Ein königlicher Verführer
schlechter Gesundheitszustand auffallen. Und er konnte sie auch nicht zu dicht an die Ostfelder heranführen, weil sie sonst die Pflanzenseuche bemerken würde. Und auf gar keinen Fall durfte er die E-Mails erwähnen. Wenn das so weiterging, dann würden sie spätestens in einer Woche nichts mehr haben, worüber sie sprechen oder wohin sie fahren konnten.
„Alles muss um Himmels willen perfekt für sie sein“, sagte Anne kichernd. „Ist das nicht Ironie des Schicksals, wenn man bedenkt, aus was für einem Durcheinander sie kommt?“
Aaron warf ihr einen strengen Blick zu, bevor er sich an Chris wandte. „Ich kümmere mich sofort darum. Ich bin ziemlich sicher, dass der Sicherheitschef erst einmal die E-Mails lesen möchte. Deswegen sollten wir sie alle an ihn weiterleiten.“
„Und ich bin sicher, dass nichts dahintersteckt“, meinte Louisa mit ihrem typischen Optimismus. „Wahrscheinlich nur ein Computerhacker, der seine Freunde beeindrucken will.“
Chris hoffte, sie hatte recht. Aber irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass sich ein Unheil anbahnte.
Melissa machte es sich in dem bequemen Sessel auf der Terrasse gemütlich, während sie einen Latte Macchiato trank und die Morgensonne genoss. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete tief die frische Meeresluft ein, um nicht einzunicken, denn in der vergangenen Nacht hatte sie kaum geschlafen. Stundenlang hatte sie sich vor Verlangen nach Chris und Bedauern über die entgangene Gelegenheit hin und her gewälzt. Außerdem war sie zutiefst verwirrt, denn ein Teil von ihr wünschte sich, sie hätte Chris mit in ihr Zimmer genommen, während sich ein anderer Teil von ihr panisch davor fürchtete, ihn näher an sich heranzulassen. Hatte sie in ihrem Leben nicht schon genug Zurückweisung ertragen? Wenn sie sich nicht in ihn verliebte, dann würde es klappen. Wie konnte er sie verletzen, wenn es ihr nichts ausmachte? Das einzige Problem war, dass sie ihn erst seit einem Tag kannte und ihn bereits mehr mochte, als gut für sie war. Sie hatte nie verstanden, warum einigen Menschen die Liebe geradezu in den Schoß zu fallen schien. Obwohl Melissa sich verzweifelt nach einer Familie sehnte, hatte der richtige Mann bisher immer einen großen Bogen um sie gemacht. Um ihren dreißigsten Geburtstag herum hatte sie angefangen, sich Sorgen zu machen, dass sie Mr. Right wohl niemals finden würde. Jetzt, wo sie dreiunddreißig war, hatte sie schon aufgegeben, an Heirat und Kinder zu denken und sich fast mit ihrem Schicksal abgefunden.
Vielleicht bestand das Geheimnis auch darin, einfach nicht zu suchen, sondern abzuwarten. Das war allerdings ganz schön mutig, wenn man jeden Tag die eigene biologische Uhr lauter ticken hörte. Als sie mitbekam, wie sich die Tür hinter ihr öffnete, drehte sie sich um und sah Chris auf die Terrasse treten. Wieder trug er schwarze Hosen, aber dieses Mal ein weißes Seidenhemd, dessen Ärmel lässig hochgekrempelt waren und seine braun gebrannten Unterarme gut zur Geltung brachten.
„Ich habe mir schon gedacht, dass ich Sie hier draußen finde“, meinte er und schenkte ihr ein atemberaubendes und verführerisches Lächeln. Dieser Mann sah besser aus, als gut für ihn war. Oder für sie. Sie versuchte sich vorzustellen, wie wunderschön Chris’ Kinder sein würden, wenn er jemals von einer Frau in den Hafen der Ehe gelockt werden würde. Die Glückliche … Aber eines Tages würde Chris heiraten müssen, für einen Kronprinzen gehörten Ehe und Kinder zum Pflichtprogramm, ob er nun wollte oder nicht. Ihrem Halbbruder Phillip war es genauso ergangen, aber der hatte genug Verstand besessen, die Frau zu heiraten, die er liebte. Nicht, dass Melissa sich nicht für begehrenswert hielt, aber ohne Zweifel würde Chris sich für eine wesentlich Jüngere entscheiden, die noch viele Jahre vor sich hatte, in denen sie Kinder zur Welt bringen konnte. Und obwohl sie über diese Freiheit nicht länger verfügte, würde sich Melissa davon nicht ihren Urlaub verderben lassen. Liebe war sicher sehr schön, aber es sprach auch nichts gegen heißen, bedingungslosen Sex.
Sie erwiderte sein Lächeln. „Guten Morgen, Eure Hoheit.“
Er setzte sich ihr gegenüber mit dem Rücken zur Sonne und schlug die Beine übereinander. „Haben Sie gut geschlafen?“
„Ja, sehr gut“, log sie. „Und Sie?“
„Ziemlich.“ Er beschattete seine Augen mit den Händen und sah in den wolkenlosen blauen Himmel. „Ein wunderschöner Morgen.“
„Ja“,
Weitere Kostenlose Bücher