Ein königlicher Verführer
Zeit zu besuchen? Ob Joaquin etwas vergessen hatte?
Es schellte erneut. Maria zwang sich zu einem Lächeln und ging zur Tür, um zu öffnen. „Ernsthaft, Joaquin, du …“
Ihre Stimme verebbte. Vor ihr stand Alexandros Karedes. Schneeflocken schmolzen auf seiner Lederjacke und glitzerten auf dem lackschwarzen Haar wie Diamanten. Maria fühlte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich.
„Guten Abend, Miss Santos.“
Seine Stimme war genau so, wie Maria sie in Erinnerung hatte. Tief und rau. Jetzt klang sie kalt. So eisig wie an jenem schrecklichen Morgen, den sie nie vergessen würde. Als er ihr die furchtbarsten Dinge vorgeworfen und sie mit den hässlichsten Namen tituliert hatte …
„Willst du mich denn gar nicht hereinbitten?“
Maria rang um Fassung. Das letzte Mal, als sie voreinander standen, waren sie auf seinem Terrain gewesen. Dies war ihr Zuhause.
„An der Tür unten ist ein Schild angebracht“, informierte sie ihren Besucher kühl. „Darauf steht: KeinZutritt für Landstrei cher und Hausierer. “
„Sehr amüsant …“
„Was wollen Sie von mir, Prinz Alexandros?“
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, und Maria, selber ein Opfer seiner Arroganz und Bösartigkeit, stellte frustriert fest, dass sie trotzdem nicht immun gegenüber seinen äußerlichen Qualitäten war.
„Warum so formell, Maria? Bei unserem letzten Treffen warst du sehr viel zugänglicher, wenn ich mich richtig erinnere.“
Sie wusste, dass er sie mit seinen Worten absichtlich verletzen wollte und spürte heiße Röte in ihre Wangen steigen. Dagegen konnte sie leider nichts tun, aber auf verbale Machtspielchen brauchte sie sich nicht mit ihm einzulassen.
„Ich frage Sie zum letzten Mal, Eure Hoheit , was wollen Sie hier?“
„Bitte mich herein, und ich werde dich aufklären.“
„Ich habe nicht die leiseste Absicht, Sie in meine Wohnung zu bitten. Sagen Sie, was Sie zu sagen haben, oder verschwinden Sie. Sie haben die Wahl, so wie ich, wenn ich Ihnen einfach die Tür vor der Nase zuschlage.“
Alex lachte amüsiert auf. Während er lässig und schon halb im Loft gegen den Türrahmen gelehnt stand, musterte er Marias zierliche Gestalt in dem übergroßen Shirt.
„Darauf würde ich nicht wetten.“
Sie auch nicht. Er war groß, athletisch gebaut und gut durchtrainiert. Sie erinnerte sich an seinen starken Körper mit einer Intensität, die ihr Blut plötzlich schneller durch die Adern rauschen ließ.
Sein Lachen verebbte. „Hör zu, ich bin nicht um die halbe Welt geflogen, um mich hier an der Tür abspeisen zu lassen“, erklärte er kühl. „Und ich gehe nicht, ehe ich meine Mission erfüllt habe. Also schlage ich vor, du hörst auf, dich wie ein verzogenes Kind zu benehmen, und lässt mich endlich rein.“
Verzogenes Kind? Das dachte er also von ihr? Dieser Mistkerl, der sie verführt und stundenlang geliebt hatte, nur um ihr später vorzuwerfen, sie hätte ihren Körper aus Profitgier verkauft?
Obwohl … mit Liebe hatte das absolut nichts zu tun gehabt. Nur mit Sex.
Je schneller sie ihn loswurde, umso besser. Maria trat einen Schritt zurück. „Sie haben fünf Minuten.“
Alex schlenderte an ihr vorbei und blieb in der Mitte des Lofts stehen. Maria, die ihm gefolgt war, baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. Er lächelte sarkastisch und nahm die gleiche Haltung ein. Entnervt schaute sie auf die große Bahnhofsuhr, die an der Wand rechts hinter ihm hing.
„Vier Minuten und vierzig Sekunden“, stellte sie eisig fest. „Sie verschwenden kostbare Zeit, Eure Hoheit . “
„Was ich zu sagen habe, dauert länger als fünf Minuten.“
„Dann werden Sie schnell lernen müssen, sich kurz zu fassen.
Ist die Zeit um, rufe ich die Polizei.“
Mit einer blitzschnellen Bewegung streckte er die Hand aus, umfasste Marias Arm und zog sie so dicht an sich heran, dass sie die goldenen Fünkchen in den tiefbraunen Augen sehen konnte. „Wage es, und ich werde jedem Pressegeier die Story auftischen, wie die junge, hoffnungsvolle Schmuckdesignerin Maria Santos versucht hat, an einen Fünfhunderttausend-Dollar-Auftrag zu kommen, indem sie einen Prinzen verführt hat.“
Das reichte! Mit einem Ruck entwand sie ihm ihren Arm. „Versuch nicht, mich mit albernen Lügen einschüchtern zu wollen!“, zischte sie ihn an. „Du könntest dir eine derart negative Presse doch gar nicht leisten!“
„Ich habe früh lernen müssen, mit jeder Art von Presse zu leben, Miss Santos . Das gehört zu meinem
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