Ein Königreich für einen Kuss!
Vater bist.“
Bildete sie sich das nur ein, oder hatte er eben triumphierend gelächelt? Würde er seine Macht ausnutzen und ihr das Kind entfremden? Das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen, denn er war nicht grausam. Aber er konnte überheblich und sehr fordernd sein.
„Und dann werde ich noch ein Gesetz dahin gehend erlassen, dass auch unehelich geborene Kinder die Thronfolge antreten können, sofern sie die Erstgeborenen sind.“
„Das entspricht sicher den heutigen Vorstellungen“, stimmte sie leise zu. Ob das zur Folge hätte, dass sie Nicky immer seltener zu sehen bekäme, weil er auf seine Rolle als zukünftiger König vorbereitet werden musste? Ein erschreckender Gedanke. Aber sie könnte und würde nichts dagegen tun. Denn der Junge liebte seinen Vater.
Inzwischen hatte Vasco sich ganz von ihr gelöst, und Stella stand wie verloren da. Plötzlich überfiel sie wieder eine große Unsicherheit. Hatte er sich nur mit ihr eingelassen, weil er Nicky hierbehalten wollte und das für ihn die einfachste Methode war? War das, was sie als echte Bindung, ja, Liebe interpretierte, bei aller Leidenschaft nur kalte Taktik?
Sie erschauderte, wandte sich um und kletterte zurück ins Bett. War sie wirklich wenige Minuten zuvor noch glücklich, ja, geradezu euphorisch gewesen, was ihr Verhältnis zu Vasco betraf? Sie zog sich die Bettdecke bis unter das Kinn. „Wir sollten jetzt beide schlafen.“ Sicher war er froh, endlich gehen und sich in seine Gemächer zurückziehen zu können. So wie er es bisher jede Nacht getan hatte.
Sie hörte, wie er seine Sachen zusammensuchte. Sehen konnte sie nicht viel, denn die dichten Vorhänge schirmten das Mondlicht ab. Dann spürte sie seine Lippen auf dem Mund. „Gute Nacht, Stella. Schlaf gut.“ Sofort schlug ihr das Herz bis zum Hals.
Wie sollte sie jetzt einschlafen können? Dieses Gefühlschaos hielt sie nicht mehr lange durch. Gerade noch war sie glücklich und erfüllt gewesen, dann wieder war sie ein einziges Nervenbündel, haderte mit sich und dem Schicksal, war sicher, dass Vasco sie nicht liebte und nie lieben würde. Solange sie allein war, machte sie Pläne und stellte Bedingungen auf. Aber sowie sie mit ihm zusammen war, war sie nur noch Wachs in seinen Händen, und ihr gesunder Menschenverstand ging in der Hitze der Leidenschaft verloren.
Wenn sie hier bei Vasco blieb, würde sie noch wahnsinnig werden.
10. KAPITEL
Über den Stadtbibliothekar lernte Stella ein paar reiche Leute kennen, die große Privatbibliotheken besaßen und möglicherweise einen Buchrestaurator brauchen könnten. Zwar erwähnte sie nicht, dass sie auch eine Wohnmöglichkeit suchte, hatte dann aber das Glück, auf eine Familie zu treffen, die den größten Teil des Jahres in Paris verbrachte. Sie besaß ein kleines Landgut nur zehn Minuten vom Palast entfernt. Nach einem Telefongespräch mit Stella und ihrem früheren Chef in Kalifornien wurde sie für die nächsten drei Monate eingestellt. Entscheidend war, dass sie auf dem Landgut wohnen konnte und so Zeit gewann, sich über ihre weitere Zukunft Gedanken zu machen.
Sie wartete ein paar Tage, bis Vasco wegen geschäftlicher Angelegenheiten außer Landes war. Denn leider hatte sie immer wieder feststellen müssen, dass sie ihm nicht gewachsen war. Wann auch immer sie sich gegen ihn stellte, er brauchte sie nur einmal scharf anzusehen, und schon gab sie auf. Wie oft hatte sie es versucht und immer wieder eine Niederlage einstecken müssen. Deshalb musste sie mit dem Auszug bis zu seiner Abwesenheit warten.
In den letzten Tagen hatte sie in ihrem eigenen Zimmer geschlafen und Vasco erklärt, sie hätte ihre Periode. Dass sie nicht schwanger geworden war, hatte sie zugleich erleichtert und enttäuscht. Alles in allem war sie jedoch froh, ein paar Tage für sich zu haben. Denn wenn sie in Vascos Armen lag, vergaß sie ihre guten Vorsätze und alles, was sie sich vorgenommen hatte.
Als der Tag ihres Auszugs gekommen war, packte sie schnell den Koffer, steckte ein paar von Nickys Spielsachen in einen Rucksack und rief ein Taxi.
„Was soll das heißen? Sie verlassen uns?“ Verwirrt sah Tante Lilli sie an und blickte zu Nicky, der sich sofort in ihre Arme flüchtete.
„Ich ziehe nur ein Stück weiter in das Castell Blanc. Dort werde ich in der Bibliothek arbeiten, und da es bequemer ist, werde ich auch dort wohnen. Wenn es Ihnen und Vasco recht ist, werde ich Nicky jeden Tag herbringen, damit er seine Zeit hier verbringen
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