Ein königlicher Verführer
derart Köstliches gegessen, hmm?“
Maria machte sich los, lächelte wässrig und zupfte Joaquins Schal zurecht, den sie mit ihren Tränen benetzt hatte.
„Geh nach Hause zu deiner Frau“, sagte sie sanft.
„Wenn es irgendetwas gibt, womit Sela und ich dir helfen …“
„Ich weiß.“
„Hättest du nur diesen Wettbewerb gewonnen! Ich kann immer noch nicht verstehen, warum …“
„Lass gut sein“, stoppte sie ihn mit rauer Stimme. Sie wusste warum, aber das konnte sie selbst einem so guten Freund wie Joaquin nicht anvertrauen. „Du wirst schon sehen, alles wird gut …“
„De su boca al oído di Dios!“
Von ihrem Mund in Gottes Ohr, das brachte Maria erneut zum Lächeln. „Geh endlich heim, mi amigo .“ „Sela wird mit mir schimpfen, wenn sie hört, in was für einem Zustand ich dich hier allein gelassen habe.“ „Sag Sela, dass ich sie liebe, aber immer noch dein Boss bin. Und jetzt ab mit dir.“ Joaquin grinste. „Ja, Boss“ , gab er zackig zurück und küsste sie auf die Stirn.
Sie schaute ihm nach, als er das Loft verließ. Die Tür fiel hinter ihm zu, und Maria schauderte. Es war bitter kalt in dem riesigen Raum. Weder die hohe Decke noch die einfach verglaste Fensterfront oder der altersschwache Radiator trugen dazu bei, aus diesem Eiskeller ein kuscheliges Heim werden zu lassen.
Maria hatte das Gefühl, ein Luftzug streife sie, und als sie zum Fenster schaute, sah sie, dass dort ganz langsam fantasievolle Eisblumen wuchsen. Sie hauchte die zarten Gebilde an und rieb mit dem Zeigefinger ein Guckloch frei …
Was hatte denn dieser protzige Schlitten vor ihrer Haustür zu suchen? Eine riesige dunkle Limousine. So gut kannte sie sich in Automarken zwar nicht aus, aber in Lower Manhattan waren Marken wie Rolls-Royce oder Mercedes eher weniger vertreten.
Sie schüttelte langsam den Kopf.
Wahrscheinlich wieder mal ein Immobilienmakler, der das Terrain sondieren will, dachte sie bei sich. Die tauchten nämlich so regelmäßig wie die Ratten in dieser Straße auf. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass die Gegend bald zu teuer für Leute wie sie sein würde.
Als Geste ihrer Frustration streckte Maria dem fremden Luxusgefährt die Zunge raus und zog sich dann mit einem nervösen Kichern vom Fenster zurück. Ob es möglich war, dass sie langsam überschnappte? Wie auch immer. Auf eine geheimnisvolle Weise hatte diese kleine Albernheit richtig befreiend gewirkt.
Alex, der im Fond der Bentley-Limousine saß und zu den schwach beleuchteten Fenstern emporstarrte, blinzelte überrascht.
Hatte diese Santos-Frau ihm etwa gerade die Zunge herausgestreckt? Unsinn! Warum sollte sie das tun? Sie konnte ihn ganz sicher nicht einmal sehen. Es war dunkel, und die Fenster der Limousine schwarz getönt.
Wahrscheinlich nur eine Täuschung oder Spiegelung. Kein Wunder, bei der Kälte und dem Schneefall! Allerdings war der nicht so dicht, dass er den rührenden Abschied zwischen ihr und ihrem Liebhaber verborgen hätte. Nicht, dass es ihn etwas anging!
Mehr als fünf bis zehn Minuten gedachte Alex dieser undankbaren Mission nicht zu widmen. Er würde jetzt hinaufgehen, erklären, warum er hier war, ihr mitteilen, dass der Auftrag doch an sie ging, und das war dann das endgültige Aus.
Er tat es einzig und allein für seine Mutter. Dafür konnte er auch vorübergehend seine Wut und Kränkung vergessen.
Alex wünschte nur, er hätte die kleine romantische Szene nicht mit ansehen müssen. Es hatte gereicht, seinen Pulsschlag in die Höhe schnellen zu lassen und ihm ein heftiges Ziehen in den Lenden beschert. Ein verschneiter Freitagabend … ein Liebhaber, so voller Sehnsucht, dass er die Frau seines Herzens bereits unten an der Haustür abfing … und wieder mit ihr hinaufging, sie zärtlich begrüßte, mit ihr redete, sie küsste …
Und wieder ging.
Alex schob die Brauen zusammen. Was war das nur für ein Mann? Freiwillig hinaus in die kalte Nacht zu gehen, anstatt sich an der Hitze dieser Frau zu wärmen. Und was seine zärtlichen, eher behutsamen Gesten betraf … kannte dieser seltsame Mann Maria Santos denn so wenig, dass er nicht wusste, wie wild und fordernd sie im Bett war?
Selbst jetzt noch erinnerte Alex sich an jene Nacht, als sei es gestern gewesen.
Ihr Duft … wilde Lilien, wie sie hinter seinem Haus an den Hängen der Klippen hoch über dem Meer blühten. Und ihre Haut, warm und samtig unter seinen suchenden Händen. Ihr wild gelocktes Haar, das ihn an der Nase kitzelte … der weiche
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