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Ein König wird beseitigt

Ein König wird beseitigt

Titel: Ein König wird beseitigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Häfner
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unterzeichnete Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten in seinem Schreiben vom 6. Januar 1886 an den Hofsekretär und nachmals der Staatsminister des Innern in seinem allerunterthänigsten Schreiben vom 31. Januar 1886 gesprochen haben, stehen jetzt unmittelbar und unaufhaltsam bevor. In wenigen Tagen wird bei Gericht über einige gegen die Kabinetskasse erhobene Klagen verhandelt werden. Es kann nicht fehlen, daß das Resultat der vertraulichen Besprechung der Minister mit einer größeren Zahl von Abgeordneten allmählich durchsickert und bekannt wird, daß dadurch noch mehr Gläubiger der Kabinetskasse in bange Sorgen um ihre Guthaben versetzt und zur Klagestellung verleitet werden. Es müßte mit Wunderdingen zugehen, wenn unter solchen Umständen, falls nicht in kürzester Frist Ernstliches zur Bezwingung der obwaltenden schweren Noth geschieht, nicht in wenig Wochen oder Tagen die Gant-Eröffnung erfolgen sollte.
    Gerichtliche Verurtheilungen und die Gant-Eröffnung haben aber den Gerichtsvollzieher und öffentliche Ausschreibung der Kabinetskasse und Zusammenberufung der bekannten und unbekannten Gläubiger im Gefolge. Im gewöhnlichen Leben giltderjenige als an seiner Ehre schwer geschädigt, welcher der Gant anheimfällt, und selbst derjenige kann sich dieser Auffassung nur mit Mühe erwehren, den gänzlich unverschuldetes Unglück dahin gebracht hat. Welch eine gewaltige Wirkung würde nun erst die Eröffnung einer solchen Maßregel gegen die Kabinetskasse Euerer Königlichen Majestät haben! Die treugehorsamst Unterzeichneten dürfen es nicht unterlassen auszusprechen, was ihnen zu sagen den größten Schmerz bereitet: Wenn die Gant ausbricht, können Euere Majestät Allerhöchst-Sich vor die Frage gestellt sehen, ob Allerhöchst-Dieselben noch die Zügel der Regierung in der Hand behalten können.
    Hilfe, Hilfe thut eiligst Noth. Hilfe von Außen aber gibt es nicht. Die letzten Tage haben den Beweis geliefert, daß, wie die treugehorsamst Unterzeichneten längst vorhergesehen haben, vom Lande keine Hilfe zu erwarten ist; daß alle Versuche, Darlehen zu negociiren gescheitert sind, haben Euere Königliche Majestät zur Genüge erfahren. Hilfe von Außen gibt es nicht. Aber es gibt Hilfe aus aller Noth und allem Jammer aus den eigenen Mitteln Euerer Königlichen Majestät, wenn Euere Majestät nur ernstlich wollen. Es gibt Hilfe ohne alle entwürdigenden und demüthigenden Bedingungen aus der eigenen Kraft der Civilliste, wenn nur Sparsamkeit und Ordnung fortan mit strenger Hand aufrecht erhalten werden. Alles, was Euere Königliche Majestät, um zu einem so trostreichen Resultate zu gelangen, auf Sich nehmen müßten, bestünde lediglich darin, daß Euere Majestät Allerhöchst Ihre Hofhaltung auf dem Fuße einzurichten hätten, auf welchem der höchstselige Herr Vater Euerer Königlichen Majestät, weiland Seine Majestät König Max II., Hof gehalten hat. Es war eine einfache und sparsame, aber immerhin würdevolle Hofhaltung.
    Zahlen und Vergleiche werden die Richtigkeit dieser Behauptung zu erweisen im Stande sein. Weiland Seine Majestät König Max II. haben während Ihrer ganzen Regierungszeit zu Gunsten Weiland Seiner Majestät König Ludwig I. an der Civilliste einen Abzug von jährlich 500.000 Gulden, d. i. von 850.000 Mark zu erdulden gehabt. Das sind also noch 175.000 Mark mehr, als der Abzug an der Civilliste beträgt, den Euere Königliche Majestät Allerhöchst Sich Selbst auf eine Reihe von Jahren im Betrage von 675.000 Mark zur Bezahlung des im Frühling 1884 contrahirten Bankdarlehens auferlegt haben. Wenn also Euere Königliche Majestät diese 175.000 Mark jährlich auch noch auf Bezahlung der neuen Schuld verwenden würden, so würden Euere Majestät immer noch um keinen Pfennig weniger zur Verfügung haben, als Allerhöchst Deren Vorfahre(n) auf dem Throne.
    Außerdem hat weiland Seine Majestät König Max II. jährlich eine größere Zahl von Gelehrten und wissenschaftlichen Unternehmungen aus den Mitteln der Kabinets-Kasse gefördert, hat eine Villa in Berchtesgaden und eine in Regensburg erbaut, die Anlagen auf dem Gasteig am rechten Isarufer gekauft und anpflanzen lassen, die Parkanlagen bei Feldafing gekauft und angelegt, das National Museum gebaut, die Maximilians-Straße mit großen Kosten angelegt, das Stift in Neuberghausen erbaut und mit Kapitalien ausgerüstet, das Maximilianeum erbaut und mit 800.000 Gulden dotirt usw. und bei seinem nach 16

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