Ein königlicher Skandal
Einzige übrig, Rosa“, sagte er nachdrücklich.
Sie schüttelte den Kopf. Flehend sah sie Max in die Augen. Wenn er nur irgendwie einen anderen Thronfolger herbeizaubern könnte! Unverwandt hielt Max ihrem eindringlichen Blick stand. Erst jetzt erkannte sie, dass seine attraktiven Gesichtszüge tatsächlich Giovannis ähnelten.
„Ich weiß“, erwiderte sie zittrig. „Aber wollen die Menschen hier überhaupt von einer Königin regiert werden? Es hat noch nie eine gegeben, und die meisten Inselbewohner sind sehr altmodisch.“
„Sie werden dich akzeptieren, wenn es sonst niemanden gibt. Du musst, Rosa“, drängte er und nahm ihr damit die letzte Hoffnung. „Wenn du dich weigerst, fällt die Monarchie.“
Sie dachte daran, was Kate vor ihrer Abreise gesagt hatte. „Wäre das denn so schlimm?“, fragte Rosa vorsichtig.
„Kannst du dir einen Wechsel zur Republik friedlich vorstellen?“, hielt er ihr entgegen. „Vor zwanzig Jahren hat es blutige Auseinandersetzungen gegeben, als sich unsere Nachbarinsel Mont Avellana von uns abgespalten hat. Rosa, du kennst unsere Bevölkerung. Die Königsfamilie ist ein wichtiges Symbol. Darum werden sie kämpfen, um die Monarchie zu behalten.“
Ihr wurde mulmig zumute. Max zog sich bereits aus allem zurück. Er sprach völlig emotionslos über das Königshaus, als hätte er schon auf sämtliche Rechte verzichtet und würde nicht mehr dazugehören.
Sie schloss die Augen, dachte angestrengt nach und richtete sich plötzlich kerzengerade auf. „Was ist mit Adam?“ Weil Max nicht reagierte, fuhr sie hastig fort: „Du weißt doch – Adam Ryder, mein Halbbruder.“
Ihnen beiden war klar, dass sie sich nur an einen Strohhalm klammerte.
„Er ist der Sohn deines Vaters, aber ein unehelicher Nachkomme“, erwiderte Max.
Bedrückt schüttelte sie den Kopf. „Das ist alles nicht richtig. Du wärst ein großartiger König, wahrscheinlich der beste, den die Insel je hatte. Könntest du denn nicht verschweigen, dass Giovanni dein Großvater ist?“
„Ich bin kein Thronräuber“, wehrte er ab. „Da ich kein Fierezza bin, habe ich kein Anrecht auf den Thron. Was auch geschieht, ich werde die Bevölkerung von San Rinaldi nicht belügen.“
„Jedenfalls wird sich nichts ändern“, flüsterte sie, während sie fieberhaft die Möglichkeiten gegeneinander abwog. „Alle würden uns weiterhin für Cousin und Cousine halten, es sei denn …“
Sie verstummte und wurde rot. Hatte er darüber schon nachgedacht? Prüfend musterte sie ihn, doch er reagierte nicht. Vielleicht hatte er gar nicht begriffen, worauf sie hinauswollte: Wenn Max als König die Gesetze änderte, konnten sie heiraten.
„Weil ich nicht König Giorgios Enkel bin“, erklärte er mit harter Stimme, „steht ein gewaltiger Skandal und eine Staatskrise bevor. Für die Klatschreporter ist der Ehebruch der Königin ein gefundenes Fressen, sie werden deinen Großvater als gehörnten Ehemann darstellen. Du kannst dir vorstellen, welche Auswirkungen das hat. Die Familie Fierezza verliert an Ansehen, meine Mutter und meine Brüder verlieren ihre Titel. Das liefert den Befürwortern der Republik weiteren Zündstoff.“
Rosa erschauderte. Wenn alles ans Licht kam, führten Giovannis Enthüllungen zu einer Katastrophe.
„Andererseits“, fuhr Max fort, „wird sich niemand wundern, wenn ich einfach erkläre, dass ich von der Thronfolge zurücktrete. Das wäre nicht das erste Mal. Schließlich haben die anderen auch abgelehnt.“
Sie ließ sich diese Option durch den Kopf gehen. Plötzlich hellte sich Rosas Gesicht auf. „Warte! Könnte Großvater nicht einfach Adam legitimieren und ihn dann zum Nachfolger bestimmen?“
„Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Doch selbst wenn, glaubst du wirklich, Adam würde die Königswürde annehmen und sein Leben in Amerika aufgeben?“
„Nein“, gab sie enttäuscht zu. „Warum sollte er? Er hat keinerlei Beziehung zu San Rinaldi.“ In diesem Moment fühlte sie sich so elend und verängstigt wie ein in die Enge getriebenes Tier. Die Lage war aussichtslos. Dabei hatte Rosa immer davon geträumt, was wäre, wenn sie nicht mit Max verwandt war. Nun ging dieser Wunsch in Erfüllung. Und dadurch wurde alles nur noch schlimmer.
Resigniert erinnerte sie sich an das alte Sprichwort: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen. Sie könnten in Erfüllung gehen.
Sogar das Sprechen fiel ihr schwer, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war. „Dann gibt es also keine andere
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