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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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wieder das Knie. „Wir machen uns alle irgendwann zum Narren.“ Er schaute sie freundlich an.
    Prudence spürte Tränen unter ihren Augenlidern brennen. Er sah so sehr wie Großvater aus, aber da endete alle Ähnlichkeit auch schon. Hinter seinem Poltern und Brummen und seiner modischen Erscheinung war Großonkel Oswald ein lieber, herzensguter Mann. Die ganzen letzten Jahre hatte sie nur Feindseligkeit und Härte erlebt. Gegen Güte war sie wehrlos.
    „Der Duke schien ein anständiger Kerl zu sein, meinst du nicht?“, erkundigte sich Großonkel Oswald leicht besorgt. „Ich muss höflich zu ihm sein, Liebes. Es stört mich nicht, einen Lebemann wie Lord Carradice zu schneiden, wenn es sein muss, aber ich denke nicht, ich könnte einen Duke so behandeln, Prue.“
    Prudence nickte vage. Sie hatte keinerlei Interesse an Dukes. Sie war vorübergehend von einem Frauenhelden geblendet gewesen, der so viel Moral wie ein Kater besaß und ein Lächeln, das verboten werden sollte. Aber sie kannte die Gefahr nun, die von ihm ausging. Plötzlich spürte sie ein Zwicken im Magen; Großonkel Oswalds Abführmittel machte sich bemerkbar. Sie schnitt eine Grimasse und erhob sich eilig, wünschte sich, es gäbe ein ähnlich wirksames Mittel gegen Schwerenöter. Allerdings hatte sie den Verdacht, dass Lord Carradice nicht so kampflos vor einem Abführmittel kapitulieren würde, wie es ihr Frühstück ganz offensichtlich getan hatte.
    Als sie aufstand, stieß Niblett, der Butler, die Tür auf. „Der Duke of Dinstable“, verkündete er mit sonorer Stimme.
    Prudence schaute Großonkel Oswald entsetzt an. Warum kam der Duke schon so bald, um seine Aufwartung zu machen? Was würde er sagen? Würde er eine Erklärung verlangen? Was sollte sie sagen? Und würde sein Cousin ihn begleiten? Mit angehaltenem Atem schaute sie zur Tür.
    Der Duke of Dinstable, gekleidet in ordentliche helle Hosen, glänzende Stulpenstiefel und einen Rock aus feinster dunkelblauer Wolle, betrat ruhig den Salon. „Wie geht es Ihnen, Sir Oswald? Miss Merridew?“, grüßte er mit einer eleganten Verbeugung.
    Leicht verwundert über den unerwarteten Besuch, lud Großonkel Oswald den Duke ein, Platz zu nehmen. Zögernd setzte Prudence sich wieder. Man eilte nicht aus dem Raum, unmittelbar nachdem ein Duke ihn betreten hatte. Und ihr Problem war keines, das sie ansprechen konnte.
    „Ich bin gekommen, um mich nach Miss Merridews Befinden zu erkundigen“, erklärte der Duke. „Miss Merridew, haben Sie sich von Ihrem Schwächeanfall erholt?“
    Miss Merridew, die mittlerweile die Wirkung von Großonkel Oswalds Trank mit Nachdruck spürte, versicherte ihm eilends, sie habe sich vollkommen erholt.
    Der Duke bekannte, es entzücke ihn, dies zu vernehmen. Dann machte er eine Bemerkung über das Wetter und fragte Prudence um ihre Meinung dazu.
    Prudence erwiderte, es sei ganz wunderbar, solch herrlicher Sonnenschein und so milder Wind zu dieser Jahreszeit, und fragte sich insgeheim, wie rasch sie den Raum verlassen konnte, ohne unhöflich zu erscheinen. Nie wieder würde sie eine von Großonkel Oswalds Kräutertinkturen schlucken.
    Großonkel Oswald läutete und bestellte Erfrischungen. Pfefferminztee und einfache Haferkekse. Der Duke blinzelte erstaunt, sagte aber nichts.
    Der Kräutertrank machte sich erneut bemerkbar, und Prudence sprang abrupt auf. Die beiden Herren erhoben sich ebenfalls, wie es die Höflichkeit verlangte.
    Sie starrte sie wild an. „Ich ... äh ... ich muss ...“
    Genau da öffnete sich die Tür und Charity, die Zwillinge und Grace kamen fröhlich miteinander schwätzend herein.
    „Oh Prudence, da bist du ja“, sagte Charity. „Wir hatten vor, im Park spazieren zu gehen, und haben dich gesucht, um zu sehen, ob du vielleicht mit..." Sie brach ab und starrte den Besucher an.
    Der Besucher starrte zurück. Die anderen Mädchen hörten mit ihrem Geplauder jäh auf und machten eilig ihren Knicks.
    „Oje.“ Hope richtete sich anmutig wieder auf. „Wir wussten nicht, dass du Gesellschaft hast, Großonkel Oswald.“
    „Ja, wir dachten, Prudence sei allein hier. Entschuldige, dass wir hier so hereingeplatzt sind“, fügte Faith hinzu.
    „Das ist schon in Ordnung, meine Lieben. Lasst euch meinem Gast vorstellen, dem Duke of Dinstable.“
    Die Mädchen schnappten nach Luft, machten noch einen hastigen Knicks und wandten ihre entsetzten Gesichter gleichzeitig Prudence zu, Prudence war ihr Entsetzen im Moment herzlich gleichgültig; ihre ganze

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