Ein koestliches Spiel
vielmehr genau daran erinnern, Ihnen versichert zu haben, dass Sie keine Probleme haben werden, einen Mann zu finden - Schönheiten wie Sie ziehen unweigerlich Verehrer in Scharen an -, und dass das, was auch immer mit Ihren Schwestern nicht stimmt, Ihre eigenen Chancen nicht mindern kann.“
Sie schaute ihn argwöhnisch an. Schönheiten wie Sie. Das konnte er doch unmöglich ernst meinen. Versuchte er etwa, verlorenes Terrain zurückzuerobern? „Was meinen Sie damit, was auch immer mit meinen Schwestern nicht stimmt? Mit meinen Schwestern stimmt alles!“
„Das sagt Edward auch. Also brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.“ Er seufzte zufrieden. „Das also war der Grund, weswegen Sie mir böse waren! Weil ich Ihre Schwestern gekränkt habe. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was es sein könnte. Verzeihung. Ich bin überzeugt, sie sind alle sehr nette junge Mädchen, und es wird Ihnen sicher schließlich gelingen, für alle jemanden zu finden.“
Prudence wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Er hatte geglaubt, ihre schönen Schwestern seien das Haar in der Suppe. Er nannte Prudence eine Schönheit. Das konnte er unmöglich ernst meinen. Aber er klang ernst. Hatte er einen Sehfehler? Sie schaute ihm forschend in die Augen, die sich sogleich verdunkelten und wieder diesen schläfrigen Ausdruck bekamen, den Ausdruck, der sie warnte, auf der Hut zu sein. Sein Blick glitt liebkosend über sie, sodass ein Schauer sie durchlief - aber nicht vor Kälte.
Seine Stimme senkte sich. „Habe ich Ihnen schon gesagt, wie ganz besonders reizend Sie heute Abend in diesem salbeigrünen Kleid aussehen? Es bringt Ihre herrliche Haarfarbe zur Geltung. Ich könnte mir glatt vorstellen, in den Kristalltiefen Ihrer Augen unterzugehen und mit diesem Schicksal glücklich zu sein.“
„Ja. Allerdings denke ich, Sie reden eine Menge Unsinn. Und ich hatte Sie gebeten, mich in Ruhe zu lassen. Könnten Sie außerdem bitte aufhören, mich so anzuschauen?“ Sie versuchte, streng zu klingen, aber seine Komplimente versetzten ihr Inneres in Aufruhr.
Sofort wirkte er zerknirscht, aber da sie gesehen hatte, wie er genau diese Miene schon für Großonkel Oswald, seinen Cousin und dessen Butler aufgesetzt hatte, ließ sie sich davon nicht täuschen. In seinen Augen funkelte Lachen. Der Mann war schamlos.
„Ich würde ja, wenn ich könnte. Aber es sind nun einmal meine Augen. Sie können Ihnen nicht widerstehen, aber ich werde sie für ihre Forschheit strafen.“ Er blinzelte mehrmals hintereinander mit den Augenlidern, dann sandte er ihr einen sinnlichträgen Blick.
Prudence merkte, dass ein Lächeln um ihre Lippen zuckte. Sie rang um eine ausdruckslose Miene. Er war einfach unverbesserlich, und sie durfte ihn nicht noch ermutigen.
Aber, Himmel, wie sollte sie ihm jemals widerstehen? Ihr Leben mit Großvater hatte sie gelehrt, sich gegen Brutalität zu wappnen, Wut, Zorn und Härte; gegen die Freude von Komplimenten, Wärme und Lachen war sie wehrlos. Und dagegen, gesagt zu bekommen, sie sei schön.
„Ich muss Ihnen sagen, ich wurde nach den Regeln striktesten Anstands erzogen“, erklärte sie ernst.
„Nein! Wirklich?“, erwiderte er in mitleidigem Ton. „Macht nichts, das ist das Nette am Älterwerden: Man kann den Folgen seiner Erziehung entkommen.“
Unserer Erziehung entkommen. Seine Worte bewegten sie. Plötzlich waren all ihre Probleme wieder da. Sie sollte nicht hier stehen und mit ihm flirten - ja, genau das hatte sie. getan, mit Lord Carradice geflirtet.
Leichthin fügte er hinzu: „Dinge verändern sich, Menschen verändern sich - einige von ihnen auf ganz reizende Weise.“ Sein Blick glitt bewundernd über sie.
Eine Hitzewelle erfasste sie, und Prudence atmete langsam aus. Manche Dinge veränderten sich erst, wenn man dafür sorgte. Sie musste Lord Carradice dazu bringen, wegzugehen. Sie konnte nicht klar denken, solange er in der Nähe war.
Sie ging in den Raum, in dem sich die Gäste zu dem musikalischen Vortrag einfanden. Lord Carradice folgte ihr. Zweimal hatte sie ihn jetzt schon gebeten, sich von ihr fernzuhalten! Und hatte er das auch nur ansatzweise zur Kenntnis genommen? Da fiel ihr ihr nächstes Kümmernis ein.
„Ich habe noch ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen.“
„Da hätte ich einen besseren Vorschlag.“ Langsam kam er näher.
Sie wich zurück und sandte ihm ihr frostigstes, abweisendstes Lächeln.
Seine Augen verengten sich belustigt. „Himmel, was für ein merkwürdiger
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