Ein königlicher Verführer
Schlafzimmerfenster aus gesehen. Als Sie im Labyrinth verschwunden sind, hatte ich Angst, dass Sie sich verlaufen.“
Das bezweifelte sie. „Eigentlich bin ich ganz gut zurechtgekommen, bis mich jemand in die Irre geführt hat.“
Als er lächelte, blitzten seine Zähne weiß in der Dunkelheit auf. „Die meisten haben gar nicht erst den Mut, mitten in der Nacht hierherzukommen.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Was soll schon passieren?“
„Riesige, menschenfressende Tausendfüßler?“, sagte er in unschuldigem Tonfall. „Und außerdem gibt es noch mich.“
„Sie?“
„Sie kennen mich nicht. Ich kann gefährlich sein.“
Ja, das stimmte, er konnte ihrem Herzen gefährlich werden. Sie lächelte ihn an. „Das bezweifle ich.“
„Man kann nie wissen.“ Seine Hände glitten über ihre Schulter und streichelten sie durch den zarten Seidenstoff. „Vielleicht nutze ich die Situation jetzt schamlos aus. Niemand ist hier, der mich aufhalten könnte.“
„Und wenn ich gar nicht will, dass Sie aufhören?“ Sie berührte mit ihren Handflächen seine warme Brust und fühlte seinen Herzschlag. „Wer weiß? Vielleicht nutze ich ja die Situation schamlos aus.“
Selbst in dem schwachen Licht sah sie die Begierde in seinen Augen aufflackern. Er blickte auf ihren Mund, und ihre Lippen begannen zu prickeln, ihr Herz zu rasen und ihre Haut zu kribbeln. Instinktiv ahnte sie, dass er der vollkommene Liebhaber sein würde. Vielleicht wusste sie das auch nur, weil sie so viele kannte, die es nicht waren.
Du überstürzt die Sache zu sehr, ermahnte sie sich. Sie kannte Chris ja kaum, war sich aber sicher, dass sie ihn noch vor ihrer Abreise besser kennenlernen würde. Vielleicht war es ihr Schicksal – oder ihr Verhängnis.
„Seit dem Augenblick, an dem Sie aus dem Flugzeug gestiegen sind, konnte ich an nichts anderes denken, als Sie zu küssen, Melissa“, sagte er und war ihrem Gesicht so nah, dass sie seinen Atmen auf den Wangen spürte. Und wie sie diesen Akzent liebte! Jedes Mal, wenn er ihren Namen aussprach, erzitterte sie förmlich vor Erregung.
Eine richtige Südstaatenlady würde noch eine Weile flirten und sich zieren. Aber Melissa hatte noch nie nach den Regeln gespielt. Sie blickte lächelnd zu ihm hoch. „So, warum tun Sie es dann nicht?“
Mit einer Hand liebkoste er sacht ihr Gesicht, während er die andere sehr sanft durch ihr Haar bis zu ihrem Nacken gleiten ließ. Dann beugte er sich vor und berührte mit seinen Lippen so zärtlich ihren Mund, dass ihr plötzlich die Knie weich wurden. Aber sie wollte mehr, alles in ihr schrie nach mehr. Und sie wusste, dass es richtig sein würde. Sie wollte alles von ihm, jetzt und hier.
Sie schlang ihm die Arme um den Hals, zog Christian dichter an sich und vertiefte den Kuss. Wie sie in seinen Armen lag und seine Hände auf ihrer Haut, seine festen, zärtlichen Lippen auf ihren spürte, fühlte sie sich, als wäre sie nach einer anstrengenden Reise endlich zu Hause angekommen. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit wusste sie, dass sie genau da war, wo sie sein sollte.
Eine so große Erleichterung durchflutete sie, dass sie beinah in Tränen ausgebrochen wäre. Noch nie war sie sich so verletzlich vorgekommen, und dieses Gefühl erschreckte sie.
Deshalb stieß sie ihn sanft zurück und löste sich von ihm. Er wusste sofort, warum sie das tat.
„Wir sind ein bisschen zu schnell“, meinte er.
Sie nickte. So viel zu ihrer Behauptung, dass sie die Situation ausnutzen würde und sich vor nichts fürchtete. Im Augenblick war sie geradezu entsetzt.
„Möglicherweise sollte ich Sie besser zu Ihrem Zimmer begleiten?“, schlug er vor.
„Klingt nach einer guten Idee.“ Zu einem anderen Zeitpunkt, in einer anderen Nacht würde sie ihn vielleicht nicht abweisen.
„Geben Sie mir Ihre Hand“, bat er.
Sie streckte sie ihm entgegen, und er verschränkte seine Finger mit ihren, bevor er sie schnell aus dem Irrgarten herausführte. Bis sie im Schloss an ihrer Zimmertür angekommen waren, sprachen sie kein Wort. Melissa öffnete und drehte sich zu ihm um. „Ich glaube, ich muss mich für mein Verhalten entschuldigen. Normalerweise bin ich nicht so stürmisch.“
Sanft drückte er ihr die Hand. „Ich sollte mich entschuldigen. Ich wollte nichts überstürzen. Aber wenn ich etwas wirklich Schönes sehe, muss ich es haben.“
Das Gleiche galt für sie. Vielleicht war das Problem, dass Chris zu gut war, zu perfekt, um wahr zu sein.
Wäre es nicht wunderbar,
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