Ein Königreich für die Leidenschaft
Ministers zu ihnen gesellt und legte AJ kurz die Hand auf den Arm. „Und noch nie habe ich ein schöneres Paar gesehen.“
Dieses Kompliment hatte sie an Lani gerichtet, die lächelnd den Kopf neigte. „Danke. Aber ich muss mich jetzt wirklich zurückziehen.“
Wie entzückend und unschuldig sie aussieht, wenn sie lächelt, dachte AJ. Und keiner hat eine Ahnung, warum sie sich ausruhen muss. Endlich hatten sie die Gäste hinter sich gelassen und betraten einen nur spärlich beleuchteten Gang. AJ beruhigte sich etwas. Aber eins war sicher: Er würde diesen Spießrutenlauf nicht noch einmal auf sich nehmen, auch wenn das bedeutete, dass er den Weg zurück zu seiner Suite durch den stockdunklen Garten nehmen musste.
Lani ging voran, die schmalen Schultern schienen die Last der Haare kaum tragen zu können, die ihr bis zur Taille reichten. Wie schnell sich alles verändern kann, dachte AJ. Noch vor einer halben Stunde hatte er sich die seidigen Haarsträhnen durch die gespreizten Finger gleiten lassen und fest daran geglaubt, dass dies seine künftige Lebenspartnerin war. Und was war jetzt? Jetzt war sie ihm vollkommen fremd.
Vor der Tür zu ihrer Suite blieb Lani stehen und blickte ihn traurig an. „Ich danke dir, dass du mich begleitet hast.“
„Bitte. Ich weiß zwar auch nicht, warum. Offenbar bin ich zu schwach.“
„Nein, das bist du nicht. Du bist jemand, dem Ehre noch etwas bedeutet. Und so hast du dich bisher auch verhalten“, sagte sie bestimmt und sah ihm dabei direkt in die Augen. „Du solltest König sein, und ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich das Ganze irgendwie verpatzt haben sollte.“
Dann bedauerte sie, was passiert war? Plötzlich musste er daran denken, dass sie sich auch nicht gerade in einer einfachen Situation befand. Keiner kümmerte sich darum, was sie eigentlich wollte. Jeder erwartete, dass sie klaglos das tat, was im Interesse des Landes war. Was hätte sie persönlich davon, mit ihm ins Bett zu gehen oder ihn zu heiraten? Wahrscheinlich würde sie lieber allein sein, sich mit einem guten Buch auf ein Sofa legen und saure Gurken oder Salzkekse essen. „Warum hast du dich eigentlich auf das Komplott meiner Mutter eingelassen? Da du bereits mit dem Thronerben schwanger warst, brauchtest du mich doch nicht zu heiraten.“
„Als du nach Rahiri gekommen bist, wusste sie noch nicht, dass ich schwanger war. Ich auch nicht. Erst als ich das Dinner vorzeitig verlassen habe, weil mir schlecht war, habe ich es herausgefunden.“
Aha, allmählich ergab die ganze Sache einen Sinn. Dann hatte der erste leidenschaftliche Kuss also stattgefunden, bevor sie wusste, dass sie schwanger war. „Und irgendwie war es dann zu spät, alles zu stoppen? Mom war bereits dabei, unsere Hochzeit zu planen?“
„Ja. Sie freute sich so sehr, dass du vorhattest zu bleiben. Und mir gefiel der Gedanke, dass mein Baby eine ziemlich normale Kindheit haben würde, ohne den Druck der Königswürde. Das alles schien mir sinnvoll zu sein, bis …“
„Bis du dich überwinden wolltest, mit mir ins Bett zu gehen. Das konntest du dann doch nicht tun.“
„Betrug liegt mir nicht.“ Ohne seinem Blick auszuweichen, lächelte sie kurz. „Und außerdem hast du das nicht verdient. Du bist ein guter Mensch.“
Immer noch hingen Tränen in ihren langen schwarzen Wimpern, und nur mit Mühe widerstand er der Versuchung, Lani in die Arme zu nehmen und zu trösten. War er wütend auf sich selbst, weil er sich nur schwer beherrschen konnte? Oder auf sie? Eigentlich konnte man ihr keine Vorwürfe machen. Sie versuchte nur, das zu tun, was von ihr erwartet wurde. „Ich bin froh, dass du mir das alles erzählt hast.“
„Wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich mich selbst nicht mehr im Spiegel betrachten können.“
„Aber warum hast du dich überhaupt bereit erklärt, einen Fremden zu heiraten?“
„Ich hätte es für Rahiri getan.“ Lani sah kurz zu Boden, hob dann aber wieder den Kopf und schaute AJ direkt an. „Und für deine Mutter. Du hast doch selbst gesehen, wie glücklich sie ist, dich hier zu haben.“
„Das ist alles?“ Er lachte kurz und trocken auf. „Dann hast du alle möglichen guten Gründe, nur nicht den, der wirklich zählt. Mich.“
Sie wurde über und über Rot. „Ich wäre stolz gewesen, deine Frau zu sein.“
„Stolz, das ist eigentlich nicht das Gefühl, das meine Frau für mich empfinden soll.“
Verlegen biss Lani sich auf die Unterlippe. „Ich finde dich sehr
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