Ein Königreich für die Leidenschaft
Haar. Tatsächlich hatte er sich geschworen, nie wieder nach Rahiri zurückzukehren. Und zwar wegen Vanu, der als zukünftiger König von allen verwöhnt worden war. Besonders von den Eltern, die er mit Charme und Intelligenz um den Finger wickeln konnte, wenn er wollte.
Vanus Finger … Wie oft hatte AJ diese kalten starken Finger zu spüren bekommen. Noch besser allerdings hatte Vanu mit Worten verletzen können. Immer wieder war es ihm gelungen, den Bruder als Schuldigen dastehen zu lassen und ihn für seine Taten büßen zu lassen.
Doch jetzt war Vanu Geschichte. Und er hatte eine entzückende Frau hinterlassen, die dringend wieder heiraten musste. Erstaunlich eigentlich, dass Lani auf Vanu hereingefallen war. Wahrscheinlich hatte er seinen ganzen Charme eingesetzt und seine dunklen Seiten vor ihr geheim gehalten. Also würde er seine eigene Meinung über den Bruder für sich behalten. Warum sollte er Lani die schönen Erinnerungen zerstören?
„Noch sieben Monate, und unser Baby kommt zur Welt.“ Liebevoll küsste er sie auf die Nasenspitze.
„Ja … das kommt mir so kurz vor.“
„Mir auch.“ An den Gedanken, Vater zu werden, hatte er sich immer noch nicht richtig gewöhnt. Allerdings hatte er sich vorgenommen, das Baby ohne Einschränkungen als das eigene anzunehmen. „Wenn du mit dem kleinen Wesen in deinem Bauch sprichst, wie nennst du es dann? Ich hatte mal eine Produzentin, die erfand die merkwürdigsten Namen für ihr ungeborenes Kind.“
„Hm, mal überlegen …“ Lani dachte kurz nach und meinte dann: „Puaiti.“
„Mein Blümchen. Hübsch. Aber wenn es nun ein Junge ist?“
„Warum kann ein Junge nicht auch ein Blümchen sein?“
„Stimmt. Wie fühlt sich denn Puaiti?“
Lani rutschte von ihm herunter, legte sich die Hand auf den Bauch und machte ein ziemlich nachdenkliches Gesicht. „Ich glaube, gut. Zumindest höre ich keine Klagen.“
„Fühlst du schon so was wie Bewegungen?“
Sie lachte. „Nein, das wird auch noch einige Wochen dauern.“ Plötzlich wurde sie ernst und sah ihn erstaunt an. „Weißt du, was mir gerade auffällt? Seit ich dir von dem Kind erzählt habe, ist mir nie wieder schlecht gewesen.“
„Vielleicht hat Puaiti gemeint, dass sie dich nicht länger ärgern will, jetzt, da sie auch einen Vater hat.“
„Nett von ihr. Aber warum sagst du sie ? Es kann doch auch ein Er sein.“
„Kann sein, kann auch nicht sein. Mir egal.“
„Würdest du gern schon vor der Geburt wissen, was es wird?“
AJ strich ihr das Haar aus dem erhitzten Gesicht. „Ich glaube nicht. Ich fange an, mich an Überraschungen zu gewöhnen. Was möchtest du denn lieber haben? Ein Mädchen oder einen Jungen?“
Versonnen lächelte Lani vor sich hin. „Mir ist beides sehr recht. Ich habe mir schon so lange ein Kind gewünscht. Und deine Mutter wird begeistert sein, dass sie endlich ein Enkelkind verwöhnen kann.“
Plötzlich knackte es irgendwo im Unterholz, und beide fuhren hoch. „Was war das?“ Hastig sah AJ sich um.
„Keine Ahnung.“ Lani griff nach ihrem Kleid. „Auf alle Fälle sollten wir uns sofort anziehen.“
In Windeseile hatte AJ sich angekleidet, dann half er Lani, die etwas zerdrückte Schärpe umzubinden. Wieder hörte er einen Laut, wenn auch etwas weiter entfernt.
„War das eine Stimme?“ Entsetzt starrte Lani ihn an.
AJ lauschte angestrengt. Insekten summten, Vögel zwitscherten, Blätter raschelten. Da war es schwer, Geräusche zu unterscheiden. Doch da war es wieder. „Ja, es ist eine Stimme. Eine Männerstimme, die englisch spricht.“ Was wollte der hier? „Vielleicht einer der Reporter auf der Suche nach irgendetwas Skandalösem.“
„Wenn sie uns hier finden, haben sie ja das, was sie suchen.“ Mit bebenden Händen versuchte Lani, ihr Kleid glatt zu streichen. „Schließlich sind wir noch nicht verheiratet.“
„Dann sollten wir schnell wieder im Geheimgang verschwinden.“ AJ nahm Lani bei der Hand und lief mit ihr in Richtung Wasserfall. Als sie fast oben auf dem Hügel angekommen waren, hörte er die Stimme wieder: „Man sagt, er sei nachts mit dem Boot losgefahren.“
AJ erstarrte. Sie sprachen von Vanu! Suchten sie etwa nach seiner Leiche? Schnell sah er sich nach Lani um. Sie schien nichts gehört zu haben.
„Aber wenn er nun nicht mit dem Boot los ist?“ Das war wieder die Stimme. „Wenn er sich hier verirrt und nicht wieder nach Hause gefunden hat?“
AJ wurde ganz elend. Auf keinen Fall durfte Lani etwas von dieser
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