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Ein Königreich für die Leidenschaft

Ein Königreich für die Leidenschaft

Titel: Ein Königreich für die Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JENNIFER LEWIS
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war sie voller Hoffnung, dass ihr Mann noch am Leben war.
    Unmöglich, er konnte es nicht. Hastig stand er auf und trat ans Fenster. Die kühle Nachtluft linderte seinen Schmerz ein wenig, und er stützte den Kopf am Fensterkreuz ab. Die ganze Kindheit hindurch hatte er im Schatten des Bruders gestanden. Und nun nahm der Bruder ihm das Glück, das er gerade gefunden hatte, und warf ihn zurück in die Dunkelheit.
    Lani liebte ihn nicht. Aus Pflichtgefühl hatte sie sich bereit erklärt, ihn zu heiraten. Dass sie mit ihm geschlafen hatte, hatte eher an einem plötzlichen sexuellen Bedürfnis gelegen. Und er war dumm genug gewesen, zu glauben, es sei mehr. Diesen Fehler würde er kein zweites Mal machen.
    Den ganzen Vormittag ging Lani ruhelos in ihrem Zimmer auf und ab. Zum zweiten Mal war der Suchtrupp ausgerückt und durchkämmte nun das dichte Gehölz. Dass jeder davon sprach, „Vanu suchen zu wollen“, widerstrebte ihr sehr. Denn es hörte sich so an, als würde man ihn quicklebendig finden, vielleicht am Strand liegend, wo er den Männern lächelnd entgegensah, als habe er auf sie gewartet. Aber mit Rücksicht auf Priia wagte keiner, das Wort „Leiche“ in den Mund zu nehmen. Denn Priia war fest davon überzeugt, den geliebten Sohn bald wieder in die Arme schließen zu können.
    Lani wünschte sich genau das Gegenteil, auch wenn sie dafür ewig in der Hölle schmoren müsste. Sie schämte sich für diese Gedanken. Offenbar war sie nicht das „nette“ Mädchen, als das AJ sie eingeschätzt hatte. Wahrscheinlich hatte er seine Meinung inzwischen geändert, denn sie hatte sich geradezu gierig auf ihn gestürzt. Das war mit „Pflichterfüllung“ nicht mehr zu erklären. Und auch er musste gemerkt haben, wie sehr sie den Sex mit ihm genossen hatte.
    Während dieser wenigen Stunden hatte sie plötzlich eine glückliche Zukunft vor sich gesehen. Und nun war alles vorbei, und das Leben mit Vanu lag wieder vor ihr, ein Leben voll seelischer Qualen, Lügen und Lieblosigkeit. Wieder musste sie so tun, als sei sie glücklich oder zumindest zufrieden.
    Jemand klopfte, und auf Lanis zaghaftes „Herein“ steckte eins der Hausmädchen den Kopf durch die Tür. „Der Lunch ist serviert, Madam.“
    „Ich komme.“ Wie sollte sie nur den anderen begegnen? Sie hatte den Eindruck, dass keiner so recht wusste, was von der ganzen Sache zu halten war. Erst hatten sich alle über AJs Rückkehr und die bevorstehende Hochzeit gefreut. Jetzt sollten alle darauf hoffen, dass Vanu wieder auftauchte? Auch AJ hatte ihr die kalte Schulter gezeigt. Und sosehr sie seine Situation auch verstand, so litt sie doch darunter, dass er sie mied.
    Schweren Herzens ging sie zum Speisesaal. Appetit hatte sie keinen. Als sie die Tür öffnete, sah sie Priia weinend am Tisch sitzen, während AJ neben ihr stand und ihr tröstend den Arm um die Schulter legte.
    „Man hat seinen Leichnam gefunden“, sagte AJ leise und wandte sich dann wieder seiner Mutter zu.
    Von Erleichterung überwältigt, schloss Lani kurz die Augen. Gott sei Dank … Dann senkte sie den Kopf und murmelte so etwas wie: „Oh, nein …“, was sich hoffentlich etwas verzweifelt anhörte. Ihr Herz klopfte wie verrückt, und am liebsten wäre sie durch den ganzen Raum getanzt und hätte jeden umarmt. Vanu war tot, und sie würde nie wieder unter seinen Launen leiden müssen. Tränen der Freude traten ihr in die Augen, und sie wischte sie nicht ab.
    In diesem Augenblick sah AJ sie an, runzelte kurz die Stirn und blickte dann wieder weg. Priia war in Tränen aufgelöst und konnte sich gar nicht beruhigen.
    Lani ging zu Priia und küsste sie auf die Wange. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie. „Wir haben auf ein Wunder gehofft, und es ist nicht eingetreten.“ Auch sie weinte, wenn auch aus einem völlig anderen Grund.
    „Immerhin haben wir noch sein Kind“, brachte Priia schluchzend heraus. Lani sah sich hastig um. Hatte die Schwiegermutter vergessen, dass keiner von der Schwangerschaft wissen sollte? Glücklicherweise hatten die Bediensteten den Raum verlassen, aber trotzdem … AJs Gesichtsausdruck konnte sie nicht erkennen, denn er hielt den Kopf gesenkt.
    „Über das Kind können wir uns wahrlich freuen“, fuhr Priia leise fort. „Aber es ist so grausam, dass wir Vanu nun quasi ein zweites Mal verloren haben. Ich hatte gerade angefangen, mich damit abzufinden. Dann wieder die Hoffnung … und nun das.“
    Lani drückte ihr liebevoll die Hand. „Wir müssen

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