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Ein König wird beseitigt

Ein König wird beseitigt

Titel: Ein König wird beseitigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Häfner
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solche Garantien aber – das sei die bestimmteste und wiederholt in Privatgesprächen geäußerte Meinung der überwiegenden Mehrzahl der rechten Seite des Hauses und ihrer Wähler – könne vom Landtage nichts geschehen und es erübrige daher nichts, als der Sache ihren Lauf zu lassen.
    Die mißliche Lage der Kabinetskasse und der Mangel jeder Hoffnung auf bleibende Besserung derselben sei aber nicht das Einzige, was im Volke Anstoß errege, ja dieselbe sei noch das geringere Uebel. Der Hauptgrund der im Volke herrschenden ernsten Besorgnisse und Mißstimmung liege in dem übrigen Verhalten Seiner Majestät des Königs. Seit Jahren vermisse das bayerische Volk zu seinem größten Schmerze jede Initiative des Königs in Regierungs-Angelegenheiten, und es werde auf das Tiefste bedauert, daß Seine Majestät sich mehr und mehr von jedem persönlichen Verkehr mit den Räthen der Krone und anderen geeigneten Persönlichkeiten zurückziehe und Allerhöchst-Sich überhaupt bei keiner Gelegenheit mehr dem Volke zeige. Ueber die Umgebung Seiner Majestät seien die schlimmsten Gerüchte im Umlauf. Auch in allen diesen Beziehungen habe vor Allem eine totale Umkehr einzutreten, bevor von einer helfenden Mitwirkung des Landtags die Rede sein könne. Es seien überhaupt im Lande Stimmen laut geworden, daß der Landtag sich über diese Dinge offen aussprechen und Seiner Majestät Vorstellungen machen solle; aber man habe dieß bisher aus Loyalität und, um die Lage nicht zu verschlimmern, unterlassen. Bei der Verhandlung über eine Kreditvorlage könne und werde nicht geschwiegen werden.»
    Von einer dritten, sehr kleinen Gruppe der Anwesenden endlich wurde bemerkt, die Frage, ob der Landtag eine Hilfe gewähren solle und könne, sei überhaupt dermalen nicht spruchreif. Die Lage sei eine so ernste, daß es sich nicht mehr um eine Privatangelegenheit Seiner Majestät des Königs handle. Es sei daher vor Allem Pflicht des Ministeriums, über die Lage rückhaltlos zu berichten und die dringliche Bitte vorzutragen, daß Seine Majestät der König nach München zurückkehren und direct, d.h. ohne Vermittlung des Kabinetssekretärs, die mündlichen Vorstellungen der Minister entgegennehmen und Sich bezüglich etwaiger Garantien mündlich aussprechen.Vorher könne von Zusicherungen von Seite des Landtags gar nicht die Rede sein.
    Zum Schlusse wurde als das zweifellose Ergebniß der Besprechung constatirt: 1. Daß eine unrefundirliche Leistung von Landesmitteln an die Kabinets-Kasse nicht die mindeste Aussicht auf Erfolg habe, 2. daß aber auch eine Kreditvorlage, wonach der Kabinetskasse lediglich ein verzinsliches und refundirliches Darlehen vom Staate gewährt werden solle, keine entsprechende Mehrheit in der Abgeordneten-Kammer finden werde und gänzlich aussichtslos sei.
    Der Präsident der Kammer der Abgeordneten ersuchte das Ministerium, von dieser Constatirung Kenntnis zu nehmen und in derselben die Antwort auf die von den Ministern an ihn gestellte Frage zu erblicken.
    Aus dem bisher allerehrerbietigst Vorgetragenen ergibt sich, daß eine Vorlage an den Landtag, wie Euere Königliche Majestät eine solche in dem Allerhöchsten Handschreiben vom 17. April in Aussicht zu nehmen geruht haben, den gewünschten Erfolg nicht haben, sondern nur unaussprechlichen und namenlosen Schaden für das Ansehen der Krone nach sich ziehen würde.
    Die allerunterthänigst Unterzeichneten sehen sich deßhalb außer Stande, den in dem genannten Allerhöchsten Handschreiben enthaltenen Befehl zu vollstrecken, und sind vielmehr genöthigt, um allergnädigste Zurücknahme desselben zu bitten.
    Die treugehorsamst Unterzeichneten dürfen sich aber der Erkenntniß nicht verschließen, daß sie sich eines großen Unrechts schuldig machen würden, wenn sie es bei dieser allerunterthänigsten Bitte bewenden ließen und sich nicht auch über die weitere Gestaltung der Dinge äußern würden.
    Die Lage der Kabinets-Kasse Euerer Königlichen Majestät ist eine furchtbar ernste, ernster und gefährlicher als je, und die größte Eile thut noth, wenn nicht Alles unrettbar verloren sein soll; denn die niederschmetternden Ereignisse, die von den treugehorsamst Unterzeichneten seit längerer Zeit befürchtet worden sind und von denen der treugehorsamst unterzeichnete Finanzminister erstmals in seinem Schreiben vom 19. April 1884 an den damaligen Hofsekretär und sodann in dem allerunterthänigsten Berichte vom 3. September 1885, ferner der treugehorsamst

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