Ein königlicher Verführer
nicht mehr gegen Übelkeit ankämpfen, obwohl es Zeiten gab, in denen sie sich schrecklich müde und erschöpft fühlte.
Ihr einziger Wermutstropfen war das Wissen, dass sie Alex und das Paradies, im dem sie lebten, irgendwann würde aufgeben müssen. Sobald das Collier fertig gestellt war …
Es sei denn, Alex bat sie zu bleiben. Sie würde es tun, wenn er sie wirklich fragte, das hatte Maria bereits für sich entschieden. Aber warum sollte er sie fragen? Sie stammte aus der Bronx und war arm wie eine Kirchenmaus – er steinreich und ein Prinz!
Um nicht in unsinnige Grübeleien zu verfallen, konzentrierte Maria sich lieber auf ihre Arbeit. Da König Aegeus sich immer noch nicht bei ihr gemeldet hatte, nahm sie eines Tages all ihren Mut zusammen, rief im Palast an und hinterließ bei seiner persönlichen Sekretärin die Nachricht, dass sie die Krone unbedingt noch heute sehen müsse, wenn das Geschenk für die Königin zum vereinbarten Termin fertig werden solle.
Als sie auflegte, überrollte sie eine unerwartete Welle von Übelkeit. Aufregung, diagnostizierte Maria und schaffte es gerade noch bis ins Bad. Seltsam, dabei hatte sie gedacht, die lästige Grippe sei vorüber! Nachdem es endlich vorbei war, und sie sich das Gesicht mit einem feuchten Lappen gewaschen und die Zähne geputzt hatte, ließ sie sich mit zitternden Knien auf den Rand der eingebauten Luxuswanne sinken.
Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und stieß einen leisen Schrei aus. Ihre Brüste spannten und waren plötzlich sehr schmerzempfindlich. Maria spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken sträubten.
Grundgütiger! Das konnte doch nicht sein! Das durfte nicht sein!
Spannung in den Brüsten … morgendliche Übelkeit …
Was war nur mit ihren normalerweise gut ausgeprägten Instinkten geschehen? Oder hatte sie einfach nicht wahrhaben wollen, was sie innerlich längst wusste?
„Nein …“, flüsterte sie gepeinigt, „… oh, bitte … nein!“
Das Telefon klingelte. Maria versuchte, es zu ignorieren, aber es hörte nicht auf.
Mit schleppenden Schritten verließ sie das Bad.
„Ja, hallo?“
Es war die Sekretärin, mit der sie vorhin gesprochen hatte, und die ihr mitteilte, sie könne die Krone in exakt einer Stunde im Palast besichtigen.
„Ich … ich kann nicht.“ Marias Stimme klang wie erloschen, während sie versuchte nachzurechnen, wann sie das letzte Mal ihre Regel hatte. „Was ist mit heute Abend?“
„In einer Stunde oder gar nicht“, teilte ihr die Frau mit und legte auf.
„Sehr wohl …“, murmelte sie geistesabwesend. Doch bereits in der nächsten Sekunde kam wieder Leben in sie. Ungeachtet der verstörenden Erkenntnis, dass sie ein illegitimes königliches Baby unter ihrem Herzen trug, versuchte Maria, sich jetzt aufs Nächstliegende zu konzentrieren. Und das war König Aegeus und seine Krone, die sie endlich live sehen und in die Hand würde nehmen können.
Wenn Alex’ Vater tatsächlich Wort hielt!
Trotzdem zerbrach sie sich während der Fahrt den Kopf darüber, wie es überhaupt zu dieser Schwangerschaft hatte kommen können. Alex benutzte doch stets Kondome … bis auf ein Mal … damals, in ihrer ersten Nacht!
Nachdem sie aus der Limousine gestiegen war, mit der Alex’ Chauffeur sie zum Palast gebracht hatte, strich Maria gedankenverloren über ihre schwarze elegante Hose, zu der sie einen ebenfalls schwarzen Kaschmirpulli unter einem pinkfarbenen Leinenblazer mit Goldknöpfen trug.
Alles Geschenke von Alex, gegen die sie sich erfolglos zu wehren versucht hatte.
„Das darfst du mir nicht verbieten, glyka mou !“, hatte er sie angefleht und dabei wie ein kleiner Junge gewirkt, dem man seinen größten Spaß verderben wollte. „Ich liebe es, dich mit Geschenken zu überhäufen.“
„Miss Santos, Sir“, meldete sie der livrierte Diener an, dem sie stumm durch die ellenlangen Gänge des Palastes gefolgt war.
Der König saß vor einem schmalen Tisch. Darauf ein mit schwarzem Samt ausgeschlagenes Tablett. Ihm gegenüber stand ein freier Stuhl. Um ihn herum, grelles Scheinwerferlicht und in jeder Ecke Überwachungskameras.
„Eure Majestät …“, begann Maria mit belegter Stimme, wurde aber durch eine ungeduldige Handbewegung zum Schweigen gebracht.
„Setzen Sie sich, Miss Santos.“ Seine kräftige Stimme und der barsche Ton standen im direkten Kontrast zu seinem bleichen Gesicht, auf dessen Stirn ein dünner Schweißfilm lag. An den Schläfen traten die Adern bläulich
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