Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Koffer voller Tiere

Ein Koffer voller Tiere

Titel: Ein Koffer voller Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
Vom Netzwerk:
Königsfamilie. Als wir den Raum betraten, begrüßten uns vierzig bis fünfzig versammelte Frauen in der landesüblichen Weise mit einem eigenartigen schrillen Geheul. Sie schrien durchdringend und schlugen sich dabei schnell mit den Händen auf den Mund. Es war ohrenbetäubend. Die versammelten, prächtig gekleideten Ratgeber des Fon klatschten in die Hände, wodurch der allgemeine Tumult noch erhöht wurde. Fast betäubt von der Begrüßung, wurden Jacquie und ich zu beiden Seiten des Fon in zwei Sessel plaziert und der Tisch mit Getränken vor uns gestellt. Der Fon lehnte sich in seinen Sessel zurück und sah uns mit breitem, glücklichem Lächeln an. »Jetzt werden wir haben glückliche Zeit.« Bei den Worten beugte er sich vor und goß aus einer jungfräulichen Flasche Whisky die Gläser halbvoll.
    Die Kapelle war inzwischen angekommen. Sie bestand aus vier Jugendlichen und zwei Frauen des Fon. Sie hatten drei Trommeln, zwei Flöten und eine mit getrocknetem Mais gefüllte Kalebasse, mit der sie ein angenehm raschelndes Geräusch erzeugten, ähnlich dem einer Marimba. In einer Ecke des Tanzsaales richteten sie sich ein. Nach einigen Versuchsschlägen auf der Trommel sahen sie erwartungsvoll auf den Fon. Dieser bellte einen seiner Befehle. Daraufhin stellten zwei seiner Frauen einen kleinen Tisch mit einer Lampe in die Mitte des Tanzbodens. Es folgte ein neuer erwartungsvoller Trommelwirbel.
    »Mein Freund, du erinnerst dich an den europäischen Tanz, den du mir beigebracht hast, als du in Bafut warst?«
    »Ja, natürlich.«
    Bei einer der Parties, auf der mich der Fon mit seiner großzügigen Gastlichkeit unterhielt, hatte ich ihm, seinen Räten und Frauen beigebracht, wie man eine Conga tanzt. Es war ein unerhörter Erfolg gewesen. Doch glaubte ich, sie hätten es in den acht dazwischenliegenden Jahren vergessen.
    »Ich werde es euch zeigen«, sagte der Fon mit glänzenden Augen.
    Er bellte einen neuen Befehl. Etwa zwanzig von seinen Frauen schoben sich auf die Tanzfläche und stellten sich um den Tisch herum im Kreis auf. Jede klammerte sich fest an die Taille der anderen. Dann hockten sie sich hin, ungefähr wie Sportler beim Start und warteten.
    »Was soll das bedeuten?« flüsterte Jacquie.
    Ich beobachtete das Ganze mit diebischem Vergnügen. »Ich glaube, er hat sie seit meiner Abreise vor acht Jahren fortwährend Conga tanzen lassen, und jetzt will er uns eine Vorführung davon geben«, sagte ich halb in Gedanken.
    Der Fon hob die Hand; die Kapelle warf sich mit Begeisterung in eine Bafutmelodie mit unverkennbarem Congarhythmus. Die Gesichter vor Anspannung verkniffen, bewegten sich die Frauen, immer noch hockend, im Kreis um die Lampe. Bei jedem sechsten Schlag schleuderten sie ihre Beine zur Seite. Die Wirkung war bezaubernd. Begeistert von der Darbietung sagte ich: »Mein Freund, das ist großartig!« Jacquie stimmte mir enthusiastisch zu: »Sie tanzen wirklich ganz wunderbar!«
    »Diesen Tanz hast du mir beigebracht«, sagte der Fon.
    »Ja, ich erinnere mich daran.«
    Lachend wandte er sich an Jacquie. »Dein Mann ist sehr stark, wir haben getanzt, getanzt und getrunken... Wah! Gückliche Zeit!«
    Die Kapelle setzte ganz unregelmäßig aus. Die Frauen des Fon lächelten schüchtern auf unseren Applaus, erhoben sich aus ihrer hockenden Stellung und gingen wieder zu ihren Plätzen an der Wand zurück. Der Fon brüllte einen neuen Befehl. Eine große Kalebasse mit Palmwein wurde hereingebracht. Davon erhielt jede der Tänzerinnen ihren Anteil in die hohle Hand gegossen. Der Anblick veranlaßte den Fon, auch unsere Gläser neu zu füllen.
    »Ja«, fuhr er sich erinnernd fort, »dein Mann ist sehr stark beim Tanzen und Trinken.«
    »Jetzt bin ich nicht mehr stark, jetzt bin ich ein alter Mann«, sagte ich.
    »Nein, nein, mein Freund«, meinte der Fond lachend. »Ich bin alt, du bist jung.«
    »Du siehst jünger aus als vor acht Jahren.« Ich sagte dies nicht nur, ich meinte es auch.
    »Das kommt, weil du viele Frauen hast«, sagte Jacquie. »Wah! Nein«, sagte der Fon entsetzt, »meine Frauen machen mich zu müde.«
    Trübsinnig starrte er auf die Schar seiner Frauen an der Wand und nippte an seinem Whisky. »Meine Frauen halten mich zum Narren.«
    »Das gleiche sagt mein Mann von mir auch«, meinte Jacquie. »Dein Mann ist glücklicher, er hat nur eine Frau, ich habe viele. Und die halten mich zum Narren.
    »Aber Frauen sind sehr nützlich«, sagte Jacquie.
    Der Fon betrachtete sie skeptisch.
    »Wenn du

Weitere Kostenlose Bücher