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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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würde es nie zulassen, dass ein Mann dazu gezwungen wird, mich zu heiraten, egal, was vorher geschehen ist. Die bloße Vorstellung ist durch und durch widerwärtig. Es wäre unvorstellbar beschämend.“

„Hm. Man kann eine hervorragende Verbindung wie diese nicht beschämend nennen, mein Mädchen. Es ist egal, wie es dazu gekommen ist, eine gute Verbindung ist eine gute Verbindung, und ich kann nicht leugnen, dass Carradice besser wäre als alles, was ich für dich erhofft hatte.“
    „Ich denke, es wäre absolut grässlich“, entgegnete Prudence hitzig. „Mit einem Mann verheiratet, dem nicht die Bohne an mir liegt, bloß um einen kleinen Skandal zu vermeiden!“
    „Du hast ein behütetes Leben geführt“, erwiderte Großonkel Oswald. „Du verstehst solche Sachen nicht.“ Er seufzte. „Es ist ohnehin egal - die Frage ist rein theoretisch, da er dich ja nie angefasst oder dir etwas in einem Brief versprochen hat. Glücklicherweise sind ihm damals in Norfolk nicht deine reizenden Schwestern über den Weg gelaufen.“ Er schnaubte. „Obwohl sie damals vermutlich noch Kinder waren, verflixtes Glück, das. Kann mir nicht vorstellen, dass sich ein vermaledeiter Casanova beherrscht hätte, wenn er eine dieser Schönheiten im Arm gehalten hätte. Was für ein Glück, dass du es warst, was, Prue?“
    Prue schaute ihn einfach an. Noch nicht einmal, um sich aus dieser Klemme zu manövrieren, würde sie zustimmen, dafür dankbar zu sein, dass sie zu unscheinbar war, um von einem Frauenheld verführt zu werden.
    „Was sage ich denn da?“, entschuldigte sich Großonkel Oswald. „Ich meine nicht, dass es ein Glück war. Er hat dir das Herz gebrochen, nicht wahr? Du warst es nicht gewohnt, bewundert zu werden, und ganz bestimmt nicht von einem Londoner Schürzenjäger. Wie Wachs in seinen Händen, nicht wahr, du armes kleines Ding?“ Er streckte die Hand aus und tätschelte ihr unbeholfen das Knie. „Ein paar Komplimente hier und da, und du hast seine wertlosen Worte für bare Münze genommen. Hat dir den kleinen Kopf verdreht, was, Prue?“
    Prudence biss die Zähne zusammen, zutiefst verlegen. Die Tatsache, dass das Bild falsch war, machte es keinen Deut besser. Es mochte stimmen, dass ihr Lord Carradice nicht als sechzehnjähriges Mädchen den Kopf verdreht hatte, aber heute Morgen, im fortgeschrittenen Alter von beinahe einundzwanzig, hatte sie sich nicht besser benommen als ihre leichtgläubige Zofe und einem Lebemann erlaubt ... sich ein äußerst freizügiges Verhalten ihr gegenüber herauszunehmen. Schlimmer noch, sie war unter seinen Zärtlichkeiten auf geblüht.
    Es war durch und durch armselig, wenn sie darüber nachdachte.
    In der Tat war sie an Komplimente von Männern nicht gewöhnt. Großvater ließ sich eher zu Grobheiten als Nettigkeiten hinreißen, und Phillip war praktisch veranlagt, blumige Reden waren nicht seine Art. Großonkel Oswald überschüttete sie mit Komplimenten über ihr edelmütiges Wesen, aber da sie stets mit Bemerkungen über ihre sonstige Unscheinbarkeit durchsetzt waren, waren sie nicht dazu angetan, ihr den Kopf zu verdrehen.
    Ganz offensichtlich war sie für einen schmeichlerischen Schwerenöter empfänglich. Sie war Wachs in seinen Händen, das weichste, erbärmlich willige Wachs, bis zum Schluss, erkannte sie bitter.
    Wenigstens hatte die unscheinbare Prudence Merridew in letzter Sekunde genug Selbstachtung zusammengekratzt, um den unwiderstehlichen Lord Carradice schließlich doch noch abblitzen zu lassen.
    Prudence seufzte, als ihre übliche Aufrichtigkeit sich regte. Es war nicht ihre Selbstachtung gewesen, die sie dazu gebracht hatte, ihn abzuweisen. Auch nicht Rechtschaffenheit oder lügend. Es war schlicht und ergreifend die Angst vor Entdeckung gewesen, die einen Funken Vernunft in ihrem armen, benommenen Verstand hatte aufflackern lassen. Hätten sie nicht in Gefahr geschwebt, jede Minute entdeckt zu werden, hätte sie ihm vermutlich alles gestattet. Und jeden Moment davon genossen.
    ... sklavisch ihren niederen Trieben ausgeliefert...
    Sie musste daran denken, wie ihr Körper reagiert hatte, wie er sich an ihn geschmiegt hatte, als hätte er seinen eigenen Willen. Die Gefühle, die sie in seinen Armen erlebt hatte, köstlich wie sie waren, hatten gewiss nichts mit Vernunft oder Logik zu tun oder irgendeinem der anderen Prinzipien, die dem modernen, aufgeklärten Menschen so wichtig waren.
    „Gräme dich nicht länger, Prue.“ Großonkel Oswald tätschelte ihr

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