Ein königlicher Skandal
ein, „wollen Sie sich nicht ausruhen, bis die Hitze abnimmt? Sie waren letzte Nacht lange auf den Beinen, und Sie haben den ganzen Vormittag über gearbeitet. Bestimmt sind Sie müde.“
„Ich muss unbedingt weitermachen“, wehrte sie entschieden ab. „Für die Winzer steht zu viel auf dem Spiel. Sie müssen so bald wie möglich Ergebnisse haben und dürfen nicht tagelang auf die Entscheidung warten.“
„Das Ganze ist für Sie neu und sicher belastend, Hoheit“, wandte er ein.
„Wenn Prinz Max seine Aufgaben erfüllt, schaffe ich das auch. Für ihn ist es viel schlimmer, aber am meisten leiden mit Sicherheit die Weinbauern.“
„Deshalb ist er bei ihnen“, erwiderte Giovanni, „und schuftet wie ein Sklave, um die befallenen Rebstöcke auszugraben.“
Dass er sehr stolz auf die Einsatzbereitschaft des Prinzen war, konnte Rosa nicht überhören. Offenbar empfanden die beiden Männer füreinander große Zuneigung.
„Er ist ein guter Mensch“, erwiderte Rosa.
Elena nickte. „Ein sehr guter Mensch. Wenn Sie mich bitte entschuldigen, Hoheit, ich muss noch einiges vorbereiten.“
Nachdem sie sich herzlich voneinander verabschiedet hatten, zog Elena sich in einen der kühlen Räume des Hauses zurück. Giovanni begleitete Rosa auf die Terrasse hinaus. Von dort aus sahen sie, wie eine weitere Rauchsäule im Tal zum Himmel aufstieg.
Die Hände in die Hüften gestützt, blickte Giovanni in die Ferne. „Nur Prinz Max konnte die Weinbauern dazu bringen, ihre Rebstöcke zu vernichten. Sie vertrauen ihm, weil er bisher jedes Versprechen gehalten hat.“
„Er wird ein guter König sein“, sagte Rosa.
Giovanni richtete die durch die Hutkrempe beschatteten Augen auf sie. „Ja“, bestätigte er nach einigen Sekunden, „er wird ein ausgezeichneter König sein. Die Menschen auf San Rinaldi können froh sein, dass er als Nächster an der Reihe ist.“
Die Dämmerung brach bereits an, als Rosa zur Burg zurückkehrte. Am späten Nachmittag war leichter Wind aufgekommen und hatte den Rauch aus dem Tal geweht. Von Weitem sah Rosa ein Feuer, das am Hang brannte. Bedrohlich loderten die Flammen auf. Max war nicht zu Hause. Als sie den Diener fragte, erklärte er schulterzuckend, der Prinz sei noch auf einem Weingut.
Rosa duschte, um sich den Rauch aus den Haaren und von der Haut zu waschen. In einen Hausmantel gehüllt, trat sie anschließend in ihr Zimmer. Das Hausmädchen sammelte gerade die verschmutzte Kleidung ein. Die Augen der Frau waren gerötet.
„Was ist denn?“, fragte Rosa besorgt.
„Mein Vater musste heute alle Weinstöcke verbrennen, obwohl sie nicht befallen waren.“
„Das tut mir sehr leid“, versicherte Rosa und wünschte, der Frau den Kummer nehmen zu können.
„Warum bloß?“, fragte das Hausmädchen. Plötzlich verlor sie die gewohnte Scheu vor einem Mitglied der Königsfamilie. „Diese Rebstöcke stammten noch von unseren Vorfahren! Warum wurden sie einfach vernichtet, obwohl mit ihnen alles in Ordnung war?“
Geduldig beantworte Rosa die Frage und erklärte das notwendige Vorgehen. Allmählich wurde das Hausmädchen ruhiger.
„Ich … ich verstehe es ja“, gestand sie ermattet und wischte sich über die Augen. „Aber es ist so furchtbar.“
Rosa nickte. „Ja, manchmal ist das Leben grausam.“
„Auch für Sie?“, fragte das Hausmädchen ungläubig.
„Für jeden“, versicherte Rosa. „Ihre Eltern sind zumindest noch am Leben.“
Die Frau mittleren Alters errötete verlegen. „Entschuldigen Sie bitte, das hatte ich völlig vergessen. Sie leiden sicher sehr unter dem Verlust!“, rief sie aus und drückte Rosa überschwänglich an sich. „Schrecklich, was geschehen ist!“
Befangen ließ sie danach die Arme sinken, sammelte die restlichen Kleidungsstücke ein und verließ überstürzt das Zimmer.
Erleichtert zog Rosa eine eng sitzende Hose und ein rotes Top an. Nachdenklich ging sie anschließend nach unten.
Der Diener kam ihr in der Halle entgegen. „Ich soll Ihnen von Prinz Max ausrichten, dass er zum Abendessen nicht hier sein wird. Ich habe für Sie im kleinen Speisezimmer den Tisch gedeckt – es sei denn, Sie möchten in Ihrem Zimmer essen.“
„Das Speisezimmer ist sehr gut, danke“, erwiderte sie, weil sie sich nicht in ihrem Schlafzimmer isoliert fühlen wollte.
Obwohl die Mahlzeit ausgezeichnet war, aß Rosa ohne rechten Appetit. Hinterher ging sie in die Bibliothek und suchte sich ein Buch aus. In diesem Raum hatte Max gestern mit Rosa Brandy
Weitere Kostenlose Bücher