Ein Königreich für die Leidenschaft
attraktiv“, flüsterte sie, und das scheue Wispern ließ erneut Verlangen in AJ auflodern.
„Das ist doch immerhin etwas.“ Er lachte leise. „Ich würde auch keine Frau heiraten wollen, die mich abstoßend findet.“ Wie sehr er sich danach sehnte, sie an sich zu ziehen … Doch er presste kurz die Lippen aufeinander und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann warst du also um Rahiris willen bereit, es mit mir zu versuchen?“
„Ja, so ungefähr“, gab sie lächelnd zurück.
„Ich bin beeindruckt von deiner Bereitschaft, deine patriotische Pflicht zu tun.“ Jetzt musste auch er lächeln, bis ihm einfiel, dass sie ihm Vanus Kind hatte unterschieben wollen. „Im wievielten Monat bist du eigentlich?“
Das Lächeln verschwand. „Im zweiten.“
„Dann wurde das Kind also gezeugt, kurz bevor Vanu verschwand?“
„Ja. Deshalb bin ich auch nicht auf die Idee gekommen, schwanger zu sein. Wenn ich mich nicht gut fühlte, habe ich es immer auf den Stress geschoben.“
„Dann wusste Vanu nichts von dem Baby?“
„Nein …“
Seltsam. Die beiden waren doch fünf Jahre verheiratet gewesen. Warum war sie erst so spät schwanger geworden? „Wenn du es mir nicht gesagt hättest, würden alle glauben, es sei mein Kind …“, bemerkte er nachdenklich.
„Aber ich hätte es immer gewusst.“ Das kam so entschieden, dass er sich fragte, was für ein eiserner Wille sich wohl hinter diesem hübschen Äußeren verbarg. Das machte sie in seinen Augen nur umso begehrenswerter. Widerstreitende Gefühle kämpften in ihm – Verlangen und der Zorn über den beabsichtigten Betrug.
„Ich schätze deine Aufrichtigkeit.“ Sollte er sie vielleicht doch … Als er öffentlich bekannt gegeben hatte, dass er bereit war, die Krone anzunehmen, war er dazu fest entschlossen gewesen. Es war seine Pflicht seinem Volk gegenüber, und Tradition und Ehre hatten plötzlich wieder eine ganz andere Bedeutung für ihn. Hatte sein bisheriges Leben nicht letzten Endes darauf abgezielt, hier in seinem Heimatland die Verantwortung als König zu übernehmen?
In seinem Beruf hatte er mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun, hatte bereits viele Krisen gemeistert und sich auch in schwierigen Situationen nie aus der Ruhe bringen lassen. Und dabei war es nur darum gegangen, einen Film von neunzig Minuten zu drehen, der ein Jahr später meist schon wieder in Vergessenheit geraten war. Als König jedoch hatte er die Möglichkeit, aktiv in das Leben und die Zukunft seines Volkes einzugreifen, indem er den Schwerpunkt auf Bildung und Infrastruktur legte. Lani war nie der einzige Grund gewesen, den Wunsch der Mutter zu erfüllen. Und sie würde auch nicht der Grund dafür sein, von der einmal getroffenen Entscheidung abzurücken. „Vielleicht muss die Offenbarung deines kleinen Geheimnisses nicht das Ende bedeuten.“
„Nein?“
„Tu nicht so unschuldig.“ Er lachte. „Du weißt doch genau, was ich meine. Wir können doch trotzdem heiraten.“
„Obwohl du weißt …?“
„Na und?“ Er zuckte mit den Schultern. „Du bekommst ein Baby.“ Warum sollte er das Kind seines Bruders nicht aufziehen können? Eigentlich war es doch vollkommen egal, ob es das eigene war. Zwar hatte er bisher noch nicht an eine Familie gedacht, aber die Vorstellung war ihm nicht einmal unangenehm. Natürlich spielte Lani bei dieser Überlegung eine wichtige Rolle. Sie war nicht nur schön und begehrenswert, sie hatte auch viel Mut bewiesen, als sie ihm die Wahrheit gestanden hatte. Warum sollte er dann nicht den Mut haben, eine ihm eigentlich Fremde zu heiraten, zumal das doch alle Welt von ihm erwartete?
„Ich freue mich auf das Baby.“ Lani strahlte ihn an. „So lange schon habe ich mich danach gesehnt. Ein Traum wird endlich wahr!“ Sie stockte. „Nur leider zur falschen Zeit“, stieß sie dann leise hervor.
Am liebsten hätte er sie gefragt, warum sie nicht schon früher schwanger geworden sei, hielt dann aber doch den Mund. Stattdessen erklärte er: „Keine Sorge, ich habe kein Problem damit, das Kind meines Bruders aufzuziehen.“ Wenn das Kind nur nicht so wie Vanu wird! „Und das Kind wird nie erfahren, wer sein wirklicher Vater ist?“
„Vielleicht lieber nicht. Es könnte sonst Komplikationen bei der Thronfolge geben.“
„Wir könnten es ihm sagen, wenn es volljährig wird. Aber vielleicht ist das nicht sinnvoll. Wenn wir der Meinung sind, dass es reif genug ist, König oder Königin zu sein, kann ich doch einfach
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