Ein koestliches Spiel
gesagt hat, Prue“, flüsterte Grace, während Großonkel Oswald ihnen allen zur Feier des Tages ein halbes Glas Löwenzahnwein einschenkte. „Dass er dein falscher Verlobter sein will.“
Prudence nickte langsam. „Ja, aber warum? Das ist die Frage, Grace, Liebes. Warum würde Lord Carradice eine falsche Verlobung mit mir eingehen? Ich traue ihm kein bisschen.“
Grace sah sie ernst an. „Ich glaube nicht, dass er eine falsche Verlobung möchte, Prue. Ich glaube, er mag dich wirklich.“ Prudence rümpfte die Nase. „Unsinn! Was er mag, ist Spielchen spielen! Er zieht mich nur auf, Liebes. Der Mann ist bis auf die Knochen durchtrieben und unstet. Er weiß, dass ich Phillip versprochen bin.“
Hope stand hinter ihnen und hörte, was sie sagten. „Natürlich mag er dich, Prue. Im Park konnte er kaum die Augen von dir abwenden ! “
„Und Charity hat er nicht einmal angesehen“, fügte Faith hinzu. „Oder eine andere von uns, außer dir.“
Prudence hob eine Augenbraue und blickte fragend zu Charity hinüber, um eine Bestätigung dieser unglaublichen Behauptung zu erhalten.
Charity schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Prue, ich habe davon nichts gemerkt. Ich war ein wenig abgelenkt von den anderen Sehenswürdigkeiten im Park.“
Hope und Faith begannen zu kichern und flüsterten eifrig miteinander. Charity errötete ein wenig.
„Charity hat auch einen Bewunderer!“, verkündete Hope.
„Oh, sei nicht albern, Hope“, erwiderte Charity, aber sie wirkte irgendwie verlegen.
„Wie? Was war das? Unsere kleine Charity hat auch schon eine Eroberung gemacht“, rief Großonkel Oswald gut gelaunt. „Das überrascht mich nicht, wo du so ein reizendes Geschöpf bist. Ich glaube, sie werden in Scharen kommen, ehe wir es uns versehen. Jetzt, wo wir die Sache mit Prudence und dem jungen Carradice unter Dach und Fach haben!“ Freudestrahlend hob er sein Glas Löwenzahnwein. „Auf das glückliche Paar!“
Prudence stellte ihr Glas ab. Sie konnte darauf nicht trinken, nicht auf eine falsche Verlobung und einen Mann, der alles eindeutig nur getan hatte, um sie zu ärgern. Großonkel Oswald gegenüber hatte sie ein schrecklich schlechtes Gewissen, weil er sich so aufrichtig freute, dass sie einen Titel und Vermögen heiratete. Er wäre entsetzt, wenn er erführe, dass sie in Wahrheit einen mittellosen jüngeren Sohn aus unbedeutender Familie heiraten wollte.
„Komm schon, Prudence, Liebes, trink aus. Wird dir guttun, der Löwenzahnwein. Kräftigt das Blut, weißt du?“ Großonkel Oswald hob sein Glas. „Auf die zukünftige Lady Carradice!“
Das war ein Toast, auf den Prudence anstoßen konnte. Sie konnte reinen Gewissens auf seine unglückselige zukünftige Frau trinken. Die Arme, wer auch immer sie war, tat ihr von Herzen leid.
Sie nippte gehorsam, dann kam sie wieder auf das Thema von Charitys geheimnisvollem Verehrer. „Aber, Charity, erzähl uns doch von deinem Bewunderer.“ Sie wusste nicht, was für ein hinterhältiges Spiel Lord Carradice im Sinn hatte, aber wenn das bedeutete, dass Charity die Chance erhielt, einen Mann zu finden, würde sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um daraus für sie Vorteil zu schlagen.
„Mach dir keine Sorgen, Prudence, meine Liebe“, sagte Großonkel Oswald. „Charity bringen wir mühelos unter die Haube -ganz ohne Mühe. So hinreißend, wie sie ist, dürfte das kein Problem sein! Deinetwegen, da habe ich mir Sorgen gemacht, aber jetzt bin ich stolz auf dich, Liebes - zwanzigtausend im Jahr! Ich könnte nicht glücklicher sein, mein Wort drauf. Unsere kleine Prudence, sicher versorgt. Trinkt aus, Kinder, trinkt aus!“
Er hob sein Glas an die Lippen und leerte seinen Löwenzahnwein bis auf den allerletzten Tropfen. „Ich werde mit Lord Carradice sprechen und ausmachen, wann wir eine Verlobungsfeier haben können. Wenn er in der Stadt mit farbigen Kleidern herumläuft, kann ich mir nicht vorstellen, dass seine walisische Großtante etwas gegen eine kleine, geschmackvolle Feier einzuwenden hätte.“
Prudence trank mechanisch. Solange es ein Familiengeheimnis blieb, sollte es kein Problem geben. Sie war zuversichtlich, dass sie bei einer falschen Verlobung mitspielen konnte. Und sie war beinahe zuversichtlich, dass sie mit Lord Carradice zurechtkam. Gewarnt zu sein, bedeutete, gewappnet zu sein. Alles, was sie tun musste, war, dafür zu sorgen, dass Großonkel Oswald glücklich war und Charity einen guten und liebevollen Mann heiratete.
Jetzt musste sie
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