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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Wangen, wie ich sehe. Ich zweifle nicht daran, dass es durch den vermaledeiten Schinken schlimmer wird, den du immer zum Frühstück essen musst. Rotes Fleisch, egal zu welcher Tageszeit, ist nicht gut für junge Mädchen. Entflammt die Leidenschaften. Ich nehme an, du brauchst ein Abführmittel.“
    Prudence, die lieber nichts darauf sagte, lehnte den Kopf gegen die Lederpolster und schloss die Augen. Es war nicht der Schinken, der ihre Leidenschaft entflammt hatte, sondern ...
    Nein. Sie würde nicht an Lord Carradice denken. Es war ihre Entrüstung, die entflammt worden war, nicht ihre Leidenschaft! Sie würde ihn einfach aus ihrem Kopf verbannen. Außerdem musste sie sich eine Lösung einfallen lassen für das Chaos, das sie gestiftet hatte; die Zukunft ihrer Schwestern hing davon ab.
    Aber sobald sie die Augen schloss, konnte sie an nichts anderes mehr denken, als die Art und Weise, wie seine Augen sich zu verdunkeln schienen, ehe sein Mund sich auf ihren senkte ...
    Bei ihrer Ankunft zu Hause verkündete Großonkel Oswald, sie sähe fiebrig aus, und schickte sie nach oben in ihr Zimmer, um sich hinzulegen und auszuruhen. Ein paar Minuten später brachte er ihr einen scheußlich riechenden Kräutertrank, ein Abführmittel, das er als unfehlbar in seiner Wirkung bezeichnete, und trug Prudence auf, es bis auf den letzten Tropfen zu trinken. Da ihr keine andere Wahl blieb, leerte Prudence gehorsam die Tasse und legte sich ins Bett, um über ihre Probleme nachzudenken.
    Sie wirbelten in ihrem Verstand durcheinander; sie konnte keinen Ausweg finden. Es musste doch einen Weg geben, wie sie ihre Schwestern unterstützen konnte. Sie betrachtete das Problem von allen Seiten. Vielleicht könnte sie sich eine Anstellung suchen als Haushälterin oder Gouvernante ... Aber selbst wenn sie genug Geld verdienen würde, was zu bezweifeln war, konnte sie kaum eine Stellung mit vier jüngeren Schwestern im Schlepptau antreten.
    Wie sie es auch drehte und wendete, die unangenehme Wahrheit blieb dieselbe: Eine ihrer Schwestern musste heiraten. Irgendwie musste sie Großonkel Oswald dazu bringen, seinen Entschluss zu ändern.
    Schließlich tat sie, was sie jedes Mal getan hatte, wenn sie nicht imstande gewesen war, sich eine angemessene Lösung einfallen zu lassen; sie begann einen Brief an Phillip. Sein langes Schweigen konnte eine Botschaft sein. Auf der anderen Seite stimmte es natürlich, dass Briefe von Indien verloren gehen oder aufgehalten werden konnten - manchmal sogar mehrere Jahre. War es absichtliches Schweigen oder versehentliche Verzögerung? Sie musste wissen - auf die eine oder andere Weise -, woran sie war, und ihr blieb nichts anderes übrig, als zu schreiben und zu fragen.
    Sie beendete den Brief gerade, als ihre Zofe an der Tür klopfte und ins Zimmer spähte. Als sie sah, dass Prudence auf war und sich offenbar erholt hatte, machte sie hastig einen Knicks und sagte: „Bitte, Miss, Sir Oswald lässt ausrichten, wenn es Ihnen wieder gut geht, wäre er dankbar, wenn Sie um vier Uhr heute Nachmittag in den gelben Salon kommen könnten.“
    Prudence spürte, wie ihr das Herz sank. „Danke, Lily. Bitte teile Sir Oswald mit, dass ich da sein werde.“
    Lily drehte sich zum Gehen, aber Prudence hielt sie zurück. „Lily, du hast keine Schwierigkeiten bekommen, oder? Weil du mich begleitet hast, meine ich. Sonst musst du es mir erzählen, damit ich es in Ordnung bringen kann. “
    „Oh nein, Miss. Sir Oswald war ein bisschen kurz angebunden, gewiss, aber er weiß, dass ich nur Ihren Anweisungen gefolgt bin.“
    „Also keine Probleme?“
    „Nein, Miss. Der alte Niblett hat versucht, mich mit seinem Blick zu erdolchen, aber das ist mir egal.“
    „Der Butler? Ach je. Ich werde mit ihm reden. Entschuldige, dass ich dich da mit hineingezogen habe, Lily.“
    „Ach nein, Miss, machen Sie sich wegen des alten Niblett mal keine Sorgen.“ Lily grinste und strich züchtig ihre Schürze glatt. „Er war doch nur eifersüchtig, weil er noch nie im Haus eines Dukes war, ich aber schon. Dabei bin ich ein einfaches Mädchen vom Land ohne jeden Schliff. Und ich habe mit dem Duke gesprochen - von Angesicht zu Angesicht! Und der Lord, sein gut aussehender Cousin, hat mich auch noch ein zierliches Persönchen genannt! Also ist der alte Niblett schlicht nur eifersüchtig - und das bis zum Platzen.“ Sie zwinkerte ihrer Herrin zu und verließ beschwingten Schrittes den Raum.
    Um genau vier Uhr stand Prudence vor dem gelben Salon,

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