Ein Koffer voller Tiere
ich Dich an die letzte Fahrt erinnern, die Du noch nicht bezahlt hast.
Dein guter Freund
Fon von Bafut
FLEISCH IN KISTEN
Sobald Bob und Sophie nachgekommen waren, gingen wir daran, unsere umfangreiche, ständig wachsende Sammlung systematisch zu ordnen. Wir hatten die große, schattige Veranda des Obergeschosses in Abteilungen geteilt. Eine Abteilung war für Reptilien, eine für Vögel und die dritte für Säugetiere. Jeder von uns mußte sich um eine Gruppe kümmern und bei den anderen helfen, wenn er eher fertig war. Schon am frühen Morgen gingen wir noch in Schlafanzügen auf die Veranda, um die Tiere zu beobachten und uns zu vergewissern, ob sie gesund seien. Nur durch genaue tägliche Inspektionen lernt man die Tiere so gut kennen, daß man schon das geringste Anzeichen einer Krankheit bemerkt, während der Uneingeweihte sie noch für normal und gesund hält. Dann säuberten und fütterten wir die empfindlicheren, wie zum Beispiel die Sonnenvögel, die beim ersten Tageslicht ihren Nektar bekommen müssen, und die Jungen, die auf ihre Flasche warteten. Erst danach gab es für uns Frühstück. Während des Essens verglichen wir die Aufzeichnungen über unsere Schützlinge. Unsere Tischgespräche, die sich meistens um die Verdauung der Tiere drehten, hätten jedem normalen Sterblichen den Appetit verschlagen. Durchfall oder Verstopfung ist bei einem Tier der beste Hinweis, daß das Futter falsch war, und das erste, manchmal das einzige Symptom für eine Krankheit.
Bei einer Expedition ist im allgemeinen das Fangen selbst der leichteste Teil. Sobald die Eingeborenen wissen, daß man lebende Tiere kaufen will, bringen sie mehr, als man gebrauchen kann. Nur hier und da ist eine Rarität darunter, neunzig Prozent sind unbrauchbare Durchschnittsware. Für ausgesprochene Seltenheiten muß man selbst auf Fang gehen; unterdessen bringen einem die Eingeborenen alles andere ins Haus. Man kann also behaupten, es sei einfach, die Tiere zu bekommen; die Schwierigkeit besteht nur darin, sie am Leben zu erhalten, wenn man sie erst einmal hat.
Bei einem frisch gefangenen Tier ist nicht der Schock, eingesperrt zu sein, am schlimmsten, sondern der Umstand, daß es in der Gefangenschaft mit dem für ihn ärgsten Feind, dem Menschen, zusammenleben muß. Sehr oft gewöhnt sich ein Tier ausgezeichnet an die Gefangenschaft, kann sich jedoch nicht damit abfinden, in so enger Nachbarschaft mit dem Menschen zu leben. Diese scheinbar unüberwindliche Schranke läßt sich nur durch Geduld und Liebe beseitigen. Manchmal wird dich ein Tier monatelang anfauchen und nach dir schnappen, sobald du dich seinem Käfig näherst, und du möchtest schon verzweifeln, ob du jemals einen guten Eindruck bei ihm erweckst. Eines Tages dann, manchmal völlig unerwartet, wird es dir entgegenkommen und das Futter von dir annehmen. Dann weißt du, daß alles Warten und alle Mühe sich gelohnt haben.
Das Füttern ist natürlich eine unserer Hauptsorgen. Man muß ziemlich genau wissen, was jedes Tier in der Freiheit frißt, man muß auch einen passenden Ersatz ausprobieren, wenn die natürliche Nahrung einmal nicht zu beschaffen ist, und man muß dem Tier beibringen, diesen Ersatz zu fressen.
Auch die oft sehr verschiedenartigen Sympathien und Antipathien der einzelnen Tiere wollen beachtet sein. Ich hatte einmal ein Nagetier, das jede normale Kost der Nager, wie Obst, Brot, Gemüse, verweigerte und sich drei Tage lang nur von Spaghetti ernährte. Dann hatte ich fünf Affen, alle gleichen Alters und von derselben Art, die höchst seltsame Idiosynkrasien an den Tag legten. Zwei von ihnen liebten hartgekochte Eier; die anderen drei hingegen hatten Angst vor diesen seltsam geformten, weißen Dingern und wollten sie nicht anrühren, ja, sie begannen zu schreien, wenn ein so schreckliches Objekt in ihren Käfig gesteckt wurde. Alle fünf aßen gern Orangen. Vier schälten die Frucht vorsichtig und warfen die Schale fort. Auch der fünfte pellte seine
Orange ab, warf dann aber die Frucht fort und fraß die Schale. Bei der Pflege von mehreren hundert Geschöpfen, die alle irgendwelche eigentümlichen Vorlieben zeigen, kann man bei dem Versuch, ihre Leidenschaften zu befriedigen und sie gesund und glücklich zu halten, manchmal fast verrückt werden.
Eine der mühsamsten und enttäuschendsten Aufgaben ist das Aufziehen junger Tiere mit der Flasche. Zunächst sind die Jungen im allgemeinen recht ungeschickt beim Annehmen einer Flasche, und es gibt nichts
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