Ein Königreich für einen Kuss!
kann.“
„Das wird Vasco aber gar nicht gefallen.“ Tante Frida schüttelte energisch den Kopf. „Ganz und gar nicht.“
„Ich weiß. Aber es ist zu schwierig für mich, hier zu wohnen. Dadurch wird alles nur komplizierter.“
„Wieso komplizierter? Vasco ist doch verrückt nach Ihnen.“ Tante Mari verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust. „Sie müssen ihn heiraten.“
Stella lächelte kurz. „Er hat sehr deutlich gemacht, dass er mich nicht heiraten will. Oder überhaupt jemanden, glaube ich. Die Vorstellung, verheiratet zu sein, behagt ihm nicht. Er meint, die Ehe töte jede gute Beziehung.“
„Aber Sie sind es doch, die Mimi erklärt hat, ihn nicht heiraten zu wollen.“
„Nur weil ich seine Einstellung kannte. Ich habe gehofft, ihn herausfordern zu können, aber das hat nicht geklappt. Er will Junggeselle bleiben, und ich kann hier nicht als seine …“, sie sah sich kurz nach Nicky um und senkte dann die Stimme, „… Mätresse bleiben.“
Lilli holte empört Luft. „Natürlich nicht. Ich habe auch schon mit ihm darüber gesprochen und ihm gesagt, dass Sie ein … nettes Mädchen sind.“
Das gar nicht erst in eine solche Situation kommen sollte, vollendete Stella Lillis Gedankengang, sprach es aber nicht laut aus.
„Er ist stur!“, fuhr Lilli fort. „Widerspenstig.“
„Typisch Mann“, fiel Frida ein. „Vielleicht ist es tatsächlich das Beste, wenn Sie ausziehen. Dann wird er merken, wie sehr Sie ihm fehlen.“
Stella zuckte nur mit den Schultern. „Kann sein, kann auch nicht sein. Auf alle Fälle ist mir wichtig, dass Nicky mit seiner Familie aufwächst, auch mit Ihnen. Ich plane schon, hier in Montmajor zu bleiben, aber ich muss noch heute den Palast verlassen.“
„Das kann ich verstehen.“ Traurig streichelte Lilli Nicky die Wange. „Aber Sie bringen ihn morgen wieder her, ja?“
„Selbstverständlich. Es sei denn, Vasco verbarrikadiert den Eingang.“
„So dumm wird er doch nicht sein.“ Auch Tante Mari sah Nicky betrübt an. „Ich hoffe sehr, dass er zur Vernunft kommt, bevor es zu spät ist.“
Schweren Herzens verließ Stella den Palast. Eigentlich seltsam, da sie doch überhaupt nicht an Heirat gedacht hatte, als sie Vasco nach Montmajor gefolgt war. Aber sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie sich in ihn verlieben würde. Und das war der wahre Grund, weshalb sie gehen musste. Denn es war zu quälend, in seinen Armen zu liegen, von einer richtigen Familie zu träumen und gleichzeitig zu wissen, dass er sie nur als seine Geliebte betrachtete, mit der er seinen Spaß hatte, die er aber auch jederzeit wieder abservieren konnte. Vor allem aber, dass er keinerlei Absichten hatte, sich jemals auf Dauer an eine Frau zu binden.
Das ging sogar so weit, dass er es nicht ertrug, eine ganze Nacht mit ihr zu verbringen. Vielleicht würde sie anders empfinden, wenn sie nicht acht Jahre darauf gewartet hätte, dass Trevor sich ihr erklärte. Als die Beziehung mit ihm auseinandergegangen war, hatte sie sich geschworen, sich nie wieder auf ein unverbindliches Verhältnis einzulassen.
„Was soll das heißen, sie ist gegangen?“ Vasco blickte über Tante Lillis Kopf hinweg den leeren Gang entlang. Er war Sonntagmittag von seiner kurzen Geschäftsreise in die Schweiz zurückgekehrt und hatte den Palast beklemmend ruhig vorgefunden.
„Sie ist vor vier Tagen ausgezogen.“ Tante Lilli sah den Neffen nicht an, sondern blickte zu Boden. „Sie sagte, sie habe persönliche Gründe.“ Da sie das Wort persönlich betonte, wusste Vasco, dass sie sich vor den Dienstboten nicht weiter äußern würde.
„Komm mit in mein Arbeitszimmer“, forderte er sie auf und ging schnellen Schrittes an Lilli vorbei. Warum hatte Stella das getan? Sie hatte sich hier doch wohlgefühlt, das wusste er genau. Allerdings hatte sie es in der letzten Woche vermieden, mit ihm zusammen zu sein. Die Erklärung, dass sie ihre Tage hätte, hatte er ihr abgenommen, aber nun beschlichen ihn doch Zweifel. Wahrscheinlich hatte sie bereits vorgehabt auszuziehen und war auf Distanz zu ihm gegangen. Wütend stieß er die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf und knallte sie wieder zu, nachdem Lilli eingetreten war. „Und wo ist Nicky?“
„Natürlich bei Stella.“
Er fluchte leise. „Sie hat doch gesagt, dass sie bleiben will. Dass ihr Montmajor gut gefällt und dass es schön für Nicky ist, hier aufwachsen zu können.“
„Sie hat das Land ja auch nicht verlassen. Sie wohnt jetzt im
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