Lande herrschenden Stimmung von der Landesvertretung keine Hilfe zu erlangen sein werde, erkannten es jedoch dem ergangenen Allerhöchsten Befehle gegenüber selbstverständlich als ihre unabweisliche

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