Ein Koffer voller Tiere
Flöhe herausschneiden und vorbeugend Penicillin spritzen. — Die junge Zibet-Katze gab ihre erste Erwachsenen-»Vor-stellung«; als ich mich dem Käfig näherte, sträubten sich ihre Haare, dabei schnaufte sie tiefer und durchdringender, als es sonst beim Füttern ihre Gewohnheit war. — Große Laubbrauenkröte mit außergewöhnlich starken Augenbeschwerden erhalten. Ein großes, bösartiges Geschwür hinter dem Augapfel hatte das Tier erblinden lassen und war dann nach außen gewachsen. Dadurch sah die Kröte aus, als trüge sie einen Luftballon über dem Auge. Sie schien keine Schmerzen zu haben, darum versuchte ich nicht, das Geschwür zu entfernen.
20. Februar: Endlich fand Bob nach vielen Experimenten heraus, was die Haarfrösche fressen: Schnecken. Was hatten wir nicht alles versucht: junge Mäuse und Ratten, kleine Vögel, Eier, Käfer, Käferlarven und Heuschrecken — alles ohne Erfolg. Schnecken verschlingen sie gierig. Wir können jetzt also hoffen, die Frösche lebend nach England zu bringen. — Die Demidoff-Buschbabies haben eine Nierenkolik. Zwei heute früh durchnäßt gefunden, als hätten sie gebadet, habe die Milch für sie verdünnt, wahrscheinlich war sie zu fett. Außerdem mehr Insekten zum Füttern für sie beschafft. Die fünf jungen Demidoffs gedeihen immer noch gut mit Complan-Milch; das wundert mich, denn die Milch ist unglaublich fett, und wenn gewöhnliche Trockenmilch schon den erwachsenen Buschbabies nicht bekommt, so müßte man die gleiche Wirkung auf die Jungen erwarten.
1 6. März: Zwei schöne Kobras erhalten, die eine von 1,80 Meter, die andere von 60 Zentimetern Länge. Beide haben sofort Nahrung angenommen. — Die besten Eingänge heute waren ein Zwergmungoweibchen mit zwei Jungen. Die Babies sind noch blind und im Vergleich zu der dunkelbraunen Mutter außergewöhnlich hell. Ich habe die Jungen der Mutter fortgenommen, um sie mit der Flasche aufzuziehen, denn die Alte würde sie vernachlässigen oder töten, wenn ich sie ihr ließe.
17. März: Die Zwergmungos weigern sich entschieden, aus der Flasche oder einem Füllfederhalter zu trinken. Darum gab ich sie der Mutter zurück; ich hätte sie sonst nicht durchgebracht. Zu meinem Erstaunen nahm sie die Jungen und nährte sie. Das ist sehr ungewöhnlich. — Heute zwei Beinbrüche. Eine Woodford-Eule, die in einer Falle gefangen wurde, und ein junger Habicht mit einem Grünholzbruch. Ich fürchte, die Eule wird das Bein nicht mehr gebrauchen können, denn die Bänder scheinen gerissen und der Knochen stark gesplittert zu sein. Das Bein des Habichts wird in Ordnung kommen, es ist ein junges Tier. Beide fressen gut. — Die Demidoffs geben ein schwaches, miauendes Zischen von sich, wenn man sie nachts stört. Das ist der einzige Laut, den ich bei ihnen beobachtet habe, ausgenommen ein Zwitschern wie bei Fledermäusen, wenn sie miteinander streiten. — Die Krallenfrösche schreien jetzt nachts; es ist ein schwaches, piependes Geräusch, etwa so, als wenn man leicht mit dem Fingernagel gegen den Rand eines Glases schnippt.
2. April. Heute brachte man einen jungen, etwa zwei Jahre alten männlichen Schimpansen. War in einem fürchterlichen Zustand. Man hatte ihn in einer Drahtschlinge für Antilopen gefangen, dabei waren der linke Arm und die linke Hand zu Schaden gekommen. Handfläche und Gelenk waren aufgerissen und brandig. Das Tier war so schwach, daß es nicht aufrecht sitzen konnte. Die Haut hatte einen gelblichgrauen Ton. Ich verband die Wunden und spritzte Penicillin. Fuhr mit ihm nach Bemenda zum Tierarzt. Trotz Stimulanzien Lethargie und die seltsame Hautfarbe, die mir nicht gefielen. Der Tierarzt nahm eine Blutprobe und stellte Schlafkrankheit fest. Taten alles mögliche, doch das Tier fällt schnell ab; es ist rührend dankbar für alles, was man ihm antut.
3. April: Schimpanse gestorben. Schimpansen gehören zu den »geschützten« Tieren, doch werden sie hier in Bafut wie auch in anderen Teilen Kameruns regelmäßig getötet und gegessen. — Die große Rhinozeros-Viper gefüttert, mit — kleinen Ratten —. Eins der grünen Waldeichhörnchen scheint eine kahle Stelle auf dem Rücken zu bekommen. Wahrscheinlich Vitaminmangel. Verabreiche mehr Abidec. — Da wir jetzt genügend Eier von Webervögeln bekommen, gebe ich den Eichhörnchen täglich zusätzlich zu ihrer gewöhnlichen Kost davon. — Wenn die Quastenstachelschweine nachts gestört werden, schlagen sie einen raschen Trommelwirbel mit den Hinterbeinen
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