Ein Königreich für die Leidenschaft
würde ihr jetzt guttun. Denn natürlich war sie aufgeregt wie jede Braut vor der Trauung. Außerdem hatte AJ vorgeschlagen, dass auch sie nach der Krönungszeremonie, die unmittelbar nach der Trauung stattfinden sollte, ein paar Worte sagen sollte. Damit wollten sie demonstrieren, dass König und Königin die gleichen Rechte und Pflichten hatten. Im Prinzip gefiel Lani diese Idee, aber sie hatte Angst, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Wenn sie nun stotterte oder ihr nicht mehr einfiel, was sie sagen wollte?
Als das Handy klingelte, schrak sie zusammen. Wo war es noch gleich? Zwischen all den Fläschchen und Döschen auf ihrem Frisiertisch war das kleine Ding nicht schnell zu finden. Da war es.
„Hallo?“
„Wie geht es meiner schönen Braut?“
Als sie AJs warme dunkle Stimme hörte, entspannte Lani sich sofort. „Gut, nur ein bisschen nervös. Und wie geht es meinem attraktiven Bräutigam?“
„Gut.“ Er lachte leise. „Aber es ginge ihm noch besser, wenn es schon Abend und er mit dir allein wäre.“
Wie immer, wenn er diesen verführerischen Ton anschlug, überlief es Lani heiß. Seltsam eigentlich, wo sie doch seit seiner Rückkehr jede Nacht zusammen gewesen waren.
„Und wir endlich diese Kronen absetzen könnten“, fügte er noch hinzu.
„Oh, ja, das kann ich dir gut nachfühlen.“ Auch Lani musste lachen. „Das Ganze kommt mir eher so vor wie ein Kostümfest, und nicht wie eine Krönung.“
„Genauso ist es. Es ist ein Kostümfest, so richtig mit goldenen Kronen, die mit frischen Orchideen geschmückt sind. Wir müssen nichts anderes tun als lächeln und möglichst königlich aussehen. Darin hast du doch mehr Erfahrung als ich.“
„Aber ich war nie sehr gut darin. Ich habe mich immer wie ein Bauernmädchen gefühlt, das versehentlich in den Palast geraten war und nun für eine Prinzessin gehalten wurde.“
„Das wundert mich nicht, so wie du aussiehst.“
Lani lachte. „Woher kommt es eigentlich, dass du mich immer zum Lachen bringst?“
„Weil du mich liebst. Deshalb lachst du auch über meine schlechten Witze.“
„Ja, wahrscheinlich. Und ich habe immer gedacht, dass es so etwas wie Liebe für mich nicht gibt. Speziell nach meiner ersten Ehe. Und nun habe ich sie doch gefunden, die große Liebe. Was für eine wunderbare Überraschung.“
„Ich bin immer für Überraschungen gut, das kann ich dir schon jetzt versprechen.“
Lani musste an das denken, was im Thronsaal geschehen war, und wurde unwillkürlich rot.
Als sie ein paar Sekunden lang schwieg, sagte er leise: „Ich weiß, was dir jetzt durch den Kopf geht …“
„Du bist unmöglich“, stieß sie lachend hervor. „Vielleicht sollten wir uns an so einem wichtigen Tag gedanklich mit etwas anderem beschäftigen. Wie wäre es mit dem Bruttosozialprodukt von Rahiri?“
„Keine schlechte Idee. Vor allem wenn ich daran denke, wie viel dem Staat der Verkauf von all den Souvenirs und anderem Krimskrams anlässlich unserer Hochzeit und der Krönung einbringen wird. Von den Hotels und Restaurants ganz zu schweigen. Aber ich glaube, wir müssen uns nun wirklich in Richtung Thronsaal begeben. Versuch, nicht daran zu denken, zu was man diesen wunderbaren glatten Stein noch benutzen kann. Bis gleich, Geliebte.“
„Bis gleich, Liebster.“ Wie sollte sie sich nur auf die Zeremonie konzentrieren können, wenn sie immer daran denken musste, dass sie sich auf dem antiken, ehrwürdigen Stein geliebt hatten. „Hoffentlich falle ich vor Aufregung nicht in Ohnmacht.“
„Keine Sorge. Alles wird gut gehen, Eure Majestät.“
Lächelnd klappte Lani das Handy wieder zu. Er hatte recht. Mit AJ an ihrer Seite konnte sie alles meistern.
– ENDE –
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