Ein königlicher Skandal
Hand. Vielleicht sollte er gar keinen Alkohol trinken. Er brannte schon jetzt vor Sehnsucht, Rosas sinnlichen Mund zu küssen, bis sie vor Begierde erbebte.
Natürlich kannte er sich aus mit körperlicher Anziehung. Zum Teufel, in seiner Jugend hatten Hormone öfter die Kontrolle über seinen Verstand übernommen, als Max lieb gewesen wäre. Deshalb war er heute wählerischer und legte bei Frauen vor allem Wert auf Gemeinsamkeiten, die über den Wunsch nach heißem Sex hinausgingen.
Trotzdem war das hier etwas völlig anderes. Seit Rosa im Castello war, bewegten sich seine Gedanken im absoluten Grenzbereich. Sein Widerstand bröckelte. Ihrer Unschuld und ihrem Charme hatte er kaum etwas entgegenzusetzen.
Rosa nippte an dem Brandy. Spürte auch sie die knisternde Spannung zwischen ihnen? Er begehrte sie jedenfalls mehr als je zuvor eine andere Frau. Und sie sandte ihm eindeutige Signale aus, möglicherweise jedoch unbewusst.
„Sehr gut“, bemerkte sie und hob das Glas. „Wird der Weinbrand auf der Insel hergestellt?“
„Freut mich, dass er dir schmeckt. Die Brennerei ist unser jüngstes Projekt.“ Ungewollt schlug er einen harten Ton an. Dass sie sich von ihm abwandte, wunderte Max nicht.
„Du klingst wie meine frühere Schuldirektorin, wenn sie mir etwas Unangenehmes sagen wollte“, stellte sie fest. Ein leichtes Beben der Stimme verriet ihre Anspannung.
Also spürte sie es auch. Max setzte sich ihr gegenüber und konzentrierte sich darauf, ihr nur ins Gesicht zu sehen. Auch das half ihm nicht. Vor Müdigkeit und durch den Brandy hielt sie die Augen halb geschlossen. Ihr Blick war zu verführerisch, und erst ihre sinnlichen Lippen …
Hätte sie bewusst versucht, ihn zu becircen, hätte er ihr leichter widerstehen können. Aber sie ahnte nicht einmal, was ihr bloßer Anblick in ihm auslöste. Um auf andere Gedanken zu kommen, lenkte er das Gespräch auf ein neutrales Thema. „Wie sollen wir deiner Meinung nach weiter mit dem Mehltaubefall umgehen?“
Rosa dachte sofort an die beiden alten Männer, deren Weingärten vernichtet werden mussten. „Du kennst meinen Standpunkt – die Weinstöcke ausgraben und verbrennen. Das gilt auch für die angrenzenden Gebiete. Danach muss das Erdreich mit dem Mittel behandelt werden, das ich mitgebracht habe. Außerdem müssen alle Weingärten im Tal wöchentlich kontrolliert werden.“
Die Lippen aufeinandergepresst, schwenkte er den Brandy und betrachtete die bernsteinfarbene Flüssigkeit, wie sie im Feuerschein schimmerte. Unter schweren Lidern richtete Rosa den Blick auf seine harten Gesichtszüge, die Energie und Willenskraft verrieten.
„Wie viel Spritzmittel hast du mitgebracht?“
„Es reicht für zwei weitere Fälle.“
„Und wie lange sollen wir die übrigen Weingärten beobachten?“
„Mindestens ein Jahr lang“, erklärte sie. „Wenn du willst, erstelle ich einen genauen Plan, in dem alle Schritte exakt beschrieben werden.“
„Ja, danke. Ist die Überwachung technisch sehr kompliziert?“
„Nein, jeder Abiturient kann das erledigen, sofern er gewissenhaft vorgeht“, versicherte sie. „Ich habe schon mit dem Leiter des hiesigen Labors gesprochen. Seine Leute werden die Proben untersuchen und die Ergebnisse auswerten. Vielleicht findest du genug Schüler, die die Überwachung ausführen.“
„Du sprichst in einem Atemzug von Schülern und gewissenhafter Arbeit?“, fragte er, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
Rosa musste lachen, wurde aber gleich wieder ernst. „Sicher findest du vernünftige junge Leute. Natürlich müssen sie angeleitet und kontrolliert werden.“
„Das kann Giovanni organisieren“, erwiderte er zustimmend. „Er kennt alle in der Gegend.“
Sie hatten das weitere Vorgehen bereits ausgearbeitet. Morgen wollte Max die Vernichtung der bereits befallenen Weingärten in die Wege leiten. Rosa kümmerte sich um die bisher verschonten.
Als sie wieder gähnte, stand Max auf. „Zeit zum Schlafengehen. Ich hoffe nur, dass ihr bald ein Gegenmittel findet. Nicht auszudenken, wenn sich der Mehltau weiter ausbreitet.“
„Wir bemühen uns, das kannst du mir glauben“, erwiderte sie.
„Es dauert aber zu lange.“
„Ich weiß, schneller geht es jedoch nicht. Manchmal gelingt ein geradezu wundersamer Durchbruch. Aber die Leute vergessen oft, dass meistens zwanzig oder vielleicht sogar fünfzig Jahre Forschung und Erprobung vorangehen.“
„Das ist mir bekannt.“ Er leerte sein Glas in einem Zug und lächelte,
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