Ein koestliches Spiel
suchten, wer für sie den besten Platz finden oder ihr die erfrischendste Limonade bringen konnte, so ließ sie es sich nicht länger als einen oder zwei Augenblicke anmerken.
Prudence verfolgte zufrieden das geschäftige Treiben um ihre Schwester herum. Es waren genug Männer da, unter denen Charity wählen konnte. Wenn Hope und Faith sich in Bezug auf den Duke of Dinstable irrten, dann schwammen noch genug Fische in Charitys Meer.
Und obwohl ihre Schwester bei Weitem das schönste und netteste Mädchen im Saal war, konnte Prudence sie sich nicht wirk-lich als Duchess vorstellen. Ein Duke würde sicher anstreben, innerhalb seines Standes zu heiraten. Charity war nur die Enkelin eines unbedeutenden Barons, ein Mädchen, dessen Vater eine Mesalliance eingegangen war mit der Tochter eines Kaufmannes; Großvater hatte ihnen diesen Makel immer wieder vorgebetet. Würde eine minderwertige Abstammung einen Duke stören?
Was für ein Unsinn, rief sie sich zur Ordnung. Es gab keinen Grund, sich jetzt schon Sorgen zu machen. Sie hatte noch nicht einmal einen echten Anhaltspunkt für die Annahme, dass der Duke an Charity interessiert sei - nur den launischen Bericht eines Paars junger, alberner Mädchen. Und Charitys Erröten und ihre vehemente Verteidigung. Wenn der Bericht der Wahrheit entsprach, würde Prudence tun, was sie konnte, um die Verbindung zu fördern, aber in der Zwischenzeit war es wichtig, dass Charity möglichst viele infrage kommende junge Herren kennenlernte.
Und dann wären die Zwillinge an der Reihe. Was sie selbst betraf ... sie würde sich um Grace kümmern.
Sie fragte sich, ob wohl ein Brief aus Indien gekommen war. Sie hatte der Spülmagd Geld dagelassen, damit sie es ihrem Bruder im Dorf gab, und ihm Großonkel Oswalds Adresse aufgeschrieben, aber sie war sich nicht sicher, wie gut er lesen und schreiben konnte, und wenn er die Adresse falsch schrieb, nun ...
Wie unzuverlässig und gefährdet so ein Brief war, um solche Verantwortung zu tragen ...
Umso mehr Grund für Vertrauen und Treue, mahnte sich Prudence.
„Diese besondere Schattierung von Salbeigrün steht Ihnen ganz ausgezeichnet, meine Prudence“, murmelte eine tiefe, dunkle Stimme dicht an ihrem Ohr.
Sie wirbelte herum. „L...Lord C...Carradice.“ Er schaute sie auf eine Art und Weise an, dass ihr ganz heiß wurde, obwohl ihr Kleid eigentlich eher dünn war und ihr eben noch ein wenig kalt gewesen war. Sie zog ihren Schal enger um sich.
Er rührte sich nicht, aber dennoch war es, als liebkoste er sie mit den Augen.
Prudence spürte, wie sich die Hitze in ihr ausbreitete.
„Ich habe Sie gebeten, sich von mir fernzuhalten.“
Er lächelte nur, und Prudence konnte begreifen, warum so viele Frauen sich seinetwegen zum Narren gemacht hatten. Aber sie würde keine von ihnen sein!
„Ich würde es begrüßen, wenn Sie damit aufhören könnten, mich ... mich so anzugaffen“, zischte sie ihm zu und zog ihren bescheidenen Ausschnitt noch ein wenig höher. „Es ist mir peinlich.“ Sie verschränkte ihre Arme schützend vor der Brust.
Er versuchte, zerknirscht auszusehen. „Das war ich nicht“, gestand er. „Das waren meine Augen. Sie sind leicht vom rechten Weg abzubringen und haben keinerlei Gefühl für Sitte und Anstand.“ Seine Augen richteten sich wieder auf die Stelle, wo ihre Arme verschränkt waren, und er fügte leise hinzu: „Außerdem sind Sie so wunderschön. Meine armen Augen können der Versuchung nicht widerstehen, die Sie darstellen.“
Bei dem unerwarteten Kompliment wurde Prudence ganz atemlos vor Freude. Sie sind so wunderschön. Sie versuchte, die in ihr aufwallende Freude zurückzudrängen. Es wäre natürlich dumm, auch nur ein Wort von dem zu glauben, was er sagte. Solch leere Schmeichelei kam ihm zweifellos so leicht über die Lippen wie das Atmen. Diesen Nachmittag im Park hatte er indirekt gesagt, sie wäre zu unscheinbar, um einen Ehemann zu finden. Das Haar in der Suppe. Jetzt flirtete er schamlos, und nur naive Mädchen vom Land würden darauf hereinfallen. Sie spitzte missbilligend die Lippen, wie es vielleicht eine Gouvernante getan hätte. „Sie reden Unsinn. Vor Kurzem noch haben Sie gesagt, ich sei das Haar in der Suppe bei der Suche meiner Schwestern nach einem Ehemann und dass ... “
„So etwas habe ich nie gesagt“, unterbrach er sie gekränkt. „Warum sollte ich etwas so offensichtlich Lachhaftes sagen?“ „Das haben Sie aber. Im Park.“
„Überhaupt nicht wahr! Ich kann mich
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