Ein königlicher Verführer
Louisa stammte. Doch der Inhalt war alles andere als lustig.
Ein Stern so hell, ein Stern so klar
Kronprinz Christian fängt Feuer da
Ich wünschte, ich könnte – ich würde sehen
Ihn heute Nacht in Flammen aufgehen
„Irgendwie bezweifle ich, dass das von Louisa kommt“, sagte er und zeigte auf den Monitor. Aaron und Anne standen hinter ihm, um mitzulesen.
Aaron fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Bilde ich mir das nur ein, oder gibt es hier ein Muster?“
„Was zum Teufel ist hier los?“, wiederholte Anne sich.
Chris schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Aber wir müssen mit Louisa sprechen, ob sie auch eine bekommen hat.“
„Ist sie denn schon auf?“, wollte Aaron wissen.
„Falls nicht“, meinte Anne und war schon auf dem Weg zur Tür, „dann wecken wir sie eben.“
4. KAPITEL
Louisa öffnete verschlafen die Tür von ihrem Schlafzimmer. Sie trug einen zerknitterten gemusterten Pyjama, der eher zu einem jungen Mädchen als zu einer erwachsenen Frau gepasst hätte. Überrascht sah sie ihre Geschwister an.
„Hast du deine E-Mails heute Morgen schon gelesen?“, wollte Anne wissen.
Louisa gähnte und rieb sich die Augen. „Ich bin gerade erst aufgewacht. Warum?“
„Du solltest sie lesen“, drängte Chris.
Louisa sah ihn erstaunt an. „Wie, jetzt gleich?“
„ Ja “, bekräftigte Anne. „Jetzt gleich.“
„Ist ja gut, du brauchst gar nicht schnippisch zu sein.“ Sie stieß die Tür weit auf, sodass alle in ihr Zimmer kommen konnten, das immer noch mit dem Blassrosa und den Rüschen aus ihrer Kinderzeit ausgestattet war. Typisch Louisa, sie würde immer das kleine Mädchen bleiben.
Sie ging zum Tisch und fuhr ihren Rechner hoch. „Irgendwas Bestimmtes, nach dem ich suchen soll?“
„Nach einer E-Mail von uns“, sagte Aaron.
„Von wem denn?“
„Wahrscheinlich von Anne“, vermutete Chris, weil bereits die Accounts aller anderen benutzt worden waren.
„Ihr wisst es gar nicht genau?“
Anne riss allmählich der Geduldsfaden. „Verdammt, Louisa, würdest du jetzt endlich nach dieser verdammten E-Mail schauen?“
„Da ist aber jemand schlecht gelaunt heute Morgen“, murmelte Louisa, als sie ihre E-Mails checkte. „Hier ist eine von
Anne.“
„Und wie lautet der Betreff?“, wollte Aaron wissen.
„ Lustig .“
„Das ist es“, sagte Aaron zu Chris.
Louisa sah zu ihnen auf. „Soll ich sie lesen?“
„Bitte“, erwiderte Chris. „Ruhig laut, wenn es dir nichts ausmacht.“
Louisa zuckte mit den Schultern und klickte die Nachricht an. „Hier steht:
‚Ich lieb dich, ein Scheffel und ’nen Kuss. Ein Scheffel und ’nen Kuss und ’ne Schlinge noch zum Schluss.“ Sie runzelte die Stirn, bevor sie weiterlas. „‚Mit ’ner Schlinge noch zum Schluss, fällst du in einen Haufen. Du fällst in einen Haufen und hörst auf zu schnaufen.‘“
Sie sah zu ihrer Schwester. „Sehr nett, Anne.“
„Das ist nicht von mir“, beteuerte Anne und warf ihren Brüdern einen besorgten Blick zu. „Können wir uns aussuchen, gehängt oder lebendig verbrannt zu werden?“
Louisa blickte zwischen ihnen hin und her. „Erklärt mir vielleicht mal einer, was hier los ist?“
Anne gab ihr den Ausdruck ihrer E-Mail und berichtete von den Nachrichten an ihre Brüder.
Louisa zitterte und schlang die Arme um sich selbst. „Das ist ja unheimlich.“
„Vielleicht ist es auch nur ein Streich“, hoffte ihre Schwester.
„Aber die Nachrichten sind von unseren E-Mail-Adressen gesendet worden“, erinnerte Aaron sie. „Private Adressen, die außerhalb der Familie nur wenigen bekannt sind. Das wäre schon ein ziemlich durchdachter Streich.“
„Sollen wir Vater davon erzählen?“, fragte Louisa.
Chris schüttelte den Kopf. „Nein. Wenigstens jetzt noch nicht. Er kann keinen zusätzlichen Stress gebrauchen.“ „Gestern Abend hat er sehr müde ausgesehen“, bemerkte Anne. „Und er hat kaum was gegessen. Ich glaube, er hat ganz schön abgenommen.“
Chris war das ebenfalls aufgefallen. Ein Grund mehr, dem Vater nichts von der Sache zu erzählen. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass es fast acht war. „Wir sollten den Sicherheitschef informieren. Aaron, kann ich mich darauf verlassen, dass du mit ihm sprichst? Ich habe eine Verabredung zum Frühstück mit unserem Gast und möchte ihr nicht das Gefühl geben, dass irgendwas nicht stimmen könnte.“ Was bedeutete, dass sie nicht zu viel Zeit mit dem König verbringen durfte, sonst würde ihr sein
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