Ein Königreich für die Leidenschaft
einfach nicht verstehen. Aber es schien so zu sein, und das schmerzte. Denn während sie sich geliebt hatten, hatte er eine sehr enge Verbindung gespürt. Doch das war vielleicht auch nur Sex gewesen … „Ich werde mich dem Suchtrupp anschließen. Keine weiteren Statements der Presse gegenüber, solange wir nicht mehr wissen.“ Ohne noch einen Blick auf Lani zu werfen, verließ er den Raum. Verdammt, wie hatte er nur in diesen Albtraum hineingeraten können. Hätte er die Insel doch bloß verlassen, als er noch die Möglichkeit dazu gehabt hatte. Jetzt würde es ihm umso schwerer fallen.
Am Abend kehrte AJ zurück, verschwitzt und erschöpft nach den langen Stunden, in denen sie den dichten Dschungel durchkämmt hatten. Natürlich hatte er streng für sich behalten, dass er hoffte, Vanus Leichnam zu finden und nicht den lebenden Bruder, der ihn triumphierend angrinste. Aber sie hatten nichts entdeckt, und so hatten sie beschlossen, die Suche abzubrechen und am nächsten Morgen weiterzumachen.
Beim späten Dinner wurde nicht viel gesprochen, und Priia zog sich früh zurück. Lani wirkte sehr angespannt und wich AJs Blick aus. Wahrscheinlich schämte sie sich, sich einem anderen hingegeben zu haben, obwohl ihr Mann möglicherweise noch am Leben war.
„Mach dir keine Vorwürfe“, fing AJ leise an. „Du konntest doch nicht wissen, dass er vielleicht noch lebt.“
„Ich weiß.“ Sie hielt den Blick gesenkt. „Das konnte keiner wissen.“
„Der Chef der Feuerwehr meint, dass er überlebt hat. Sie haben Überreste eines Feuers in einer anderen Höhle gefunden.“
„Das ist wundervoll.“ Ihre Stimme klang seltsam hohl. „Es wäre wirklich ein Wunder, wenn er so lange und ohne fremde Hilfe hätte überleben können.“
„Ja, für ein Leben in der Natur hatte er ja nie viel übrig.“ Ungläubig schüttelte AJ den Kopf. Schon dass Vanu sich Beeren pflückte, um seinen Hunger zu stillen, war schwer vorzustellen, geschweige denn, dass er Feuer machte. Selbst zum Ankleiden hatte er seinen Kammerdiener gebraucht. „Aber man weiß ja nie, zu was ein Mensch in der Lage ist, wenn es um Leben und Tod geht.“
„Stimmt.“ Lani saß aufrecht da, in sich gekehrt und scheinbar unerreichbar. Nicht, dass er daran gedacht hätte, sie zu berühren. Wie sehr hatte er es noch vor wenigen Stunden genossen, ihre weiche Haut zu streicheln. Irgendwie war sein Leben vollkommen aus den Fugen geraten, und er wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Als ihn am Nachmittag ein Anruf aus Hollywood erreicht hatte und man wissen wollte, wann mit ihm zu rechnen sei, hatte er wahrheitsgemäß antworten müssen, dass er keine Ahnung habe.
Als das milde Licht die helleren Strähnen in Lanis Haar golden aufleuchten ließ, musste AJ daran denken, dass Vanu vielleicht bald wieder seine Finger dort hineinschieben würde. Eine geradezu widerliche Vorstellung. „Wie geht es dir bei all dem Stress?“
„Ganz gut.“ Sie warf ihm einen ängstlichen Blick zu.
Diese Augen! Sofort meldete sich wieder sein Verlangen, und er unterdrückte einen Fluch. „Muss seltsam sein, so zwischen zwei Männern zu stehen.“
Lani nickte und schluchzte kurz auf. „Es ist schrecklich.“
Wie gern hätte er ihr jetzt tröstend die Hand gedrückt. Aber er wusste, dass das seinen Schmerz nur noch verschlimmern würde. „Niemand wird je erfahren, was heute zwischen uns geschehen ist. Das bleibt unser Geheimnis.“
„Ja.“ Erneut schluchzte sie. „Ich werde niemandem etwas erzählen. Besonders nicht Vanu.“
Vanu. Bald würde sie wieder mit ihm sprechen, von Ehefrau zu Ehemann. Und Intimitäten austauschen. Dieser Gedanke war AJ unerträglich. In der kurzen Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, hatte er Gefühle für Lani entwickelt, die er noch nie zuvor empfunden hatte – trotz seiner vielen Frauengeschichten. Und das Kind. Wie sehr hatte er sich schon auf das Baby gefreut. Er war bereit gewesen, zu lügen und so zu tun, als sei es sein Kind. Auch um damit den Wunsch der Rahirianer nach einer glücklichen königlichen Familie zu erfüllen.
Langsam schaute er zu Lani hinüber. Sie sah aus dem Fenster und wandte ihm das Profil zu. Gestern hatte er das erste Mal bemerkt, dass er mehr für sie empfand, als es ein Schwager seiner Schwägerin gegenüber normalerweise tat. Und jetzt konnte er sich ein Leben ohne sie kaum noch vorstellen. Doch diesen Wunsch musste er unterdrücken. Jetzt ging es darum, sie zu unterstützen und zu trösten. Schließlich
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